Die Hiobsbotschaft erreichte die TSV Hannover-Burgdorf und ihren Trainer Christian Prokop am Freitagmorgen. Torhüter Dario Quenstedt meldete sich beim Klub aus der Liqui Moly Handball-Bundesliga mit Magen-Darm-Virus ab.

Weil der zweite Keeper Simon Gade nach Muskelfaserriss noch in der Reha steckt, standen die Niedersachsen beim 33:26 (16:11) gegen Frisch Auf Göppingen plötzlich ohne erfahrenen Torhüter da.

Wie macht er den denn?Traumhafter Konter bei Hannover-Spektakel

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Handball: Schüler mit Kind rettet Bundesligist

Die Lösung hieß Lasse Andresen, Jahrgang 2004. Noch Schüler, aber bereits Vater des acht Monate jungen Yori. Andresen zählt eigentlich zum Kader der zweiten Mannschaft (3. Liga Nord/Ost) der Niedersachsen.

Als zweiter Torhüter saß Tobias Szymon Wagner, ebenfalls aus der zweiten Mannschaft, auf der Bank. Den hatte die TSV Hannover-Burgdorf im Winter aus Großenheidorn geholt, weil Reserve-Schnapper Lukas Reichenbach verletzt war.

Fazit: Dramatischer konnten die Voraussetzungen für Hannover-Burgdorf gar nicht mehr sein. Aber am Ende lief fast alles wie am Schnürchen in einem Handball-Märchen.

Nach 64 Sekunden feiert Schüler Andresen seine erste Bundesliga-Parade, er kratzt den Wurf von Tim Kneule aus dem langen Eck. Zu Spielbeginn macht Hannover-Burgdorf genau das, was Trainer Prokop vor dem Anwurf fordert: „Unsere Abwehr muss unserem jungen Mann dahinter helfen.“

In der 6. Minute sorgt Andresen dafür, dass Göppingens Siebenmeter-Garant Marcel Schiller den Ball über die Kiste zimmert. Bahnt sich da schon das Handball-Märchen an?

Tragisch: Ein Fehlpass Andresens sorgt für Göppingens Tor zum 5:3 (8.). Wahnsinn: Nicht mal 60 Sekunden später hält er den nächsten Siebenmeter von Schiller. In die Pause geht Hannover-Burgdorf mit einer 16:11-Führung, Andresen steuert dazu 31,25 Prozent Paraden-Quote bei.

Nach der Pause liefert Andresen weiter ab, er findet sogar Zeit zum Plausch mit dem Tor-Schiedsrichter links neben seiner Kiste. Geht' s noch cooler? Ab Minute 48, die Gastgeber führen 27:19, schallen „Lasse“-Chöre durch die ZAG-Arena.

Den Sieg lassen sich die Niedersachsen nicht mehr nehmen. Die Schlussphase wird zur „Lasse-Party“, der bärenstarke Aushilfs-Keeper wird nach seiner Auswechslung (54.) mit stehenden Ovationen gefeiert. Prokop gönnt auch Wagner das Erlebnis Bundesliga. Er dankt es sofort mit seiner ersten Parade beim ersten Wurf.

Andresen danach: „Ein unfassbares Erlebnis. Aber die Nacht wird kurz.“ Samstag ist um 10 Uhr Abfahrt mit der zweiten Mannschaft zum Spiel beim HC Burgenland (Naumburg).

Noch mehr Grund zur Freude für die TSV Hannover-Burgdorf: Die A-Junioren stehen im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Nach dem 33:28 im Hinspiel reichte der U19 das 31:34 im Rückspiel beim SC Magdeburg für die Runde der letzten Vier. Gegner dort ist im Hinspiel am Mittwoch (15 Uhr, Pausewang-Halle Burgdorf) der Sieger aus Rhein-Neckar Löwen gegen Bayer Dormagen.