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Freiwillig mehr Beitrag zahlen: Wann es sich lohnt, Rentenpunkte zu kaufen - und wann Sie besser anders vorsorgen
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Geldnoten
dpa/Jens Wolf Banknoten von 50, 20 und 10 Euro.
  • FOCUS-online-Redakteur

Ob Ausbildung oder Kindererziehung - oft gibt es Phasen, in denen man kein Geld in die Rentenversicherung einzahlen konnte. Doch es ist möglich, Geld in die Rentenkasse nachzuzahlen und so "Rentenpunkte zu kaufen". Aber das lohnt sich nicht immer. Welche Alternativen es gibt.

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In der Vita vieler Arbeitnehmer gibt es Phasen, die in der Rentenversicherung kaum oder gar nicht berücksichtigt werden. FOCUS-Online-Experte Mike Weber nennt als Beispiel Zeiten, in denen Beschäftigte eine Ausbildung absolvieren oder Kinder-Erziehungszeiten einstreuen.

Um die anfallenden Renten-Verluste auszugleichen, können Arbeitnehmer freiwillig Rentenbeiträge einzahlen und so ihre Altersbezüge aufstocken. Dieser freiwillige Schritt bietet sich auch Beschäftigten, die vorzeitig in Ruhestand gehen wollen und etwa die Rente mit 63 nutzen wollen.

Allerdings ist zu beachten: Wer sich freiwillig selbst versichert, muss den kompletten Beitrag in Höhe von 18,6 Prozent des Einkommens berappen. "Normale" Arbeitnehmer teilen sich den Beitrag mit ihrem Arbeitgeber - jeder übernimmt 9,3 Prozent.

Über den Experten

Mike Weber ist vom Oberlandesgericht Schleswig als Rentenberater zugelassen und Mitglied im Bundesverband der Rentenberater e.V. Er berät bundesweit, auch in englischer Sprache, natürliche Personen sowie Unternehmen zu allen Fragen des Rentenrechts. Seine Kanzlei befindet sich in Timmendorfer Strand. Hier geht's zur Internetseite des Experten.

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Finanzmathematiker rät zu freiwilligen Beitragszahlungen

Grundsätzlich lohnt sich eine solche freiwillige Extra-Zahlung. Das erklärte der Finanzmathematiker Werner Siepe jüngst in der „Welt am Sonntag“. Seine Begründung: Der aktuelle Beitragssatz sei mit 18,6 Prozent relativ niedrig. Bis der Beitragssatz nach dem Jahr 2024 – vermutlich – wieder steigt, ließen sich mit relativ geringen finanziellen Mitteln interessante Rentensteigerungen bewirken. Das liegt vor allem an fehlenden lukrativen Geldanlage-Möglichkeiten – Stichwort Niedrigzins.

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So sieht eine Musterrechnung aus:

Der Finanz-Profi Siepe rechnete mit Werten für das Vorjahr wie folgt:

Im Jahr 2017 zahlte ein Arbeitnehmer mit dem Durchschnittsentgelt von 37.103 Euro bei einem Beitragssatz von 18,7 Prozent im Gesamtjahr 6938,26 Euro in die Rentenkasse ein.

Mit den insgesamt 6938 Euro Beitrag erwarb der Versicherte einen Rentenpunkt, der monatlich 31,03 Euro Rente in den alten Bundesländern brachte. Aufs Jahr gerechnet waren das 372,36 Euro.

Bei einer unterstellten Lebenserwartung von 20 Jahren summiert sich das Rentenplus auf knapp 7450 Euro - ohne die künftigen jährlichen Rentenerhöhungen.

Aus den für 2017 genannten Werten ergibt sich: Der freiwillige Extra-Beitrag ist 18,6 mal so hoch wie die zusätzlich erworbene Rentenauszahlung. Daraus ergibt sich ein Renten-Beitrags-Verhältnis von 5,37 Prozent. Laut Rechenprofi Siepe ist das ein Ertrag, der jede private Rentenversicherung in den Schatten stellt.

Vor allem "Ausgleichszahler" profitieren

Im Gespräch mit FOCUS Online konkretisiert Mathematiker Siepe, dass seine Berechnungen vor allem für "Ausgleichszahler" gelten, also für Arbeitnehmer, die drohende Rentenabschläge mit eigenen Beitragszahlungen ausgleichen wollen. Das sind beispielsweise Rentenversicherte, die früher in Ruhestand gehen wollen. Pro Monat vorgezogenem Renteneintritt sinkt die Rente um 0,3 Prozent.

Die Zahl der Personen, die mit Extra-Beiträgen ihre Rentenverluste reduzieren, hat sich laut dem "Handelsblatt" zwischen 2014 und 2017 verneunfacht. Der Hauptgrund: Seit 2017 können Versicherte bereits ab dem 50. Lebensjahr zusätzliche Beiträge in die Rentenversicherung einzahlen. Die Beträge lassen sich steuerlich geltend machen - bei Streckung lässt sich damit über mehrere Jahre die Steuer senken.  Ein zweiter Grund für das Anwachsen "Selbstzahler" liegt in den derzeit mauen Renditen von Anlageprodukten.

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Freiwillige Beiträge können richtig ins Geld gehen

Doch nicht in allen Fällen lohnen sich freiwillige Beitrags-Zahlungen an die staatliche Rentenversicherung.

Beispielrechnung: Herr A. wurde 1959 geboren und darf mit 66 Jahren und zwei Monaten seine Altersrente antreten. Geht er früher in Ruhestand, kostet ihn das für jeden Monat 0,3 Prozent der Rentenzahlung. Tritt Herr A. statt regulär im Oktober 2025 bereits im Oktober 2023 seine Rente an, verkürzt er seine Lebensarbeitszeit um 24 Monate. Dadurch beläuft sich seine Renteneinbuße auf 7,2 Prozent (24 x 0,3 Prozent).

Um diesen Aderlass auszugleichen, kann er freiwillige Beiträge in die Rentenversicherung leisten.

Herr A. muss so rechnen: Bei seinem Jahresverdienst von 30.000 Euro erwirbt er pro Jahr 0,7921 Rentenpunkte. Das bringt ihm als Rentner pro Monat 19,03 Euro mehr Geld (ohne zukünftige Renten-Steigerungen). Bei einer unterstellten Rentenbezugszeit von 20 Jahren summiert sich die Mehrrente für Herrn A. auf insgesamt gut 4568 Euro.

Damit zahlt er allerdings drauf. Weil sich Herr A. selbst freiwillig versichert, muss er den gesamten Beitragssatz von 18,6 Prozent allein aufbringen. Das kostet ihn bei 30.000 Euro Lohn pro Jahr 5580 Euro. In 20 Jahren bekommt er allerdings gut 1000 Euro weniger Extrarente. Bei dieser Rechnung bleibt die Steuerersparnis für die Renten-Extrabeiträge unberücksichtigt.

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Rechnung geht nur bei langem Leben auf

Freiwillige Beitragszahlungen in die gesetzliche Rente sind eine Wette auf ein langes Leben. Wenn Herr A. mindestens 293 Monate lang die höhere Rente bezieht, spielt er seine 5580 Euro Extra-Beiträge ein. Wird er noch älter, dann wirft sein finanzieller Einsatz wirklich Rendite ab - allerdings erst nach Jahrzehnten.

Zweites Beispiel

Ein gut verdienender Angestellter hat jahrelang in der Schweiz gearbeitet. Jetzt ist er wieder nach nach Deutschland  zurückgekehrt und will für die Auslandszeit freiwillig Beiträge in die Deutsche Rentenversicherung nachzahlen.

Klärt er das vor seinem Umzug ins Ausland, kann er diese Selbst-Versicherung für die gesamte Zeit tätigen.

Entschließt sich der Arbeitnehmer erst nach seiner Rückkehr zu diesem Schritt, kann er das nur für maximal elf Monate tun, wie die Deutsche Rentenversicherung erklärt. Der versicherungsfähige Jahres-Höchstbetrag liegt bei der Beitragsbemessungsgrenze in Höhe von 78.000 Euro, das sind 6500 Euro im Monat.

Beispielrechnung:

  • Versicherungsfähiges Einkommen: 11 Monate á 6500 Euro = 71.500 Euro
  • Beitragssatz 18,6 Prozent = 13.299 Euro Kosten
  • Das entspricht 1,887 Prozentpunkten zu je 24,03 Euro pro Monat Rentenbezug = 45,37 Euro im Monat.

Annahme: Der Angestellte tritt seine Rente ab dem 67. Lebensjahr an und lebt noch 20 Jahre lang. Daraus ergibt sich: Er bezieht 240 Monate lang je 45,37 Euro Extrarente - insgesamt 10.880,80 Euro ohne zukünftige Rentensteigerungen. Auch hier zeigt sich: Der hochgerechnete Ertrag liegt unter den Kosten.

Hinweis: Auch hier bleiben die Steuer-Spareffekte ausgeblendet. Außerdem fließen mögliche zukünftige Rentensteigerungen nicht mit in die Rechnung ein - denn die kann niemand genau voraussagen. Allerdings hat die DRV im Jahr 2017 prognostiziert, dass die Renten bis 2030 im Schnitt um jährlich zwei Prozent zulegen. Was abzuwarten bleibt.

Andere Anlagen werfen deutlich mehr ab

Nimmt man die 13.299 Euro, die der Angestellte extra in die Rentenversicherung steckt, und investiert sie in andere Anlageformen, kommen dagegen stattliche Gewinne heraus.

Blickt man auf die Durchschnittsrenditen, die der Bundesverband Investment und Asset Management e. V. (BVI) ausweist, können Anleger mit üppigen Renditen rechnen.

Aktionsfonds mit Anlage in Deutschland brachten in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt 3,4 Prozent Rendite pro Jahr. In 20 Jahren ergab sich ein Wertzuwachs von 109,8 Prozent. Das bedeutet: Die investierten 13.299 Euro brachten 14.602 Euro Erträge, nach 20 Jahren liegt das rechnerische Gesamtvermögen bei 27.901 Euro.

Die Rendite-Angaben sind Durchschnittswerte für die genannte Fondsgruppe in der Vergangenheit, Stichtag ist der 31.7.2018. Der BVI rechnete bei den Werten alle Kosten wie Gebühren für Management und Wirtschaftsprüfung heraus. Etwaige Steuern sind ebenfalls berücksichtigt.

Bei global anlegenden Fonds liegt die Jährliche Durchschnittsrendite sogar bei 4,5 Prozent. Nach 20 Jahren klettert der Wertzuwachs auf 139,2 Prozent. Damit kamen zu den 13.299 Euro Investment weitere 18.512 Euro Erträge, insgesamt erreicht das rechnerische Vermögen 31.811 Euro

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Der Dax ist besonders attraktiv

Die Attraktivität von Aktieninvestments belegt auch das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Danach erzielten Käufer deutscher Aktien zwischen dem Jahr 1997 und dem Jahr 2017 eine jährliche Durchschnittsrendite von 5,7 Prozent. Aus 13.299 Euro wurden gut 40.300 Euro. Anleger können mit ETF (Exchange Traded Funds) kostengünstig die ganze Palette der Dax-Werte erwerben. Ein geeignetes Produkt ist beispielsweise  der iShares Core DAX UCITS ETF (DE).

Natürlich sind die genannten Renditen Werte für die vergangenen Jahre, die sich nicht einfach auf die zukünftige Entwicklung hochrechnen lassen. Und nicht jeder Anleger hat die Nerven, Kursschwankungen und mögliche Verluste zu ertragen. Doch wer sich die Aktienanlage zutraut, der wird mit hohen Erträgen belohnt - zumindest statistisch.

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