Oberhausener Naturschutzverbände NABU, BUND und LNU fordern: Der Sterkrader Wald muss in seiner Gesamtheit erhalten bleiben!

Der Sterkrader Wald ist ein Buchen-Mischwald und mit 204 Hektar der zweitgrößte Waldbestand Oberhausens: Buchenarten, Roteichen, Erlen, Bergahorne und Kiefern bestimmen den Baumbestand. Hundertsechzigjährige Rotbuchenbäume können dort noch bestaunt werden. Und durch die alten und hochstämmigen Bäume schlängelt sich der Handbach. Der Wald ist Lebensraum zahlreicher zum Teil gefährdeter Tier- und Pflanzengemeinschaften. Alte Bachmäander und Mergelgruben sind Laich-gewässer für gefährdete Amphibienarten und Lebensraum zahlreicher Insektenarten. Der Sterkrader Wald ist flächendeckend als Landschaftsschutzgebiet gesichert. Eingeschlossen liegt ein 81 Hektar großer, wertvoller Torfmoos-Erlenbruchwald, der als Naturschutzgebiet besonders gesichert ist.

Aus- und Umbau des Autobahnkreuzes – was ist geplant?
Das Autobahnkreuz Oberhausen soll in Sterkrade in einer ersten Stufe dreispurig ausgebaut werden. Der Entwurf des Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht den vierspurigen Ausbau vor. Vier Varianten der Baumaßnahmen hatte der Landesbetrieb Straßen NRW untersuchen lassen. Der sogenannte Überflieger, der von „Straßen NRW“ favorisiert wird, würde Teile des Sterkrader Waldes zerstören. Diese Variante stellt bezüglich ihrer Auswirkungen auf Umwelt und Natur die mit Abstand schlechteste Lösung dar.

Lärmbelastung und Lärmschutzmaßnahmen
Die Lärmbelastung in der Umgebung des Kreuzes ist heute sehr hoch. Mit der Errichtung von Lärmschutzwänden würde es teilweise leiser werden. Dass die Anwohner jedoch nur einen Anspruch auf Lärmschutz in Verbindung mit einem Ausbau der Autobahnen haben, ist Zeichen einer verfehlten Verkehrspolitik in Deutschland. Die Verbreiterung der A 3 von der Anschlussstelle Dinslaken-Süd bis zum Autobahnkreuz wird zu gravierenden Veränderungen führen. Dem verbesserten Lärmschutz gezollt, werden sehr hohe Lärmschutzwände (mehr als 10 m) mit Stützmauern gebaut werden müssen, die das Bild der Landschaft sehr deutlich negativ beeinflussen.

Ist der Autobahnausbau wirklich nötig?
Eine differenzierte und aktualisierte Bedarfsanalyse für den Ausbau, wie z.B. aktuelle Ergebnisse von Verkehrszählungen und Angaben zu Häufigkeiten von Stauereignissen, ist zur Überprüfung der Not-wendigkeit erforderlich. Darüber hinaus müssen Alternativen zum Ausbau der Autobahn, wie z.B. Nutzung der Standspuren bei hoher Verkehrsdichte, dargestellt und abgewogen werden. Unberück-
sichtigt bleiben bisher auch andere verkehrswirksame Maßnahmen. So gibt es keine verkehrs-trägerübergreifende Betrachtung. Zum Beispiel wird nicht berücksichtigt, dass ab 2018 der RRX auf der Eisenbahnstrecke Düsseldorf-Emmerich-Arnheim für eine wesentliche Verbesserung des Nahverkehrs sorgen wird und mit Fertigstellung der Betuwe-Linie ein Teil des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene verlagert wird. Nach Aussagen des Verkehrsministeriums werden durch diese Maßnahme viele Menschen vom Niederrhein auf den Zug umsteigen und die Autobahnen entlasten. Es werden also hohe Investitionen für zwei Verkehrsmaßnahmen geplant, die nicht aufeinander abgestimmt sind.
Es ist zudem verkehrspolitisch das falsche Zeichen, in den Ausbau von Autobahnen zu investieren. Autobahnen, die verbreitert werden, können dadurch mehr Verkehr zur Folge haben, so dass dann wieder Forderungen nach noch breiteren Straßen aufkommen. Eine solche Entwicklung ist keine zu-kunftsfähige Lösung der Verkehrsproblematik. Dass heute immer mehr Güter auf der Autobahn trans-portiert werden, ist kontraproduktiv zu Klimaschutzbemühungen. Der Bund muss vielmehr verstärkt in den Schienenausbau investieren, sowie gleichzeitig stärkere Anreize für den Umstieg vom Auto auf andere umweltverträgliche Verkehrsträger schaffen. Anstatt Autobahnen zu verbreitern, sollte im Sinne von nachhaltiger Mobilität mehr für die Stärkung öffentlicher Verkehrsnetze getan werden.

Grünschneisen für Tierwanderungen
Dem geplanten Autobahnausbau sollen Waldflächen und das Begleitgrün auf den Straßenböschungen geopfert und die Lebensräume für die Tierarten zerstört werden. Amphibien und auch größere Wildarten, wie z.B. Rehe, werden durch den Bau neuer Trassen nicht mehr in andere Biotope wandern können. Diese Einschränkung wird sich auf den Tierbestand und das ganze Ökosystem des Waldes negativ auswirken.

Zu wenig Wald – zu viele Straßen
Die Stadt Oberhausen ist eine der Kommunen Deutschlands mit sehr hoher Siedlungsdichte und einem sehr hohen Anteil an Verkehrsflächen. Demgegenüber stehen nur wenige Waldgebiete. Die BRD hat 5,1% Verkehrsfläche, das Land NRW 7,1% aber Oberhausen 17,7%. Die BRD hat 30,6% Waldfläche, das Land NRW 25,8% aber Oberhausen nur 13,1%. Die Folgen dieses ökologischen Mangels sind mitverantwortlich für einen hohen Krankenstand, steigende Lungenkrebserkrankungen und eine niedrige Lebenserwartung in Oberhausen. Weitere Verkehrswege zu Lasten des Oberhausener Waldes sowie die Verlagerung der geplanten Ausgleichsmaßnahmen in den Kreis Wesel sind deshalb indiskutabel. Es ist nicht nachvollziehbar, dass gerade hier für den Autobahnausbau ein so starker Eingriff in die Natur als unumgänglich dargestellt wird. Die Funktionen der naturnahen Flächen für Natur, Erholung und Klima in der Stadt sind bekannt und die wenigen Flächen in Oberhausen müssen geschützt und weiter ausgebaut werden.

Autor:

Cornelia Schiemanowski aus Oberhausen

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