Hüttenbergerin spendet ihre Puppen für den guten Zweck

Die Puppensammlung einer Hüttenbergerin: Die meisten Puppen stammen aus den 50er- und 60er-Jahren, aber es gibt auch Repliken aus den 80er-Jahren.
© Schepp

Eine Hüttenbergerin spendet ihre gesamte Puppensammlung dem riesigen Wohltätigkeitsbasar in Gießen. Was hat sie dazu bewegt?

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Gießen/Hüttenberg. Wenn die Besucher des Charity-Flohmarkts des Round Table Club 94 am Sonntag in den Hessenhallen auf Entdeckungstour gehen, werden sie auf viele Schätze stoßen. Ein besonderer Blickfang sind dabei Bärbel, Ursel, Christel und über 20 ihrer Kolleginnen. Eine Spenderin hat ihre komplette Sammlung von Schildkröt-Puppen zur Verfügung gestellt.

Das Logo mit der Schildkröte im Nacken oder am Rücken verrät: Diese Puppe stammt von Schildkröt, dem ältesten Puppenhersteller Deutschlands. Dem war es 1896 gelungen, eine wasserfeste „Badepuppe“ aus Zelluloid herzustellen. Das Fimenlogo symbolisierte mit dem harten Panzer der Schildkröte, dass man es mit einem robusten Material zu tun hat. Weil die Herstellung kostengünstig war, wurden Puppen nun für viele Bevölkerungskreise erschwinglich. Über die Jahre entstanden viele unterschiedliche Modelle – anfangs ohne Haare, später mit kurzem oder langem Haar. Es gab Steh- und Babypuppen und später das legendäre Schlummerle mit weichem Körper. Fast jedes Mädchen, das in den 50er- und 60er-Jahren aufwuchs (für Jungen war das Spiel mit Puppen bekanntlich weitgehend tabu), besaß eine Schildkröt-Puppe.

Liebevoll gepflegte Spielpuppen

Marianne Gress aus Hüttenberg kaufte die erste Puppe ihrer Sammlung erst viel später, „Ich habe sie in den 70er-Jahren auf einem Flohmarkt in Oldenburg entdeckt“, erinnert sich die 81-Jährige. In den Folgejahren kamen immer mehr Exemplare hinzu, und jede Einzelne war ihr lieb und teuer.

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Jedes Jahr, berichtet sie, habe sie die Puppen sorgfältig gereinigt und die Kleider gewaschen. „Damit war ich ganz schön beschäftigt“, sagt sie und lacht. Der Aufwand, das zeigt sich heute, hat sich gelohnt. Alle Puppen sind in einem sehr guten Zustand, man sieht ihnen an, dass sie liebevoll gepflegt wurden. Das bestätigt Gabriele Wiebel, Puppenexpertin des Hanauer Puppenmuseums und seit vielen Jahren Puppen-Doktorin.

Die Fachfrau wurde von Eva Bünting zurate gezogen, die gemeinsam mit vielen anderen Ehrenamtlichen des Service Clubs Round Table 94 dafür sorgt, dass der riesige Wohltätigkeitsbasar in den Hessenhallen ein Erfolgsmodell ist. Als Marianne Gress ihr eröffnete, dass sie ihre gesamte Puppensammlung plus Puppenwagen spenden wolle, hat sich Eva Bünting nicht nur riesig gefreut, sondern gleichzeitig auch beschlossen, die Puppen angemessen in Szene zu setzen.

Christel und Co. für Nostalgikerinnen

Bärbel, Ursel und Monika sind Spielpuppen, die keinen hohen Sammlerwert besitzen. Wer sich für sie interessiert, tut das in der Regel aus nostalgischen Gründen. Wer als Kind einmal eine solche Puppe besessen hat und diese schon lange nicht mehr besitzt, hat vielleicht heute wieder Spaß daran. Während die Spielpuppen schon für ungefähr 20 Euro zu haben sind, gibt es in der Sammlung von Marianne Grewe auch zwei sogenannte Künstlerpuppen. Dies sind Repliken aus den 80er Jahren, die für 100 bis 120 Euro gehandelt werden.

Der Markt für Puppen, das weiß auch die Hüttenberger Seniorin, hat sich stark verändert, die Nachfrage ist nicht mehr so groß wie früher. Auch Kinder, Enkel und Urenkel haben oftmals kein Interesse an den Schätzchen von früher. Heute gibt es in jedem Kinderzimmer Unmengen an heiß geliebten Kuscheltieren, aber nicht unbedingt Puppen. Und wenn, dann sind es oftmals lebensechte Multifunktions-Babypuppen, die nicht nur mit den Wimpern klimpern wie ihre Vorgängerinnen aus den 60er Jahren, sondern die fast alles können, was ein „echtes“ Baby auch kann. Die Christels von früher kommen da nicht mit.

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Als Marianne Gress sich entschloss, ihren Hausstand zu verkleinern, entschied sie sich auch schweren Herzens, sich von der Puppensammlung zu trennen. Sie spendete sie an die Gießener Round Tabler – in der Hoffnung, auf diese Weise die eine oder andere Nostalgikerin zu erfreuen und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Eva Bünting ist sicher, dass dies gelingen wird.

Der 18. Wohltätigkeitsflohmarkt „Gießener Tage“ des Serviceclubs Round Table 94 Gießen unter dem Motto „Ausmisten und Kaufen für den guten Zweck“ findet am Sonntag, 21. April, von 8 bis 15 Uhr in den Hessenhallen statt. Annahme der Sachspenden: Samstag, 20. April, 8 bis 14 Uhr. Die Sachspenden sollten vorsortiert sein, möglichst nach den Kategorien Haushaltswaren, Geschirr, Kinderspielzeug, Kleidung, Sport/Freizeit, Schmuck, Elektro, Bücher, Möbel, Diverses.

Von Christine Steines