"Da geht noch mehr." Die Commerzbank hat sich eine Digitalisierung fast aller Prozesse auf die Fahnen geschrieben. Comdirect gilt wie die auf das Online-Geschäft ausgerichtete polnische Tochter mBank als Versuchslabor für viele Entwicklungen bei der Commerzbank. Auch die mBank wird Teil der Privatkundensparte von Deutschlands zweitgrößter Bank.

Vom geplanten Abbau von 9000 Stellen bei der Commerzbank ist die Tochter in Quickborn nicht betroffen. "Natürlich schauen wir uns an, wie wir effizienter werden können", sagte Walter. In den vergangenen Monaten seien nur noch wenige Stellen hinzugekommen. "Aber ein Personalabbau ist nicht geplant."

Der Comdirect-Chef ist dabei, das Profil des Online-Brokers zu schärfen. Er will sich wieder mehr auf Anleger und private Trader konzentrieren. Der reine Kundenzuwachs sei zweitrangig, sagte Walter in einem Pressegespräch. "Wichtiger ist mir das Depot-Wachstum." Die Commerzbank hat sich vorgenommen, bis 2020 zwei Millionen Privatkunden zu gewinnen. "Wir werden auch hier unseren Beitrag leisten", sagte Walter, ohne sich auf eine Zahl festzulegen. Seit 2013 kamen mehr als 200.000 der eine Million neuen Commerzbank-Kunden von der Comdirect. Im Sommer hat sie die Marke von drei Millionen Kunden übersprungen.

Die Ertragsziele für das laufende Jahr hat Walter nach neun Monaten fast schon erreicht. Mit 106,9 (Vorjahr 77,9) Millionen Euro lag der angepeilte Vorsteuergewinn von 110 Millionen Euro in Reichweite - allerdings nur dank der 41 Millionen, die der Verkauf der Anteile am Kreditkartenanbieter Visa Europe in die Kassen spülte. "Das heißt, dass wir die 110 Millionen sicher überspringen werden", sagte Walter. Doch im Handel herrschte im Sommer nach dem EU-Ausstiegsvotum der Briten Flaute. Die gute Ertragslage will der Online-Broker vor dem Jahreswechsel wieder für eine Werbe- und Depot-Kampagne nutzen.

rtr