Oldtimer Polen: Im Osten was Neues

Von Steffen Dominsky Jozef Trzionka

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Hierzulande schwimmen Young- und Oldtimer seit Jahren auf einer Welle der Popularität. Nur hierzulande? Nein! Auch bei unseren östlichen Nachbarn wächst das Interesse und das Business rund um die Klassiker.

Warschau ist Polens Hauptstadt – auch aus Oldtimersicht. Hier findet jedes Jahr unter anderem die „Oldtimer Show“ statt.
Warschau ist Polens Hauptstadt – auch aus Oldtimersicht. Hier findet jedes Jahr unter anderem die „Oldtimer Show“ statt.
(Bild: Josef Trzionka)

Die Oldtimer-Community in Polen wächst nicht nur zahlenmäßig, sie entwickelt sich auch wertmäßig. So bindet die Szene kontinuierlich neue Fans ans sich und legt qualitativ wie quantitativ stetig zu. Mehr als 1.200 „echte“ neue Oldtimer registrierten die Behörden im vergangenen Jahr – sie erkennt man an den gelben Kennzeichen mit Oldtimer-Piktogramm. Neue Besitzer finden zahlreiche Fahrzeuge im Rahmen von Auktionen. Hier kommen oft Fahrzeuge unter den Hammer, die aus schon existierenden privaten Kollektionen stammen.

Entsprechend wächst seit einigen Jahren auch die Zahl an Unternehmen, die sich auf Oldtimer-Auktionen spezialisiert haben. Ihre Versteigerungen veranstalten sie mehrmals im Jahr unter anderem im Rahmen bekannter Oldie-Events wie der „Auto-Nostalgia“ in Warschau oder der Krakauer „Classic Motor Show“. Auf der Auto-Nostalgia wurden 2017 mehr als 1.000 Fahrzeuge angeboten – vom Vorkriegs-Mercedes-Cabrio bis zum amerikanischen Muscle-Car-Vertreter vom Schlage eines Ford Mustang reichte die Bandbreite.

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Die Mehrzahl der angebotenen Fahrzeuge stammt ursprünglich aus Polen und wurde nicht erst in jüngerer Vergangenheit importiert. Viele sind komplett saniert oder befinden sich im Originalzustand. Selbstverständlich existieren auch spezialisierte Werkstätten, die heruntergekommene Fahrzeuge wieder im alten Glanz erstrahlen lassen. Dieser Dienstleistungsbereich wächst mit ansehnlichen Renditen ebenso kontinuierlich.

Hier tummeln sich bekannte Namen wie Almar, ein Unternehmen, das sich auf die Restaurierung von (Vorkriegs-) Mercedes-Benz-Modellen spezialisiert hat. Der Familienbetrieb aus Kartuzy (Pommern) restauriert Autos aus der ganzen Welt. Dabei ist jedes von Almar wiederhergestellte Fahrzeug von Stuttgart zertifiziert, was doch für ein gewisses Qualitätsniveau bürgt.

50 Modelle einer einzigen Marke? Kein Problem!

Meist sind es Geschäftsleute, die sich in Polen Oldtimer zulegen. Oft sind es die Eigner großer Unternehmen oder Top-Manager von weltweit agieren Konzernen. Sie können es sich leisten, ihre Garagen mit automobilen Schätzen zu füllen bzw. diese öffentlich zu zeigen. Hinzu kommen Sammler: Sie wohnen in der Regel außerhalb Warschaus und bauen ihre Schätze diskret auf, verstehen sie als Investition für die Zukunft. Diese Personengruppe kauft (fast) alles auf, was der Markt hergibt. So nennt ein Sammler aus der Nähe von Breslau mehr als 50 sehr seltene Porsche-Modelle sein Eigen. Polnische Sammler sind wie überall auf der Welt immer auf der Suche nach etwas Neuem.

Klassische Investitionen wie die in Immobilien sind auch in Polen lange nicht mehr so gewinnversprechend wie in der Vergangenheit. Dementsprechend suchen gut betuchte Bürger nach neuen, renditeträchtigen Anlagen und finden sie unter anderem in den Oldtimern. Doch aufgepasst: Zwar kann man auch östlich von Oder und Neiße mit ein wenig Fortune das eigene Konto wachsen lassen. Doch dafür ist schon ein bisschen Zeit ist vonnöten. Zwei bis drei Jahre oder länger braucht es schon, bis sich die Gewinne einstellen, urteilen polnische Fachleute.

Auch entstehen mittlerweile private Museen

Wer sich in Polen einen Oldtimer zulegt, der darf, bevor er ihn genießen kann, mit der Bürokratie kämpfen. So müssen Oldie-Besitzer jedes Fahrzeug separat registrieren lassen – ein Sammelkennzeichen wie die roter 07er-Nummer in Deutschland gibt es hier nicht. Wer seinen Oldtimer exportieren möchte, der benötigt sogar eine Erlaubnis vom Kulturministerium. Doch das soll sich in Zukunft ändern. Ein Teil der Oldtimer, die in Polen vermarktet werden, kommen ursprünglich aus EU-Ländern. Sie wurden importiert und hierzulande restauriert. Laut Statistik beträgt der Durchschnittswert importierter Oldies nur um die 7.000 PLN (rund 1.750 Euro). Von diesem Restaurierungstourismus partizipieren immer mehr Werkstätten, die sich auf dieses Geschäft spezialisierten haben, Ersatzteile für zahlreiche Marken beschaffen oder eben nachfertigen.

Auch in Polen gibt es mittlerweile Menschen wie Zbigniew Kopras: Menschen, die von einer gewissen Sammlerleidenschaft befallen sind. Mehr als 100 Pkws und 300 Motorräder besitzt der Mann aus Poznań (Posen). Jetzt will er ein privates Museum eröffnen und anderen Fans alten Blechs Einblick in seine Zauberwelt geben.

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