Der neue Landtag:205 Abgeordnete, sechs Fraktionen, ein Hohes Haus

Der größte Landtag der Nachkriegszeit ist gewählt, nun steht fest, wer die nächsten fünf Jahre im Münchner Maximilianeum abstimmen darf. So repräsentativ wie ein Parlament bestenfalls sein soll, ist die Zusammensetzung allerdings nicht

Von Anna Günther

Der neue Landtag: 12 von 205: Hier finden Sie alle 205 Abgeordneten auf einen Blick. Diese Doppelseite ist Teil der gedruckten Donnerstag-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Collage: SZ

12 von 205: Hier finden Sie alle 205 Abgeordneten auf einen Blick. Diese Doppelseite ist Teil der gedruckten Donnerstag-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Collage: SZ

Wenige Tage nach der Landtagswahl herrscht Gewissheit im politischen Bayern: 205 Männer und Frauen wissen nun sicher, ob sie drin sind im 18. Bayerischen Landtag. Sie werden vom 5. November an fünf Jahre lang im Plenarsaal debattieren, streiten und hoffentlich auch gemeinsam entscheiden. Erleichtert dürften auch die Mitarbeiter des Landtagsamtes sein, denn die nötigen Umbauten werden sich wohl in Grenzen halten - obwohl dieser Landtag mit 205 Abgeordneten der größte der Nachkriegszeit ist. In der vergangenen Legislaturperiode saßen 185 Parlamentarier im Maximilianeum. Das bayerische Wahlrecht macht es möglich, die festgelegte Zahl von 180 Abgeordneten zu überschreiten: Weil die CSU 85 von 91 Direktmandaten bekam, also in den sieben Wahlkreisen deutlich mehr Stimmkreise gewann, als ihr nach den Gesamtstimmen zustünden, hat sie sogenannte Überhangmandate. Die anderen fünf Parteien bekommen dafür Ausgleichsplätze.

Künftig werden mit der FDP und der AfD sechs Fraktionen im Maximilianeum vertreten sein. Neben 85 CSUlern, elf Liberalen und 22 AfD-Abgeordneten werden 38 Grüne, 27 Freie Wähler und 22 Sozialdemokraten im Plenum sitzen. Wer wo im Halbrund gegenüber Präsidenten und Regierung Platz nimmt, wird nach der konstituierenden Sitzung am 5. November feststehen. Die Stühle im Plenum sind beweglich, alle Abgeordneten werden Platz finden. Dass die Volksvertreter nicht die Gesellschaft widerspiegeln, wirft Fragen auf, denen die Parteien sich stellen sollten: Wieso sitzen 100 Jahre nachdem Kurt Eisner das Frauenwahlrecht in Bayern eingeführt hat, 150 Männer im Parlament, aber nur 55 Frauen? Grüne und SPD haben den größten Frauenanteil, FDP und AfD mit einer von elf beziehungsweise zwei von 22 den geringsten. Bei CSU und Freie Wähler ist es nur etwas besser. Unterrepräsentiert sind auch Bayern mit Migrationshintergrund, bisher engagierten sich etwa Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU), deren Eltern aus Kroatien kommen, und Arif Taşdelen (SPD), der türkische Wurzeln hat. Verstärkung bekommt er nun von Cemal Bozoğlu und Gülseren Demirel (Grüne). Der Münchner Benjamin Adjei (Grüne) trägt ebenfalls zur Vielfalt im Maximilianeum bei. Er ist in Tegernsee geboren - oberbayerischer geht es kaum - und hat einen ghanaischen Vater.

Wie bisher sind Männer und Frauen mittleren Alters am stärksten vertreten. Der jüngste Abgeordnete ist der Münchner Florian Siekmann, 23, (Grüne). Ex-Focus-Chef Helmut Markwort, 81, ist der älteste. Damit darf er die erste Sitzung des Landtags am 5. November leiten. Markwort war so sicher, für die FDP ins Parlament einzuziehen, dass er sich bereits im Wahlkampf Gedanken über die passende Rede gemacht hat. Mit ihm werden weitere Journalisten vertreten sein, die größten Berufsgruppen sind wie bisher Juristen, Verwaltungsangestellte und Lehrer. Für 205 Abgeordnete und sechs Fraktionen sowie deren Mitarbeiter gibt es im Maximilianeum etwa 200 Büros, neun große Sitzungssäle, drei größere Besprechungszimmer und drei große Tagungsräume in einem Nebengebäude. Die gute Nachricht ist: Alle sechs Fraktionen können gleichzeitig tagen. Die schlechte: Im 1874 fertiggestellten Prachtbau am Isarhochufer werden nicht alle Fraktionen mit Abgeordnetenbüros, Geschäftsstellen und Mitarbeitern Platz finden. Im Landtagsamt ist man trotzdem tiefenentspannt: Es gibt weitere 100 Büros in Gebäuden an der Ismaninger Straße und auf der Praterinsel. Welche Fraktion mit ihren Mitarbeitern ausziehen muss, ob die Fraktionsgeschäftsstellen alle im Landtag bleiben und dafür einige Abgeordnete sowie Mitarbeiter in Außenbüros ziehen, wird sich erst Anfang November klären. Entscheiden wird darüber das Landtagspräsidium nach der konstituierenden Sitzung. Es setzt sich aus der Präsidentin, einem Vizepräsidenten für jede Fraktion und sieben Schriftführern zusammen. Die CSU nominierte Ilse Aigner bereits als Landtagspräsidentin. Alle Fraktionen werden je einen Vizepräsidenten stellen. Das Präsidium bereitet den Haushalt des Landtags vor, entscheidet über die Raumverteilung und die Mitarbeiter des Hauses. Diese werden überprüft, bevor sie ihren Dienst im Maximilianeum antreten. Für die Mitarbeiter der sechs Fraktionen sind diese dagegen selbst verantwortlich.

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