BMW 3er gegen Kia Stinger: Test, Motor, Preis
Perfektion trifft Provokation: Der neue Stinger fordert den 3er heraus
Kia frischt den Stinger auf und will erneut die deutsche Mittelklasse aufmischen. Erstes Ziel: der M340i. Kann der BMW den Angriff parieren? Ein Vergleich!
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Platz 1 mit 553 von 800 Punkten: BMW M340i xDrive. Ein BMW ohne richtige Makel. Feine Motor-Getriebe-Kombi, dazu famose Fahrdynamik. Verdienter Sieg. Preis: ab 65.200 Euro (zum Angebot: Ersparnis bei carwow.de bis zu 11.410 Euro).
Platz 2 mit 505 von 800 Punkten: Kia Stinger 3.3 T-GDI AWD. Klarer Sieger der Herzen, der dem BMW in nur wenig wirklich nachsteht. Preis-Leistungs-Sieger! Preis: ab 57.900 Euro (zum Angebot: Ersparnis bei carwow.de bis zu 8.685 Euro).
Platz 2 mit 505 von 800 Punkten: Kia Stinger 3.3 T-GDI AWD. Klarer Sieger der Herzen, der dem BMW in nur wenig wirklich nachsteht. Preis-Leistungs-Sieger! Preis: ab 57.900 Euro (zum Angebot: Ersparnis bei carwow.de bis zu 8.685 Euro).
Es ist ein bisschen wie auf Safari, einer Safari im niedersächsischen Wietze. Das Contidrom ist unser Reservat, und auf dem Trockenhandlingkurs stehen BMW 3er und Kia Stinger zur Jagd bereit. Der ambitionierte und junge Thronräuber aus Korea trägt den Farbton Neonorange (720 Euro), Untertitel "Auffallen um jeden Preis". Der Münchener Altvater der sportlichen Mittelklasse braucht keinen extravaganten Auftritt: Dravitgrau metallic (1450 Euro) reicht vollkommen. Was bedroht letztlich beide? Downsizing! Der Sechszylinder ist eine aussterbende Art.
Trotz weniger Leistung hängt der Kia Stinger den M340i ab
Die Zylinderanordnung ist der wohl größte Unterschied zwischen M340i und Stinger. BMW ordnet in Reihe, spendiert einen Turbo und generiert so 374 PS. Kia vertraut auf das V mit zwei Turbos und notiert noch 366 PS im Datenblatt, vor dem Facelift waren es vier mehr. Doch keine Sorge, der V6 steht immer noch stramm im Futter, räumt beim Kickdown zuverlässig die linke Spur frei. Vorteil Stinger: 270 km/h erlaubt Kia, während BMW dem M340i bei Tempo 250 einen Riegel vorschiebt. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der BMW allerdings mühelos, während der Stinger sich jenseits der 220 km/h deutlich mehr anstrengen muss. Dazu kommt, dass der Reihensechser im 3er bereits aus dem Drehzahlkeller mit mehr Energie anschiebt. Und stellen wir in der Mittelkonsole auf Sport Plus, heißt es: achtsam sein! Sonst landet die Fahrerlaubnis schnell bei den Behörden. Die annähernd perfekte Kombination aus Reihensechszylinder und dem Achtstufen-Sportwandler, den BMW von ZF bezieht, entwickelt einfach einen unwiderstehlichen Reiz.
In Fahrt zeigt den BMW 3er die durchweg reifere Leistung
Hut ab auch vor den Verantwortlichen aus Südkorea, die ihre Getriebe noch im eigenen Haus entwickeln. Im Stinger werkelt ebenfalls ein Wandler mit acht Stufen, der aber nicht ganz so derb und auch nicht ganz so flott sortiert, wie es die Elektronik im BMW vermag. Beim Thema Reifenverschleiß geht auf jeden Fall der Kia rabiater zur Sache. Ändern wir hier den Fahrmodus auf Sport+, leitet der Allrad fast die ganze Kraft nach hinten, sodass in der langen Links auf dem Contidrom weißer Rauch aufsteigt. Der xDrive-Allrad des BMW braucht da schon mehr Überzeugungsarbeit und fahrerisches Talent, wenn die Hinterräder per Rauchzeichen die Driftansage durchgeben sollen. Nötig hat der Münchner es nicht. Er ist das auf Geraden wie auch in Kurven bessere Auto. Die Lenkung agiert direkter, präziser, offeriert dazu mehr Rückmeldung als das Volant im Stinger. Das präsentiert sich allerdings auch alles andere als schlecht.
Beim Fahrwerk nimmt der M340i dem Kia weitere Zähler ab. Egal ob Komfort oder Sport, ob aalglatter Asphalt oder brüchige Landstraße, der BMW federt dank Sport-Adaptivfahrwerk komfortabler, verbindlicher. Der Kia, ebenfalls mit adaptiven Dämpfern, wirkt gerade auf unebener Piste etwas hölzern.
Preis: Der BMW ist 8000 Euro teurer
Nicht nur die beiden Sechszylinder gefallen ausgesprochen gut, nein, BMW und Kia sind auch hinter der Fassade sehr ansprechend. Gerade der Kia muss sich keineswegs vor dem BMW verstecken. Das Interieur ist fein verarbeitet, auf Kopfsteinpflaster scheppert nichts, beim BMW knarzt es hingegen im Bereich der Rückbank. Einziger Makel des Stinger: sein sehr unattraktiver Hartplastik-Pralltopf – das hätte mit der Modellpflege anders aussehen dürfen. Der rund 8000 Euro teurere BMW wirkt letztlich aber nur eine Spur feiner. Man könnte meinen, der rein optisch längere Kia biete mehr Platz. Das ist nur teilweise richtig. Vorn liegen sie auf Augenhöhe, rein subjektiv sitzen wir dank geringerer Sitzhöhe (minus 20 mm) lieber im Kia. In Reihe zwei wirkt der BMW dank mehr Kopffreiheit und größeren Scheiben etwas luftiger. Und auch wenn es ums Gepäck geht, liegt er bei stehender Rückbank mit 480 zu 406 Litern vorn. (Unterhaltskosten berechnen? Zum Kfz-Versicherungsvergleich)
Das Fazit: Der Sieg des 3er ist keine echte Überraschung. Der Münchner strebt in jeglicher Hinsicht nach Perfektion. Die lässt sich BMW aber auch gut bezahlen. Der Stinger dagegen gibt den erstklassigen Provokateur. Kostet bedeutend weniger, kann ähnlich viel, das aber eben nicht ganz so gut wie der BMW. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
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