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Neue Zahlen zu Verlusten decken entscheidende Schwäche des Panzers im Ukraine-Krieg auf

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Ein Medienbericht benennt die Panzer-Verluste der Ukraine im Krieg mit Russland. Vor allem eine Waffe schmälere die Wirkung der Panzer auf dem Schlachtfeld.

Donbass – Die Alarmsignale werden lauter: Das Russland-Regime von Kreml-Machthaber Wladimir Putin bereite sich auf einen großangelegten militärischen Konflikt mit der Nato vor, schreiben die Analysten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in einem neuerlichen Lage-Bericht rund um den Ukraine-Krieg.

Verluste im Krieg mit Russland: Die Ukraine hat mittlerweile viele Panzer verloren

Währenddessen sind die Invasionstruppen, die Moskau völkerrechtswidrig geschickt hat, in der Ukraine auf dem Vormarsch an der Front. Eigentlich wollten die Ukrainer den russischen Vorstoß westlich der völlig zerstörten Industriestadt Awdijiwka entlang der Dörfer Berdytschi, Semeniwka, Orliwka und Tonenke eindämmen. Doch die Verteidiger sind weiter auf dem Rückzug.

Auch, weil ihnen die westlichen Panzer so langsam ausgehen. Fotos dokumentierten zuletzt, dass die ukrainische Armee etwa bei Awdijiwka einen Kampfpanzer M1 Abrams verloren hat. Wegen der Gefahr durch lauernde Kamikaze-Drohnen, stellt die New York Times (NYT) jetzt sogar die Frage, ob Panzer im Kriegsgeschehen des 21. Jahrhunderts überhaupt noch einen Platz haben. Unterlegt mit neuen Zahlen zu Panzer-Verlusten in der Ukraine.

Ein zerstörter Abrams-Panzer steht in der Ukraine unweit von Awdijiwka.
Ein zerstörter Abrams-Panzer steht in der Ukraine unweit von Awdijiwka. © IMAGO / SNA

Verluste gegen russische Drohnen im Ukraine-Krieg: Westliche Panzer der Ukraine haben drei Schwachstellen

So hätten die Russen in den vergangenen zwei Monaten unter anderem fünf der 31 gelieferten Abrams-Panzer aus den USA ausgeschaltet. Laut der Open-Source-Intelligence-Website Oryx, die militärische Verluste zum Beispiel anhand von Fotos und Kartenmaterial dokumentiert, haben die ukrainischen Streitkräfte bis zum 20. April insgesamt 796 Panzer verloren – darunter seien zum Beispiel auch 30 Leopard-2-Panzer aus deutscher Produktion.

Die Invasionsarmee Putins büßte demnach schon mehr als 2900 Panzer ein. Interessant ist nicht nur, dass der ukrainische Generalstab in Kiew dagegen behauptet, man habe mehr als 7200 russische Panzer zerstört oder erbeutet. Sondern auch, inwieweit die Fragestellung der NYT zutrifft. Der Bericht nennt drei wesentliche Schwachstellen der Panzer gegen russische Kamikaze-Drohnen wie die Lancet, die mittlerweile in mehreren Analysen zum Ukraine-Krieg beschrieben wurden. Bei den Schwachstellen handelt es sich um das schwächer gepanzerte Dach des Turms, den Bereich zwischen Wanne und Turm sowie um die Abdeckung für den Motorblock hinten an der Wanne.

Drohnen im Ukraine-Krieg: Häufiger Einsatz gegen beschädigte Panzer

Jahrelang seien die Panzer hauptsächlich mit Landminen, improvisierten Sprengkörpern, Granaten oder schultergestützten Panzerabwehrlenkwaffen angegriffen worden, heißt es in dem Beitrag aus der amerikanischen Metropole. Am treffsichersten seien nun aber FPV-Kamikaze-Drohnen, die mithilfe von Kameras Echtzeitbilder an die jeweiligen Drohnen-Piloten übertragen können und somit das Zielen wesentlich erleichtern. Die NYT zitiert den österreichischen Militärexperten Markus Reisner, wonach die Drohnen von beiden Seiten vor allem dafür eingesetzt werden, abgestellte und/oder beschädigte Panzer in Brand zu schießen oder zumindest derart zu beschädigen, dass sie nicht mehr abtransportiert werden können.

Ob Leopard 2, Abrams oder britische Challenger: Überliefert ist, dass sämtliche westliche Panzer-Typen der Ukrainer keine abstandsaktiven Hardkill-Systeme integriert haben, bei denen Schrapnelle wie bei einer Schrotflinte verschossen werden und die so die Geschosse von Panzerabwehrwaffen oder Drohnen unschädlich machen sollen. Die „Leos“ und die Abrams haben zum Beispiel zwar jeweils ein schweres Maschinengewehr auf dem Dach montiert, die beim Schießen jedoch einen begrenzten Winkel haben. Und die freilich händisch bedient werden müssen, was ihren Einsatz gegen Drohnen sehr, sehr schwierig macht.

Panzer-Besatzungen der Ukraine: Kaum eine Verteidigungschance gegen Drohnen

Laut des NYT-Berichts gebe es keine einheitliche Möglichkeit für die Panzer-Besatzungen, um sich gegen die rasant und unvorhergesehen auftauchenden Drohnen zu verteidigen. Laut Reisner, der ein Historiker und ein Oberst des österreichischen Bundesheeres ist, wurden etwa jene Abrams durch russische Drohnen abgeschossen, die Kiew im Februar verzweifelt nach Awdijiwka entsandte, um die heftig umkämpfte Donbass-Kleinstadt irgendwie noch zu verteidigen – was letztlich misslang.

Reisner begründete den Verlust der Abrams im Ukraine-Krieg auch damit, dass der 47. ukrainischen Brigade offenbar keine Flugabwehrkanonenpanzer Gepard zugeteilt wurden. Mit diesen hätten die ukrainischen Soldaten seiner Einschätzung zufolge zumindest versuchen können, die Drohnen anzugreifen.

Panzer aus dem Westen für Ukraine-Krieg: Rüstungskonzerne wie KNDS lernen aus Ukraine-Bildern

Die westlichen Rüstungskonzerne haben indes längst von den Erfahrungen aus der Ukraine gelernt und ihre Schlüsse daraus gezogen. Der deutsch-französische Panzerbauer KNDS hat zum Beispiel kürzlich den sogenannten Enhanced Main Battle Tank (EMBT) vorgestellt. Der hochmoderne Panzer verfügt laut des Magazins Europäische Sicherheit & Technik über neueste Technologien wie das beschriebene abstandsaktive Schutzsystem (APS) gegen Panzerabwehrlenkwaffen und Drohnen. Fotos zufolge handelt es sich dabei um ein ebensolches Hardkill-System. Die These, der Panzer könnte im 21. Jahrhundert ausgedient haben, widerlegt noch ein anderer Umstand. Konkret: In der aktuellen Phase des Ukraine-Kriegs sind die Panzer zum Beispiel in den weiten Ebenen des Donbass oder südlich von Saporischschja zwar verwundbar.

Sollte in der Zukunft aber wieder mehr in den Städten gekämpft werden, wäre der Einsatz von Drohnen gegen die Panzer wegen der hohen Gebäude und der dichten Straßen, durch die sich diese bewegen, viel schwieriger. Hier könnten die Panzerbesatzungen die wuchtigen Glattrohrkanonen im Kaliber 105-mm bis 125-mm umso effektiver einsetzen. Russland soll dem Vernehmen eine Großoffensive auf die Millionenstadt Charkiw planen. Das könnte den Panzern wieder eine ganz andere Bedeutung verschaffen. Vor allem für die Verteidiger. (pm)

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