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CDU-Fraktion vermisst Zukunftskonzept für lippische Klinikstandorte

Landrat fordert Geduld statt Spekulationen

Detmold/Kreis Lippe

Der Landrat des Kreises Lippe, Dr. Axel Lehmann (SPD), hat darauf hingewiesen, dass die konzeptionellen Überlegungen für die beiden Klinikstandorte in Lemgo und Detmold zurzeit noch von Unsicherheiten erschwert würden.  

Wie sieht die Zukunft der lippischen Kliniken aus? Diese Frage beschäftigt Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Politik. Das Foto zeigt die Klinik in Detmold.
Wie sieht die Zukunft der lippischen Kliniken aus? Diese Frage beschäftigt Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Politik. Das Foto zeigt die Klinik in Detmold. Foto: Uwe Hellberg

Denn die Krankenhausreform im Bund sei immer noch in der Beratung und damit im Fluss. Von der CDU-Kreistagsfraktion wird Lehmann deswegen kritisiert, dem Landrat fehle ein Konzept zur gesundheitlichen Versorgung in Lippe.

Landrat Axel Lehmann habe großes Verständnis für die Gedanken, die sich die Lipperinnen und Lipper über die Zukunft des Krankenhausstandortes Lemgo machen, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Kreishaus von Freitag (19. April). Dennoch werbe er in der aktuellen Debatte um Geduld.

„Es hilft niemandem, im Wochenrhythmus halbgare Überlegungen öffentlich zu diskutieren. Das viel beschworene offene Wort muss kommen. Aber es muss dann kommen, wenn es auch inhaltlich belastbar ist“, betont Lehmann. Dennoch warteten Geschäftsführung und Aufsichtsrat nicht einfach eine Entscheidung aus Berlin ab, sondern arbeiteten mit Unterstützung eines externen Beratungsunternehmens an der Zukunftskonzeption für die beiden Standorte in Lemgo und Detmold.

Krankenhausreform: Karten werden neu gemischt

Lehmann, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates ist, hofft, im Sommer dieses Konzept vorlegen zu können. „Wir hatten bis dato unsere beiden Standorte gut aufgestellt, decken für unsere Patienten das breite Behandlungsspektrum eines Maximalversorgers ab und haben unwirtschaftliche Doppelvorhaltungen abgebaut. Aber jetzt zwingen uns die Krankenhausreformen in Bund und Land, die Karten wieder neu zu mischen“, erläutert Lehmann. „Die nötige Neuaufstellung muss daher gut durchdacht sein und darf kein Schnellschuss werden. Dabei bleibt es mein Ziel, den Klinikstandort Lemgo zu erhalten.“

Landrat Dr. Axel Lehmann (SPD) fordert ein Ende von „Spekulationen und Schlechtreden“ des Klinikums.
Landrat Dr. Axel Lehmann (SPD) fordert ein Ende von „Spekulationen und Schlechtreden“ des Klinikums. Foto: Kreis Lippe

Mit Entschiedenheit weist der Landrat die Behauptung zurück, man könne an den laufenden Bauarbeiten in Detmold sehen, dass es eine Konzeption gäbe, über die man mit Blick auf Lemgo nun dringend sprechen müsse. „Die Arbeiten in Detmold sind bereits vor Jahren beschlossen worden und dienen Verbesserungen bei Patientenkomfort und Betriebsabläufen. Stationen mit Dreibettzimmern und Etagentoilette sind niemandem mehr zuzumuten. Zeitgemäße Patientenstationen, eine auch baulich leistungsfähige Notaufnahme und die Modernisierung eines in die Jahre gekommenen OP-Bereichs müssen in jedem Fall realisiert werden. Und das geschieht gerade in Detmold.“ In Lemgo habe das Klinikum in den Vorjahren ebenfalls in modernere Patientenzimmer, neue Stationen und vor allem in moderne Medizintechnik investiert.

„Wir müssen jetzt endlich aufhören, mit Spekulationen und mit Schlechtreden unseres Klinikums die stationäre Versorgung im Kreis in Gänze zu gefährden“, fordert der Landrat. Natürlich gäbe es – wie in anderen Kliniken auch – Verbesserungsbedarfe und berechtigte Kritik. „Auf Basis der Mitarbeiterbefragung und regelhafter Patientenbefragungen gehen wir diese Themen auch an. Aber wir müssen in einer Zeit, in der Kliniken bundesweit in ihrer Existenz bedroht sind, zu unseren lippischen Krankenhäusern stehen. 2023 sind 40 Kliniken in Deutschland in die Insolvenz gegangen, für das laufende Jahr rechnet die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit 80 Pleiten. Da darf Lippe nicht dazugehören“, so der Landrat und verweist darauf, dass der Kreis Lippe im laufenden Jahr erstmalig die Klinikgesellschaft mit bis zu 20 Millionen Euro an Liquiditätshilfen stützt. Bundesweit seien durch die Inflation die Kosten der Kliniken rasant gestiegen. Die Vergütung durch die Kassen decke nur einen Bruchteil dieser Kostensteigerungen ab.

Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Andreas Kasper, kritisiert, es fehle ein umfassendes Konzept für die gesamte medizinische Versorgung im Kreis Lippe.
Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Andreas Kasper, kritisiert, es fehle ein umfassendes Konzept für die gesamte medizinische Versorgung im Kreis Lippe. Foto: CDU Lippe

Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Andreas Kasper, kritisiert hingegen: „Es fehlt in Lippe aber an einem umfassenden Konzept für die gesamte medizinische Versorgung im Kreisgebiet unter Einbeziehung nicht nur der Versorgung durch niedergelassene Ärzte, sondern auch durch das Klinikum Lippe. Hierbei kommt dem Standort des Klinikums in Lemgo eine besondere Bedeutung zu, nicht nur für die ambulante, sondern auch für die stationäre Versorgung im nördlichen Kreisgebiet.“

CDU vermisst „Führung und Vision“ durch Landrat

„Wie in zu vielen wichtigen Politikbereichen fehlt es hier an Konzeption, Führung und Vision durch den Landrat. Das wird auch an der der schwammigen Positionierung zur stationären Versorgung in Lemgo deutlich, die ihm selbst seine Parteigenossen in Lemgo nicht abkaufen“, so Kasper.

Die von Lehmann im Vorfeld der letzten Kommunalwahl propagierten Gesundheitszentren hätten sich insofern als Mogelpackung für die Bevölkerung erwiesen, als das hier im Wesentlichen eine Pflegeberatung angeboten werde, jedoch keine ärztliche Versorgungsleistung, fasst Torsten Edler als gesundheitspolitischer Sprecher aus Sicht der CDU-Fraktion den Stand der Aktivitäten des Kreises zusammen.

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