Emden - In diesem Monat ist es 112 Jahre her, dass die „Titanic“ gesunken ist. Dieses zu jener Zeit größte jemals gebaute Schiff, ein britischer Passagierdampfer, sollte im Transatlantik-Verkehr eingesetzt werden. Als das 269 Meter lange Schiff mit Ziel New York am 10. April 1912 den Hafen Southhampton zur Jungfernfahrt verließ, ahnte niemand der über 2000 Menschen an Bord, dass sie Zeugen oder Opfer eines der dramatischsten Schiffsunglücke werden würden. Als in der Nacht auf den 15. April 1912 ein Eisberg im Nordatlantik die Seite des Schiffes aufriss, dauerte es knapp drei Stunden bis zum finalen Untergang, wobei etwa 1500 Menschen den Tod fanden.
Hans Sikora ist 1946 in Heimbach an der Nahe/ Rheinland-Pfalz geboren.
1966 kam er nach Emden zur Marine.
Der gelernte Autoschlosser war 35 Jahre lang bei Volkswagen Emden.
Heute wohnt er in Suurhusen.
Mehr als vier Jahre Bau
Ich stamme aus einem Gebiet in Rheinland-Pfalz, wo keine Schiffe verkehren, aber Wasser hat mich immer angezogen. Da ich mich seit jeher für Ozeane und Seefahrt interessiere, fröne ich meinem Hobby der maßstabsgetreuen Nachbildung von Schiffen. Jedes kleinste Detail formte ich in akribischer Bastelarbeit eigenhändig mit kleinsten Werkzeugen. Für das 1,88 Meter lange und 25 Zentimeter breite Modell der „Titanic“ habe ich mehr als viereinhalb Jahre gebraucht, allerdings mit Unterbrechungen. Ich hatte mir einen Bauplan gekauft, den ich vergrößerte und mich daran orientiert, aber alle Teile individuell gefertigt und nicht nach Vorgaben.
Auf der „Titanic“ befanden sich 20 Rettungsboote mit Plätzen für 1178 Personen. Bei meinem Modell habe ich die aus feinem Holz gebastelten Rettungsboote mit hellem Stoff aus verwaschenen dünnen Bettlaken versehen und geleimt, damit es stabil ist. Die Rettungsboote hängen an sogenannten Davits, der Aufhängung für Rettungsboote, auf der „Titanic“, die ich aus Kupfer bastelte.
Reling aus Schaschlik-Stäben
Für die Schornsteine nahm ich besonders dünne Holzleisten und bog diese ellipsenförmig, leimte sie übereinander, sprühte sie goldmetallic und oben schwarz, wo der Rauch beim Original das Material schwarz gefärbt hatte. Die Salonfenster beklebte ich mit blauer Pappe und die Fenster mit Spiegelfolie. Die Abgrenzungen an der Reling der Promenade im Außenbereich an Deck bestehen aus Teilen von Schaschlik-Stäben. Auf jeder Seite des Schiffes sind etwa 250 Bullaugen, die aus Hohlnieten in unterschiedlichen Größen eingebaut sind. Als die Bullaugen drin waren, habe ich den Schiffsrumpf mit Sprühfarbe lackiert. Die Masten – unten dick und nach oben dünn zulaufend – bestehen aus Pinseln. Als Leinen am Mast nahm ich dünnen Draht. Auch die Relings bestehen aus feinem Draht, den ich durch winzige Bohrlöcher geschoben habe. Unzählige Querstreben, sogenannte Spanten, sorgen zwischen den Bordwänden innen für Stabilität. Hinten im Heckbereich verarbeitete ich nur weiches Holz wie Fichte, Tanne oder Pappel, und zwar ohne Ast-Ringe, denn wenn die Löcher herausbrechen, kann es Probleme geben. Das ganze Schiff ist auf einem Ständer aus Eichenholz festmontiert.
Ausstellungsstück im Seemannsheim
Pastor Meenke Sandersfeld vom Seemannsheim hat das Modell der „Titanic“ gerne als Ausstellungsstück angenommen. Es steht heute im Gemeinschaftsraum im Seemannsheim an der Nesserlander Straße.
Wir fragen wieder: Wer erinnert sich an Begebenheiten von früher? Melden Sie sich bei uns. Unsere Mitarbeiterin Iris Hellmich, die diese Serie betreut, ist unter Telefon 04921/89000 oder per E-Mail an IrisHellmich@gmx.de zu erreichen.
Der Untergang der „Titanic“ war ein Jahrhundert-Unglück, das zu vermeiden gewesen wäre. Doch der Kapitän wollte unbedingt das Blaue Band für die schnellste Atlantik-Überquerung und hörte nicht auf Warnungen, die Geschwindigkeit zu drosseln, um besser Eisbergen ausweichen zu können. Wegen übertriebenem Ehrgeiz von Kapitän und Reederei mussten auf diese Weise viele Menschen sterben. Die Geschichte der „Titanic“ interessiert mich sehr, wie auch jene anderer Schiffe. Als mein nächstes Projekt ist der Elbdampfer bereits in Vorbereitung. Darüber hinaus habe ich noch weitere Ideen.