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Die Prinzen
Krumbiegel will "Hasso – Mein Hund ist schwul" nicht mehr singen
Nach dem Homophobie-Vorwurf von Johannes Kram zeigt sich Sebastian Krumbiegel einsichtig und will das 20 Jahre alte Lied der Band Die Prinzen nicht mehr aufführen.
Sebastian Krumbiegel ist Sänger der Band Die Prinzen, die mit fast sechs Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Musikgruppen in Deutschland gehört (Bild: Wustmann)
- Von Markus Kowalski
21. Mai 2019, 15:25h 3 Min.
Sebastian Krumbiegel, Sänger der Band Die Prinzen, will das Lied "Hasso – Mein Hund ist schwul" nicht mehr singen. Das kündigte er jetzt gegenüber queer.de an. "Mir geht es nicht mehr über die Lippen", sagt er. Im vergangenen Jahr hatte Johannes Kram vom Nollendorfblog den Song in seinem Buch "Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber" (Amazon-Affiliate-Link ) als homophob kritisiert.
Im "Spiegel" reagierte Krumbiegel erstmals im März 2018 auf die Kritik. Er habe aufgrund der Sexismus-Diskussion um MeToo überlegt, "Hasso" aus dem Programm zu verbannen. "Aber wir wollen uns in unserer Kunst nicht einschränken lassen", sagte er damals dem Magazin. Noch im Jahr 2018 wurde das Lied bei einem Konzert der Prinzen in Dortmund aufgeführt (queer.de berichtete).
Seitdem, so der Sänger jetzt gegenüber queer.de, seien mehrere Menschen mit der Kritik auf ihn zugekommen. Dabei habe er gemerkt, dass er den Liedtext nicht mehr rechtfertigen könne. "Ich will mich verändern und dazulernen", erklärt er. Daher habe er sich entschieden, "Hasso" nicht mehr aufzuführen.
"Als Pudel ein Ästhet, dem öfter mal die Nudel steht"
Johannes Kram hatte das Prinzen-Lied in seinem Buch "Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber" kritisiert (Bild: Romy Haag)
In dem Lied wird mit mehreren Stereotypen über schwule Männer gespielt. So heißt es in den Lyrics: "Mein Hund ist schwul, die dumme Sau/er macht nicht 'kläff', er macht nur 'wau'/er ist als Pudel ein Ästhet/dem öfter mal die Nudel steht/was meistens nur im Rudel geht." Es erschien im Mai 1999 auf dem Album "So viel Spaß für wenig Geld".
Den Text habe die Band gemeinsam auf einem Urlaub in Sizilien geschrieben, so Krumbiegel. In dem Ferienhaus der Prinzen habe ein Hund seine Hoden geleckt. Daraufhin habe sich die Band Reime dazu überlegt. "Damals gehörte das leider auch zum Zeitgeist. Man brachte das Publikum zum Lachen, indem man sich über andere Leute lustig machte, ohne groß darüber nachzudenken", sagt Krumbiegel. "Heute ist man da, Gott sei Dank, sensibler. Wer sich heute ernsthaft damit beschäftigt, dem wird klar, wie sehr so etwas als Abwertung empfunden werden kann." Er achte zunehmend auf eine nicht-diskriminierende Sprache.
Nach den Gesprächen und seinem Sinneswandel habe er das Buch von Johannes Kram gelesen. "Ich teile die Kritik des Buches und bin dankbar", sagt Krumbiegel. "Wenn man Witze auf Kosten Anderer macht, ist das armselig." In dem Buch schreibt Kram, die Selbstwahrnehmung linksliberaler Kreise stehe oft im Gegensatz zu "tief sitzenden, nie aufgearbeiteten, homosexuellenfeindlichen Reflexen" (queer.de berichtete).
Lob von Johannes Kram
Dass sich Krumbiegel nun traue, einen Fehler einzugestehen, sei beeindruckend, so Johannes Kram. "Ich finde es sehr aufrichtig", sagt er. "Ich bin ja manchmal nicht zimperlich mit meiner Kritik. Aber ich mache das ja nicht, um Recht zu haben, sondern um was zu verändern." Krumbiegel sei damit der erste, der positiv auf direkte Kritik in dem Buch reagiert habe.
"Es gibt Leute wie Dieter Nuhr, die sich immer mehr verrennen", meint Kram. Er hatte auch Witze von Dieter Nuhr in seinem Buch als schwulenfeindlich kritisert. Nuhr hatte im vergangenen jähr die Kritik zurück gewiesen. Auch zuletzt hatte er seine Witze gegen Minderheiten verteidigt. So sagte er in der Sendung "3nach9" vom 8. März: "Ich glaube, dass man oft, was Minderheiten angeht, auch ein wenig überempfindlich ist." Transsexuelle seien nicht normal, weil Transsexualität nicht oft vorkommen würde. Er glaube jedoch nicht, dass er einen diskriminierenden Humor habe.
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Das sei diskriminierend, so Johannes Kram: "Nuhr tritt immer mehr gegen Minderheiten und fühlt sich als Opfer von Political Correctness."
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Es freut mich, zu sehen, dass ein Verbleib in dieser Liga kein Schicksal sein muss und man sich ändern kann, wenn es will. Ich werde deshalb trotzdem wohl keine CD der Prinzen kaufen, aber man muss es doch einfach mal loben, wenn jemand den Arsch in der Hose hat, einen Fehler zuzugeben.