Oldenburg - Das Modeunternehmen „Zara“ hat vor wenigen Tagen seine große Filiale an der Langen Straße relativ kurzfristig geschlossen – nach 20 Jahren. Der Rückbau läuft, nach unbestätigten Informationen soll an der Stelle eine Filiale von „New Yorker“ entstehen. Doch für die Mitarbeiter von Zara ist die Sache damit noch nicht beendet. Der Betriebsrat kämpft um die Ausgestaltung des Sozialplans – und traf sich deshalb am Donnerstag mit der Zara-Vertretung vor dem Oldenburger Arbeitsgericht.
Nach Angaben von Arbeitsgerichts-Direktor Joachim Thöne ging es um die Einsetzung einer Einigungsstelle und deren Besetzung. Vorsitzender wird nun ein Richter im Ruhestand, der früher am Landesarbeitsgericht in Hamm tätig war.
Mitarbeiter in Bremen
Aktuell sind die ehemaligen Oldenburger Mitarbeiter bei Zara in Bremen eingesetzt. Um wie viele Betroffene es sich handelt, wurde nicht mitgeteilt. Im Schnitt hat eine Zara-Filiale in Deutschland 50 Mitarbeiter (etwa 3500 Mitarbeiter in 70 Läden). Festgelegt wurde bereits, dass für die Strecke von Oldenburg nach Bremen 90 Minuten Fahrtzeit als Arbeitszeit vergütet werden – drei Stunden für Hin- und Rückfahrt. Nun könne bis Ende Juni „in Ruhe der Sozialplan ausgearbeitet werden“, sagte Thöne.
Der Betriebsrat des Modegeschäfts kritisiert indes gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi in einer Mitteilung das Vorgehen des Konzerns bei der Schließung der Filiale. Sie müsse sozialverträglich durchgeführt werden. Zugleich werfen beide dem Unternehmen Verfehlungen vor. So seien bei Aufräumarbeiten in der Filiale gespeicherte Aufnahmen bis zurück zum Oktober 2023 gefunden worden, die eigentlich nach 72 Stunden hätten gelöscht werden müssen. „Diese Verletzung der Privatsphäre ist nicht nur rechtlich bedenklich, sondern zeugt von einem erschreckenden Mangel an Respekt vor der Würde und den Rechten der Angestellten“, heißt es in der Mitteilung.
Mitbestimmung blockiert
Weiterhin blockiere Zara die betriebliche Mitbestimmung, heißt es. Im Zentrum der Auseinandersetzungen stehe der Wunsch des Betriebsrats, eine Einigungsstelle zur Lösung von Meinungsverschiedenheiten einzurichten. Der Widerstand des Unternehmens, insbesondere die Ablehnung der vom Betriebsrat vorgeschlagenen Richter, die schon diverse Einigungsstellen bei Zara erfolgreich geleitet hätten, „wirft Fragen nach dem Willen zur fairen Verhandlung auf“.
Zur Entscheidung, die Lange Straße zu verlassen, hat sich das Unternehmen nicht geäußert. Experten vermuten in ähnlich gelagerten Fällen eine Folge des Konzentrationsprozesses im Einzelhandel, auch im Zusammenhang mit rückläufigen Umsätzen, niedrigeren Margen und hohen Mieten angesichts vieler immer noch relativ unbeweglicher Vermieter, heißt es. Einzelne Mitarbeiterinnen hatten sich angesichts der Schließungsankündigung allerdings optimistisch geäußert, als ehemalige Zara-Kräfte einen neuen Job finden zu können.
Wozu gehört Zara?
Zara hatte bereits 2020 im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Folgen von Corona angekündigt, weltweit mehr als 1200 Filialen (aktuell etwa 2300 Filialen in 95 Ländern) schließen zu wollen. Das Unternehmen wurde 1975 in Spanien gegründet, es gehört zum spanischen Inditex-Konzern und soll weltweit weit über 150.000 Mitarbeiter haben. Persönlich haftende Gesellschafterin von Zara Deutschland in Hamburg ist die Zara Management B.V. in Amsterdam.