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Anschlag in Pakistan Attentäter erschießen Impfhelfer

Impfhelfer versuchen unter schwierigsten Bedingungen, das gefährliche Poliovirus in Pakistan auszurotten. Diese Arbeit ist drei Frauen und einem Mann zum Verhängnis geworden. Sie wurden erschossen.
Angegriffener Minibus der Impfhelfer: Die Täter kamen auf einem Motorrad

Angegriffener Minibus der Impfhelfer: Die Täter kamen auf einem Motorrad

Foto: BANARAS KHAN/ AFP

Quetta - Pakistan ist neben Nigeria und Afghanistan eines von drei Ländern auf der Welt, in denen noch die Kinderlähmung als Endemie grassiert. 265 Neuinfektionen wurden in diesem Jahr bislang registriert - der höchste Stand seit 15 Jahren.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die pakistanische Regierung versuchen Polio mit einer Impfkampagne auszurotten. Doch die Taliban und andere Gruppen greifen die Impfhelfer häufig an. Bei dem blutigsten Angriff seit zwei Jahren sind nun in der Stadt Quetta vier Menschen getötet worden. Die Täter erschossen drei Medizinerinnen und ihren Fahrer.

Nach Angaben der Polizei waren die Opfer in einem Kleinbus unterwegs. Sie wollten sich mit einer Eskorte von Sicherheitskräften treffen, die sie bei den Impfungen begleiten sollten. "Zwei Männer auf einem Motorrad haben den Minibus abgefangen und mit einer Handfeuerwaffe auf die Insassen geschossen", sagte Polizeisprecher Asad Raza in Quetta.

US-Geheimdienst nutzte Impfkampagne als Vorwand

Die Taliban werfen den Impfteams vor, für westliche Geheimdienste zu spionieren. Der Vorwurf hat einen realen Hintergrund: Im März 2011 hatte der US-Geheimdienst in der pakistanischen Stadt Abbottabad eine Impfkampagne gegen Hepatitis initiiert. Der Einsatz sollte dazu dienen, DNA-Proben von der Familie des Qaida-Chefs Osama Bin Laden zu bekommen, der dort vermutet wurde. Die Proben bestätigten den Verdacht, am 2. Mai 2011 tötete ein US-Sonderkommando Bin Laden.

Die militanten Islamisten haben seither ihre Anschläge gegen Impfhelfer verstärkt. Das ist aber nur ein Grund für den Anstieg der Polio-Neuinfektionen. Wegen der Militäroffensive gegen die Taliban und Qaida-Kämpfer im Nordwesten Pakistans sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht, darunter viele ungeimpfte Kinder. Internationale Gesundheitsorganisationen werfen der Regierung in Islamabad zudem vor, sie vernachlässige die Impfkampagne. Viele Helfer warten seit Monaten auf ihren Lohn.

syd/Reuters/AP