Es war einer der bisher kürzesten Verhandlungstage: Seitenweise verlasen die Mitglieder der Großen Strafkammer Akten: Versicherungsunterlagen zu angezündeten Autos, den Grundbucheintrag zu einem Grundstück in Norddeutschland, aber auch die Urteile gegen zwei junge Männer, die im aktuellen Verfahren angeklagt sind. Sie wurden im Vorfeld wegen Rauschgifthandels verurteilt.
Die zwei sitzen zusammen mit fünf weiteren Männern auf der Anklagebank, weil sie im Bamberger Rotlicht-Milieu Straftaten begangen haben sollen. Auftraggeber soll der 55-jährige Hauptangeklagte, selbst Bordellbesitzer, gewesen sein.

Dieser, Winfried E. (Name geändert), schrieb seit 2010 mehrmals an die Stadt Bamberg und kritisierte die illegale Prostitution in Wohnungen: E. selbst betreibe auf seriösem Wege ein Bordell, habe diverse Genehmigungen eingeholt und viele Investitionen getätigt. Die illegalen Häuser müssten dicht gemacht werden.

Im aktuellen Fall geht die Anklage davon aus, dass der 55-Jährige Buttersäure- und Brandanschläge in einem 2013 eröffneten Bordell am Laubanger in Auftrag gegeben hat, um die Konkurrenz auszuschalten.

Der Prozess wird am 18.05.18 um 9 Uhr fortgesetzt.

Der Rotlicht-Prozess im Überblick

Vorwürfe Angeklagt sind sieben Männer: Sie sollen ab Sommer 2016 bis Januar 2017 in unterschiedlichem Umfang zahlreiche Straftaten im Rotlicht-Milieu begangen haben, um einen konkurrierenden Bordellbetrieb am Laubanger auszuschalten. Der schwerste Tatvorwurf ist ein Brandanschlag auf das Etablissement, das die Angeklagten vorher bereits mehrmals verwüstet und darin übel stinkende Buttersäure verteilt haben sollen.

Ablauf Erster Prozesstag war der 26. Februar, als letzter Termin ist der 4. Juli 2018 angesetzt. Während der ersten Verhandlungstage haben sich die sechs jüngeren Männer im Alter von 24 bis 27 Jahren mehr oder weniger umfangreich geäußert. Der 55-jährige Hauptangeklagte, Winfried E., selbst Bordellbesitzer, schweigt.

Zeugen Auf dem Zeugenstuhl sitzen Polizisten, Geschädigte - wie der Chef des angezündeten Bordells oder der Bürger, dessen Auto aus Versehen in Brand gesteckt wurde. Außerdem Gutachter, Anlieger und die Lebensgefährtin von Winfried E., die selbst als Prostituierte arbeitet.

Schaden Der Sachschaden aller in der Anklageschrift aufgeführten Taten liegt bei insgesamt etwa 106.000 Euro.