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Schmalkalden: Krätze-Ausbruch in Thüringen - bisher 120 Fälle gemeldet
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Backside of white woman back pain and ache concept
Getty Images/iStockphoto/Rawpixel

In Schmalkalden in Thüringen ist vergangene Woche die Krätze in einer Kita ausgebrochen. Immer mehr Fälle werden bekannt – mittlerweile sind alle kommunalen Kindergärten und Schulen der Stadt betroffen. Das Landratsamt spricht von 120 Erkrankten, die Dunkelziffer könnte jedoch weit höher sein.

In und um Schmalkalden (Thüringen) gibt es ungewöhnlich viele Krätze-Fälle in Kitas und Schulen. Binnen einer Woche stieg die Zahl der Erkrankten auf 120 Fälle (Stand Dienstag, 12 Uhr). Wegen der langen Inkubationszeit von etwa vier bis sechs Wochen komme es allerdings noch nicht infrage, Kindergärten und Schulen komplett zu schließen, so das Landratsamt (Kreis Schmalkalden-Meiningen). Warum sich so viele Kinder mit der Hautkrankheit angesteckt haben, ist derzeit noch unklar. „Neuerkrankungen sind aber weiterhin wahrscheinlich“, teilt das Landratsamt mit.

„Nicht alle Personen, die sich behandeln lassen, sind auch erkrankt“, betont Waldemar Olk, hygieneverantwortlicher Arzt im Gesundheitsamt. „Einige lassen sich derzeit auch prophylaktisch behandeln.“ Das Gesundheitsamt verteilt derzeit Hygienehinweise, um die Verbreitung der Krätze einzudämmen. „Wir können aber alle Eltern insoweit beruhigen, dass es sich um keine gefährliche oder hochinfektiöse Krankheit handelt“, erklärt Olk. Krätze sei zwar unangenehm, aber gut zu behandeln und hinterlasse keine bleibenden Schäden. 

Alle kommunalen Kitas betroffen

In der vergangenen Woche wurde die Krätze erstmals bei einem Kind in einer Kita in Schmalkalden gemeldet. Nun sind alle sechs kommunalen Kitas betroffen, dazu die Grundschule, das BBZ und das Gymnasium sowie weitere Einrichtungen in der Region wie der Kindergarten in Schnellbach oder die Grund- und Regelschule in Floh. In einigen Einrichtungen gibt es nur einzelne Krankheitsfälle, besonders stark sind hingegen der Kindergarten Hedwigswiese und die Grundschule in Schmalkalden betroffen.

Bereits am vergangenen Freitag ging ein Brief an die Eltern der Schüler des Gymnasiums in Schmalkalden heraus. Diesen zitiert das Portal "inSüdthüringen": "Die Krätze hat auch keinen Bogen um unsere Schule gemacht hat. Wenn Eltern Anzeichen für die Krankheit bei ihren Kindern bemerken, sollen sie unverzüglich die Schule informieren." Laut dem Landratsamt gebe es nämlich keine generelle Meldepflicht für die Hautkrankheit. Doch auch in Hessen wurden erste Fälle gemeldet.

Krätze wird durch spezielle Milbenart verursacht

Der medizinische Fachausdruck für Krätze lautet Scabies. Verursacht wird die Krankheit durch Milben. Allerdings nicht durch Hausstaubmilben, sondern durch eine spezielle Milbenart mit dem Namen „Sarcoptes scabiei variatio Hominis“.

Diese Milben werden nur von Mensch zu Mensch durch Kontakt übertragen, Haustiere können nicht befallen werden und die Milben auch nicht weitergeben. Eine kurze Berührung reicht jedoch nicht aus. Es muss schon einen längeren Kontakt geben, beispielsweise durch gemeinsames Schlafen in einem Bett.

Haben sich Milben auf der Haut festgesetzt, vermehren sie sich. Die Männchen sterben nach der Begattung ab. Die Weibchen dagegen bohren sich in die äußere Hautschicht und bleiben dort einige Wochen. In dieser Zeit legen sie hier ihre Eier ab, scheiden aber auch Kot aus. Aus den Eiern entwickeln sich Larven, die sich, sobald sie geschlechtsreif sind, ebenfalls vermehren.

Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des Klinikums rechts der Isar/TU München, Direktor: Univ. Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei)Bei der Krätze (Scabies) handelt es sich um eine sehr ansteckende Hauterkrankung, die durch engen Hautkontakt und Geschlechtsverkehr übertragen wird. Auslöser ist die Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei). Sie lebt in der obersten Hornschicht der Haut und ist etwa 0,4 Millimeter groß. Hautzellen sind ihre Nahrungsquelle.
  • Eigentlich sind die Milben harmlos: Sie produzieren kein Gift. Auch die kleinen Gänge unter der Haut sind weder mit Schmerzen noch mit Juckreiz verbunden.
  • Die Symptome verursachen nicht die Milben, sondern das Abwehrsystem des Menschen. Das Immunsystem reagiert auf die Milben und deren Ausscheidungen, indem bestimmte Botenstoffe und Abwehrzellen aktiviert werden.
  • Diese Botenstoffe und Abwehrzellen rufen schließlich Rötungen, Schwellungen und Juckreiz hervor.

Krätze ist nicht allgemein meldepflichtig. Das Infektionsschutzgesetz gibt jedoch Vorgaben: So dürfen Betroffene oder Menschen, bei denen der Verdacht auf Krätze besteht, nicht in Betreuungseinrichtungen arbeiten, wenn dort Säuglinge, Kinder oder Jugendliche untergebracht sind. Sind Bewohner solcher Einrichtungen an Krätze erkrankt, dürfen sie weder an Veranstaltungen der Gemeinschaft teilnehmen noch die Gemeinschaftsräume betreten.

Krätze – weniger ansteckend als allgemein befürchtet

Krätze ist bei weitem nicht so ansteckend, wie allgemein vermutet oder befürchtet wird. Ein Händedruck oder eine Umarmung reichen definitiv nicht aus, um sich mit Krätze anzustecken. Krätzmilben können weder springen noch fliegen. Auf der Haut können sie sich etwa zweieinhalb Zentimeter pro Minute fortbewegen. Es bedarf schon eines längeren – mindestens fünf Minuten - und sehr engen Kontakts mit einer infizierten Person, um selbst von Krätzmilben befallen zu werden.

Eine Übertragung über Kleidung oder Bettwäsche ist zwar nicht unmöglich, jedoch fast ausgeschlossen. Ohne den Mensch können die Milben in unseren Breitengraden maximal 24 bis 36 Stunden überleben.

Übrigens hat Krätze entgegen der weitverbreiteten Meinung nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.

Die Kennzeichen und Symptome der Krätze

Es dauert eine Weile, bis der Körper mit seinem Immunsystem auf die Milben reagiert. Deshalb treten die ersten Symptome erst zwei bis fünf Wochen nach der Infektion mit Krätze-Milben auf.

  • Der Ausdruck Krätze kommt von „sich kratzen“. Das beschreibt auch schon das Hauptsymptom der Krätze: Betroffene werden von einem sehr starken, quälenden Juckreiz geplagt. Die Haut ist schuppig und krustig, zudem mit Kratzspuren als Folge des Juckreizes übersät.
  • Schauen Sie genau hin, können Sie die Milbengänge als feine, gewundene Linien erkennen. Am Ende einer solchen Linie befindet sich eine kleine Hauterhebung – hier sitzt die Milbe.
  • Manchmal äußert sich die Krätze auch in erbsengroßen Knötchen, um die herum die Haut gerötet ist.

So wird Krätze behandelt

Wenn ein Befall vorliegt, reicht das Waschen der betroffenen Stücke bei 60 Grad, um den Parasit abzutöten, da die Milben 50 Grad nicht überleben Ratsam ist es, alle Kleidungsstücke zu waschen, die Kontakt gekommen sein können.

Für die schnelle Hilfe: Hat man einen Abluft- oder einen Kondenstrockner zur Verfügung, kann man die betroffenen Stücke für eine Stunde in den Trockner stecken, da dieser mit einer Temperatur von 85 bis 125 Grad arbeitet.

Um Krätze zu behandeln, müssen die Milben abgetötet werden. Dies wird in der Regel durch Auftragen einer speziellen Salbe mit dem Wirkstoff Permethrin – einem künstlich hergestellten Insektizid – erreicht. Es gibt noch weitere Salben mit anderen Wirkstoffen, die ebenfalls helfen. Neben der äußerlichen Behandlung mit Salben kann die Krätze auch durch ein Medikament zum Schlucken behandelt werden.

Nach wenigen Tagen Behandlung sind die Milben abgestorben. Da die Symptome jedoch nicht durch die Milben selbst hervorgerufen werden, sondern durch das Immunsystem, kann der Juckreiz noch mehrere Wochen darüber hinaus quälen.

Schwierig gestaltet sich die Therapie nur, wenn die Krankheit beispielsweise in Betreuungseinrichtungen auftritt. Dort ist die Gefahr der Ausbreitung und somit auch der erneuten Übertragung besonders groß.

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