Der große Mobilitätstest
Unterwegs mit Car2go

Während die Kollegen ihre Selbstversuche starten, share ich Autos schon länger mit anderen. Erkenntnis: Car2go ist gut, hat im Winter aber so seine Tücken.

Mobilitätstest, Carsharing, Moove 0119
Foto: Dino Eisele

Wissen Sie was? Obwohl ich überzeugter Autobesitzer bin und auch im Job allerlei Mobile fahre, finde ich die Idee des „stationsunabhängigen Carsharing“ klasse, und je mehr ich drüber nachdenke, umso mehr fasziniert mich das „Free Floating“. Hier in Stuttgart, aber auch weltweit ist Car2go dick im Geschäft. Global verfügt das Tochterunternehmen der Daimler AG über 3,6 Millionen Kunden und rund 14 000 Fahrzeuge, die im besten Fall rund um die Uhr unterwegs sind.

Reserviert, gebucht und geöffnet werden die Fahrzeuge nur mittels Smart- phone-App. 80.000 Buchungen pro Tag gelten als guter Standard. Abgerechnet wird zumeist im Minutentakt, in Deutschland landen je nach Standort und Fahrzeug 19 bis 39 Cent in der Kasse. Im Schnitt läuft eine Buchung 20 Minuten. Dazwischen steht das Auto auf einem öffentlichen Parkplatz und wartet auf Kunden.

Innerer Zustand? Unklar. Vielleicht hat jemand seinen Kaffee verschüttet, seine Pizza vergessen oder den Tank leer gefahren. Schließlich gehen nicht alle Mieter sorgsam mit dem Auto um. Abgesehen davon müssen die Fahrzeuge am nächsten Morgen wieder stimmig verteilt im Stadtgebiet stehen. Am besten dort, wo sie benötigt werden – Stichwort Nachfragevorhersage.

Hierum kümmern sich erst ein Rechner und später viele nachtaktive Heinzelmännchen. Was für ein Aufwand, oder? Bei uns kommt noch hinzu, dass Car2go stets elek-trisch unterwegs ist – in Form eines Smart oder einer Mercedes B-Klasse. Ein ziemlicher Albtraum, rein organisatorisch gedacht: Ladesäulen gibt es nicht überall, Stromtanken behagt nicht jedem; außerhalb des Geschäftsgebiets stranden will aber auch niemand – zumal das 500 Euro kosten kann.

Wer kurz unterwegs ist, fährt günstig

Dennoch ist das E-Carsharing clever. Insbesondere der Smart ist das perfekte Mittel, um die Vorteile von E-Autos jedem Stuttgarter klarzumachen. Er flitzt von der Ampel weg wie ein Porsche, ist leise und passt auf jeden Parkplatz. Günstig ist er obendrein – zumindest wenn ich mein Fahrprofil betrachte: Aus der Innenstadt nach Hause sind es etwa drei Kilometer. Wenn’s gut läuft, bin ich in sechs bis zehn Minuten da, macht also rund 2,69 Euro. Nimmt man die Stadtbahn, kostet das für die Strecke 2,90 Euro.

Doch das Konzept – dies zeigt der garstige Winter – läuft nicht unter allen Bedingungen rund: Die Batterien sind bei Kälte schneller platt, Ladestecker vereisen, dann fehlt der Eiskratzer, und ist man endlich unterwegs, verschmiert der Wischer die Frontscheibe – Scheibenreiniger alle! Ja, das kann nerven. Aber es verdirbt mir nicht den Spaß an Car2go. Also am besten brav nachfüllen, Handschuhe und Kratzer nicht vergessen.

Fazit

Als innerstädtisches Verkehrsmittel ist der Car2go-E-Smart für mich perfekt. Er ist schnell gebucht, zumindest auf staufreien Strecken vergleichsweise günstig und darf kostenfrei in der City parken. Auch als Transportmittel zum Flughafen ist er ideal, beispielsweise wenn mir die S-Bahn gerade vor der Nase weggefahren ist. Nachteile? Durchaus. Abends gibt es beispielsweise Zeiten, da sind alle „ausgeflogen“, parken irgendwo außerhalb der City, und man selbst muss doch zu Bahn oder Taxi wandern. Und natürlich gilt es immer drauf zu achten, dass das Handy Strom und Netz hat – sonst ist die Buchung weg.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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