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Im Fahrbericht: Kia Stinger 2.0 T-GDI

Kia kann auch sportlich

Im Fahrbericht: Kia Stinger 2.0 T-GDI

Kia Stinger: Sieht sportlich aus, ohne dabei halbstark zu wirken. Das Design stammt aus der Feder des Deutschen Peter Schreyer.

Kia Stinger: Sieht sportlich aus, ohne dabei halbstark zu wirken. Das Design stammt aus der Feder des Deutschen Peter Schreyer. Hersteller

Wie er aussieht: Sportlich ja, halbstark nein. Die tolle Optik entstammt der erfahrenen Feder von Peter Schreyer, jenes deutschen Automobildesigners, auf dessen Konto bleibende Größen wie Audi TT oder der Golf IV gehen. Lufthutzen (Fakes allerdings) auf der Motorhaube, seitliche Kiemen und ein kleiner Heckdiffusor stellen die sportliche Deko, im Gesicht trägt der 4,83 Meter lange Stinger die markenübliche Tigernase. Als Farbwahl empfehlen wir Rot – oder Rot.

Wie er eingerichtet ist: Sehr schön. Die Materialauswahl ist sorgfältig getroffen worden, die Verarbeitungsqualität penibel und das Infotaiment prima, da von der Systematik her schnell zu durchschauen.

Kia Stinger Cockpit

Cockpit: Sorgfältige Materialauswahl, penible Verarbeitung, schnell zu durchschauendes Infotainment. Hersteller

Wie viel Platz er hat: Dass die Sportlimousine durchaus der Langstrecke gerecht wird, liegt auch an ihren praktischen Vorzügen. Das Platzangebot erweist sich als gut, bis hin zum 406 Liter großen Kofferraum. Dank der im Verhältnis 1/3 zu 2/3 umklappbaren Rücksitzlehne lässt er sich bis auf 1.114 Liter erweitern. Einen Punktabzug gibt es für die eingeschränkte Kopffreiheit im Fond, die auf die coupehaft abgeschrägte Dachlinie zurückzuführen ist.

Was ihn antreibt: Wir stiegen nicht beim allradgetriebenen Topmodell mit 370 PS starkem 3,3-l-V6 ein, sondern wollten wissen, wie sich der Basis-Benziner macht. Der 2.0 T-GDI nutzt einen Vierzylinder-Turbobenziner mit 255 PS bei 6.200 Touren und 353 Nm Drehmoment. Reicht das? Es reicht. Schon der Sound dürfte Freunden sportlichen Fahrens wie Musik in den Ohren klingen, kernig hört sich der Kia an, aber nicht aufdringlich, mit dem Nachbarn bleibt man Freund. Die Leistungsdaten lassen schon in der Theorie ordentlich Schub erwarten, der in der Praxis dann auch geliefert wird, schön lässig über ein breites Drehzahlband hinweg. Der 2.0 T-GDI spricht spontan an und dreht bereitwillig hoch, Leistungslöcher bleiben Fehlanzeige. Die Achtgang-Automatik erledigt ihren Job emsig und gewissenhaft. Erkenntnis: Auch der "kleine" Stinger ist definitiv eine Spaßmaschine.

Wie er sich fährt: Zum Basis-Benziner serviert Kia Heckantrieb mit Sperrdifferenzial. Dass die Fahrwerksabstimmung auf dem Nürburgring erfolgt ist, erwähnen die Koreaner wie ein Gütesiegel. Das Sagen hatte dabei ein weiterer Deutscher, Albert Biermann war einst Chef-Fahrdynamiker bei der BMW M GmbH. Der Stinger verdankt ihm sein überaus sportliches Gebaren, die Lenkung arbeitet präzise und direkt, das Fahrwerk liefert sehr gute Rückmeldung. Wissen muss man allerdings zweierlei: Zum einen erfordert forcierte Fahrweise ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl, am Limit drängt das Heck schon mal nach außen. Darüber hinaus ist die Fahrwerksabstimmung recht straff geraten, auf Kopfsteinpflaster reagiert der Stinger hart, da helfen auch die Fahrmodi des Adaptivfahrwerks wenig.

Kia Stinger

Bereitet Fahrspaß: Der Kia Stinger ist flott unterwegs, verbrauchstechnisch aber schnell im zweistelligen Bereich angelangt. Hersteller

Was er verbraucht: Fahrtechnisch bereitet die koreanische Sportlimousine Freude, keine Frage. Beim Tankstopp verblasst das Lächeln des Fahrers indes schon mal. Obwohl wir ihn keineswegs über die Autobahn scheuchten, verlangte unser Stinger im Schnitt 9,6 l/100 km. Buchstäblich schnell rutscht man in den zweistelligen Bereich.

Was er bietet: Für den Stinger spricht eine Ausstattung, die so gut wie nichts vermissen lässt. 18-Zoll-Aluräder gehören dazu, elektrische Sitzverstellung, Head-Up-Display, Navi, Zweizonen-Klimaautomatik, Ledersitze, Rückfahrkamera, Spurhalte-Assi und Verkehrszeichenerkennung. Hinzu kommt die markentypisch großzügige Sieben-Jahres-Garantie.

Was er kostet: Als 2.0 T-GDI ab 43.990 Euro.

Was wir meinen: Eine Sportlimousine wie den Stinger, ebenso schön anzuschauen wie sportlich zu fahren, hat man Kia nicht zugetraut. Auch imagetechnisch ist er somit ein Punktgewinn für den Hersteller. Abstriche sind beim Preis und beim Fahrkomfort zu machen. Der Preis kann zwar nicht als Schnäppchen durchgehen, geht aber aufgrund der guten Ausstattung völlig in Ordnung. Kia kann also sportlich, und das zum wettbewerbsfähigen Preis. Nicht von ungefähr ist der Stinger unter die sieben Finalisten des renommiertesten aller Autopreise ("Car of the Year") gestürmt.

Ulla Ellmer

Die Daten des Kia Stinger 2.0 T-GDI

Hubraum 1998 ccm, Zylinder 4, Leistung 188 kW/255 PS bei 6.200/min, max. Drehmoment 353 Nm bei 1.400 – 4.000/min, Spitze 240 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 6,0 sec, Normverbrauch innerorts 10,6, außerorts 6,4, kombiniert 7,9 l S pro 100 km, Testverbrauch 9,6 l S/100 km, CO2-Emission 181 g/km, Schadstoffklasse Euro 6, Energie-Effizienzklasse C, Länge 4,83 m, Breite 1,87 m, Höhe 1,40 m, Kofferraum 406 bis 1.114 l, Leergewicht 1.717 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2.185 kg, Zuladung 468 kg, Anhängelast 1.500 kg gebremst , 750 kg ungebremst, Tank 60 l. Achtgangautomatik, Heckantrieb. Versicherungs-Typklassen 16 (HP), 26 (TK), 27 (VK). Preis ab 43.990 Euro.