„Ein Handtuch hatten wir dabei, mehr nicht“: Frau bringt Baby am Straßenrand zur Welt
Monte ist am Ostersonntagmorgen in Neubensdorf in einem privaten Auto zur Welt gekommen. Darüber freuen sich seine große Schwester Coco Amaya, Melissa Wuttke und Christian Schmidt.
Quelle: Heike Schulze
Neubensdorf. Die Fahrt ins Uniklinikum in Brandenburg an der Havel wollte er nicht abwarten: Der kleine Monte erblickte in einem privaten Auto das Licht der Welt – am Straßenrand in Neubensdorf, ohne medizinische Hilfe.
Vater Christian Schmidt wurde unfreiwillig zum Geburtshelfer seines Sohnes, mitten auf der B 1 unterstützte er seine Partnerin Melissa Wuttke bei der Entbindung. Doch von vorn.
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„Die Wehen kamen in der Nacht in immer dichteren Abständen“, erinnert sich Wuttke, die mit ihrer Familie im nahen Genthin (Sachsen-Anhalt) lebt. In Panik verfiel sie aber nicht, ließ Partner und die elfmonatige große Schwester Coco Amaya bis 7.30 Uhr schlafen.
Dann musste es aber doch schnell gehen. „In Genthin gibt es kein Krankenhaus mehr, also mussten wir nach Brandenburg“, sagt Wuttke. Ihre Schwester übernahm die Betreuung der kleinen Coco, um 8.20 Uhr düsten sie und ihr Lebenspartner an diesem Ostersonntag los in Richtung Uniklinikum Brandenburg.
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Baby kommt an der B 1 in Neubensdorf zur Welt
Zu weit für Monte: Kurz hinter dem Ortseingang Neubensdorf war sein Köpfchen schon draußen, an der Genthiner Straße 64 war der kleine Mann geboren. Christian Schmidt nahm seinen winzigen Sohn als Erster in die Arme. „Ein Handtuch hatten wir dabei, mehr nicht. Das war auch noch benutzt. Aber was sollte ich denn tun?“, sagt der glückliche Vater gut zwei Wochen nach der Geburt.
Er wickelte den kleinen Monte in das Handtuch, legte ihn auf den Bauch der Mutter und rief die Rettung. Hilfe kam aber schon viel schneller: Familie Simon, die in der Genthiner Straße 64 wohnt, erkannte die Notlage und brachte Handtücher und Decken. Und jemanden zum Händchenhalten. Zufall: Eine junge Frau aus dem Haus war am selben Morgen zur Entbindung ins Universitätsklinikum gefahren. „Deswegen lagen die Sachen schon bereit“, sagt Wuttke.
Monte ist am Ostersonntagmorgen in Neubensdorf in einem Auto zur Welt gekommen.
Quelle: Heike Schulze
Rettungswagen, Hubschrauber und Polizei waren wenig später vor Ort und übernahmen die Betreuung. Das Wichtigste: Alles ist gut gegangen, der kleine Monte wohlauf. Schon einen Tag später waren er und seine Mutter wieder zu Hause in Genthin.
Doch welcher Geburtsort wird nun für den kleinen Mann vermerkt? Die Antwort kennt der Wusterwitzer Amtsdirektor Michael Hase, zu dem Neubensdorf zählt. „Wenn ein neugeborenes Kind das Auto verlässt, ist der Standort des Wagens sein Geburtsort.“ Damit ist der kleine Monte Wuttke also gebürtiger Neubensdorfer. „Wäre ich die drei Kilometer bis Plaue weitergefahren und hätte erst dort gestoppt, wäre Monte jetzt Brandenburger“, sagt Vater Christian Schmidt. Unterm Strich sei das aber völlig egal.
Wusterwitz: Erste Geburt im Amt im Jahr 2024
Der Wusterwitzer Standesbeamtin Pauline Hartmann hat die spektakuläre Geburt Arbeit verschafft. Sie hatte gerade einen Urlaub angetreten, als sie davon erfuhr. „Hausgeburten haben wir im Amtsbereich vielleicht eine bis zwei pro Jahr“, sagt sie. Aber die seien angemeldet. „Eine Autogeburt gab es hier noch nie.“
Inzwischen hat sie den Kontakt zur Familie her- und sie zur Ausgabe der Geburtsurkunde einbestellt. „Es war ein schöner Moment für uns und überhaupt die erste Geburt in diesem Jahr im Amtsbereich“, so Hartmann.
MAZ