Marktberichte

Istanbuls Börse bricht ein Dax-Anleger unbeeindruckt von Türkei-Crash

Im Niemandsland verharrt der Dax zum Wochenstart.

Im Niemandsland verharrt der Dax zum Wochenstart.

(Foto: dpa)

Der gescheiterte Putschversuch in der Türkei reißt die Istanbuler Börse nach unten - europäische Indizes zeigen hingegen wenig Reaktion. Einen müden Start in die Woche legt auch der Dax hin. Der Punkte-Verlust liegt aber im einstelligen Bereich.

Munter startete der Dax zunächst in die neue Handelswoche, nur um seine Anfangsgewinne schnell wieder abzugeben. Danach pendelte der deutsche Leitindex um den Schlusskurs vom Freitagabend, am Ende reichte es noch für einen kleinen Aufschlag: Der Dax ging nahezu unverändert bei 10.063 Punkten aus dem Handel.

Dax
DAX 17.932,68

Der gescheiterte Putsch gegen Erdogan in der Türkei ließ die meisten europäischen Börsen weitgehend kalt, so auch die deutsche. "Es kommt allerdings darauf an, wo genau man hinschaut", sagte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil. "Bei der Eröffnung des türkischen Aktienmarkts sahen wir einen Abschlag von mehr als zwei Prozent". Im Laufe des Handelstages weiteten sich die Verluste deutlich aus, die Börse in Istanbul ging mit einem Minus von 7,1 Prozent aus dem Handel. Die türkische Lira, nach Bekanntgabe des Putschversuchs zunächst fünf Prozent schwächer, hat sich dann aber erholt." Besonders deutlich erwischte es die Tourismusbranche.

Unter den Einzelwerten an der Istanbuler Börse stürzte der Kurs von Turkish Airlines um 12,6 Prozent ab. Die Fluggesellschaft dürfte besonders stark darunter leiden, wenn als Folge der innenpolitischen Lage der Türkei-Tourismus noch stärker zurückgeht.

In Europa standen andere Einzelaktien mit Bezug zur Türkei im Blick: Genannt werden dabei unter anderem Metro, Ströer, Fraport und Eon, oder, in Spanien, BBVA. Die Aktien der spanischen Großbank fielen um 2,3 Prozent. Zu Metro hieß es, sie seien in der Türkei über ihre Media-Märkte und Cash & Carry betroffen. Bei Fraport könnten Anleger ein Fragezeichen hinter die Jahresziele setzen, da diese stark vom Flughafen in Antalya abhingen. Für Ströer ist die Türkei einer der Kernmärkte, bei Eon könnten die Verkaufs- und IPO-Pläne der türkischen Beteiligung Enerjisa auf Eis gelegt werden. Fraport und Metro gaben etwas nach, Ströer zogen dagegen an. Eon schlossen leicht im Minus.

Für positive Stimmung in der Halbleiter-Industrie sorgte die geplante, umgerechnet 29 Milliarden Euro schwere Übernahme des britischen Chip-Designers ARM durch den japanischen Telekom-Konzern Softbank. Infineon stiegen im Dax daraufhin um 2,1 Prozent. Die Papiere des ARM-Rivalen Dialog Semiconductor legten im TecDax 6,3 Prozent zu. ARM schossen in London um 41 Prozent in die Höhe.

Frankfurt: Hapag-Lloyd brechen im SDax ein

Bayer
Bayer 26,15

Der Dax schloss unverändert auf 10.063 Punkten. Für den MDax ging es hingegen um 0,4 Prozent nach oben auf 20.629 Zähler. Ein Plus von 1,1 Prozent verzeichnete der TecDax, der auf 1644 Punkte zulegte. Der Euro-Stoxx-50 gab 0,2 Prozent nach.

Größter Verlierer im Dax waren die Bayer-Aktien, die mit einem Minus von 1,1 Prozent am Ende landeten. Im Handel wird eine anhaltend volatile Entwicklung in der Aktie erwartet, bis Klarheit über die geplante Monsanto-Übernahme bestehe. Das auf 125 Dollar je Aktie erhöhte Gebot werde die Monsanto-Aktionäre nicht umstimmen, auch werde Monsanto den Leverkusenern zu diesem Preis keinen Einblick in die Bücher gewähren. Es sei nicht auszuschließen, dass Bayer das Gebot weiter anheben werde.

Ein Anstieg bei Umsatz, Gewinn und Auftragseingang schoben im MDax Kion an. Die Papiere des Gabelstapler-Herstellers verbuchten ein Plus von 1,4 Prozent. "Alle Kennzahlen liegen leicht über unseren Schätzungen. Positiv ist aber vor allem der Auftragseingang", sagte ein Händler. Mit einem Plus von 8,3 Prozent sei die Prognose seines Hauses von 7 Prozent recht deutlich übertroffen worden.

Hapag-Lloyd
Hapag-Lloyd 122,20

Einen Kurseinbruch von zeitweise über 10 Prozent erlitten dagegen Hapag-Lloyd nach einer Gewinnwarnung. Anstelle leicht steigender wird nun mit fallenden Gewinnen gerechnet. Händler verwiesen auf eine sehr pessimistische Prognose des Containerschiff-Betreibers. Am Ende ging das Papier mit einem Minus von 8,9 Prozent aus dem Handel.

USA: Wall Street mit geringen Aufschlägen

Die US-Börsen legen nach ihrer Rekordjagd der vergangenen Woche eine Verschnaufpause ein. Die Wall-Street zeigte sich auch wenig beeindruckt vom gescheiterten Militärputsch in der Türkei. "Die Märkte dürften durch die Geschäftszahlen angetrieben werden, während geopolitische Probleme zunächst in den Hintergrund treten", sagte Analyst Peter Cardillo vom Brokerhaus First Standard Financial. Die ersten Ergebnisse der Berichtssaison zum zweiten Quartal seien ordentlich gewesen und hätten meist die Erwartungen übertroffen.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notiert 0,2 Prozent im Plus bei 18.544 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 notiert 0,2 Prozent fester bei 2167 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewinnt 0,6 Prozent auf 5061 Stellen.

Die Aktien der Bank of America liegen 2,4 Prozent im Plus. Die zweitgrößte US-Bank verdiente im zweiten Quartal trotz eines Gewinnrückgangs mehr als erwartet. Branchenprimus JP Morgan hatte am Donnerstag ebenfalls bessere Zahlen vorgelegt als erwartet und damit den Börsen zu Rekordkursen verholfen.

Zu den Verlierern zählen dagegen die Papiere des Spielzeugherstellers Hasbro. Der zweitgrößte US-Anbieter nach Mattel steigerte seinen Gewinn dank Figuren aus Disney-Filmen und der "Star Wars"-Reihe allerdings überraschend deutlich. Die Hasbro-Papiere notieren dennoch mehr als sechs Prozent im Minus.

Asien: Kaum Bewegung, kein Handel in Japan

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.084,93

In Fernost haben sich die Aktienmärkte wenig beeindruckt vom gescheiterten Militärputsch in der Türkei gezeigt. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag 0,3 Prozent im Plus. Die Börse in Australien kletterte 0,5 Prozent höher, die in Shanghai verharrte auf dem Schlussniveau der Vorwoche. In Tokio blieb der Markt wegen eines Feiertages geschlossen.

Hauptthema war die mögliche Übernahme des britischen Chipentwicklers ARM, der für umgerechnet 29 Milliarden Euro vom japanischen Mobilfunkriesen Softbank übernommen wird.

Die japanische Landeswährung Yen stand etwas unter Druck, da Investoren nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei in sichere Häfen flüchteten und die Weltleitwährung Dollar kauften. Dieser notierte bei 105,50 Yen, nachdem sein Kurs am Freitag noch bei 104,64 Yen lag.

Devisen: Euro etwas fester, Lira erholt sich

Der Kurs des Euro hat leicht zugelegt. Der Putsch in der Türkei bewegte die Gemeinschaftswährung nicht nachhaltig. Am späten Nachmittag kostete sie 1,1066 US-Dollar. Am Vormittag hatte ein Euro rund 1,1050 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1053 (Freitag: 1,1128) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9047 (0,8986) Euro.

Der Putschversuch in der Türkei hatte den Eurokurs am Freitag nur vorübergehend unter Druck gebracht. Nach dem Scheitern erholte er sich rasch wieder.

Starke Reaktionen hatte es am Freitag bei der türkischen Lira gegeben, die um fünf Prozent an Wert verloren und auf den tiefsten Stand seit Januar abgestürzt war, als Unsicherheiten rund um Chinas Wirtschaft auch andere Schwellenländer stark belastet hatten. Am Montag erholte sich die türkische Währung allerdings wieder und machte einen Teil dieser Verluste wieder wett. Zuletzt kostete ein Dollar 2,9678 Lira, nachdem er nach dem Putsch über drei Lira gestiegen war.

Rohstoffe: Gold und Öl billiger zu haben

Günstiger als zuletzt starteten die Ölpreise in die Woche. Das Fass der Nordseesorte Brent notierte am späten Nachmittag bei 46,53 Dollar – ein Minus von 1,08 Dollar oder 2,3 Prozent. Ein Barrel der US-Leichtölsorte WTI kostete 44,87 Dollar, das waren 1,08 Dollar oder 2,4 Prozent weniger als am Freitagabend.

Die Ölpreise litten unter dem weltweiten Überangebot. Am Freitag hatte das Unternehmen Baker Hughes, ein Ausrüster der Ölindustrie, Daten vorgelegt, laut denen in den USA in der Vorwoche wieder mehr Förderanlagen in Betrieb waren. Die Ölpreise hätten ein Niveau erreicht, auf dem sich die Förderung in den Augen vieler Produzenten wieder lohne, kommentieren Marktteilnehmer die Daten.

Analysten prognostizierten überdies, dass der chinesische Ölbedarf zurückgehen werde. Befürchtungen, dass die innenpolitische Lage in der Türkei zu Lieferausfällen und einem knapperen Angebot führen könnte, hätten sich hingegen rasch als unbegründet erwiesen. Die Türkei ist ein wichtiges Öltransitland.

Der Goldpreis, der am späten Freitagabend mit den Putschmeldungen aus der Türkei angezogen hatte, kam zu Wochenbeginn schon wieder zurück. Die Feinunze kostete am späten Nachmittag 1330 US-Dollar nach 1340 Dollar am späten Freitagabend.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa

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