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Parallel zur Bahntrasse: CDU fordert Straße von Espenau bis zur A7-Anschlussstelle

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So sieht der Vorschlag der CDU aus: Der von der Bahn geplante Bau einer Nordkurve Kassel für Güterzüge könnte um den Bau einer Straßenverbindung von Espenau nach Osten über die Fulda und Speele bis zur A7-Anschlussstelle Hann. Münden/Lutterberg ergänzt werden. Diese Doppel-Trasse würde dann – wie unsere Grafik zeigt – zwischen Simmershausen und Rothwesten entlangführen.
So sieht der Vorschlag der CDU aus: Der von der Bahn geplante Bau einer Nordkurve Kassel für Güterzüge könnte um den Bau einer Straßenverbindung von Espenau nach Osten über die Fulda und Speele bis zur A7-Anschlussstelle Hann. Münden/Lutterberg ergänzt werden. Diese Doppel-Trasse würde dann – wie unsere Grafik zeigt – zwischen Simmershausen und Rothwesten entlangführen. © Dieter Schachtschneider/Grafik HNA

Die CDU im Landkreis Kassel will die geplante Güterzugstrecke der Deutschen Bahn um eine Straße von Espenau zur A7 bei Hann. Münden / Lutterberg ergänzen.

Die Kreis-CDU will in Sachen Verkehrsentwicklung nördlich von Kassel zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie möchte den geplanten Bau der Güterzugstrecke (Nordkurve Kassel) mit dem Bau einer Straßenverbindung von Espenau-Mönchehof mit Brücke über die Fulda bei Staufenberg-Speele bis hin zur A7-Anschlussstelle Hann. Münden/Lutterberg verbinden (sogenannte Nordspange).

„Diese beiden Verkehrsprojekte ließen sich gut und kostensparend miteinander kombinieren“, sagt CDU-Kreistagsmitglied Patrick Weilbach. Das Raumordnungsverfahren für die Eisenbahnstrecke mitsamt Variantenprüfung liefe bereits seit März 2018. „Uns bleibt wenig Zeit, wenn wir diese Chance für eine Nordspange nutzen wollen“, sagt Weilbach. Im nächsten Kreistag am Montag, 3. Dezember, will er das Thema auf den Tisch bringen. In der November-Sitzung war sein Antrag zunächst abgelehnt worden.

Patrick Weilbach, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion.
Patrick Weilbach, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion. © dpa

„Mir geht es darum, gemeinsam mit der Landesstraßenbaubehörde Hessen Mobil und mit dem Bundesministerium für Verkehr auf eine nördliche Fuldaquerung in Höhe von Staufenberg-Speele hinzuwirken“. Diese Nordspange solle die B 7/B 83 bei Espenau mit der A7 bei Lutterberg verbinden, sagt Weilbach im Gespräch mit der HNA.

Ihm ist völlig klar, dass es bei diesem Thema dicke Bretter zu bohren gibt. „Und die Zeit läuft uns davon“. Denn wenn jetzt schon Varianten für die Schienenstrecke geprüft würden, müssten den Planern relevante Informationen über eine Nordspange schon längst vorliegen.

Die Nordspange ist für Weilbach eine Herzensangelegenheit. Zuletzt hatte er vor etwa anderthalb Jahren für den Bau einer Nordspange geworben – wenn auch ohne Erfolg. „Es herrscht nach wie vor eine große politische Ablehnung gegenüber diesem Projekt“, sagt Weilbach.

Entlastung für Kassel

Dabei könne eine Nordspange den Verkehr in Kassel deutlich entlasten, weil dann Autofahrer aus Holland-Nord, Vellmar und allen anderen Orten nördlich von Kassel nicht mehr über die Kasseler Fuldabrücke fahren müssen, um zur A7 zu gelangen. Zudem stelle eine Nordspange eine erstklassige Anbindung an den Flughafen Calden und an das dortige Gewerbegebiet dar. „Einige Kommunen nördlich von Kassel halten die Nordspange für ein sinnvolles Projekt“, sagt Weilbach.

Doch ist der Widerstand groß – auch in der Bevölkerung. Tatsächlich ist die Nordspange in der Vergangenheit schon mehrfach als „erledigt“ (Ex-Verkehrsminister Dieter Posch) oder als „kritisch“ (Verkehrsentwicklungsplan Region Kassel 2030) deklariert worden. Auch im Bundesverkehrswegeplan 2030 taucht sie nicht auf – das Land Hessen hatte nie Anstalten gemacht, solch ein Vorhaben als dringlich anzumelden.

„Das ist wohl das größte Problem – das der Finanzierung“, sagt Weilbach. „Weil der Bund vermutlich aus dem Rennen ist, müssten als Träger der Landkreis, Kommunen und das Land in die Pflicht genommen werden“. Nicht zuletzt müsse auch Niedersachsen wegen des Streckenstücks zwischen Speele und A7 bei der Finanzierung helfen. Aber: Niedersachsen hatte schon vor anderthalb Jahren eine Beteiligung an der Nordspange abgelehnt.

Letztlich ist für Weilbach alles eine Frage der Variante. Er selbst favorisiert eine Nordspange von Espenau über Speele zur A7, „auch weil sie durch weniger bewohntes Gebiet führt“, sagt Weilbach. Der Bahn dürfte das nicht gefallen, weil dann eine teure Brücke über die Fulda gebaut werden müsste.

Wesentlich praktischer wäre für die Bahn dagegen ein Gleisbau von Espenau runter nach Fuldatal-Ihringshausen. Erstens wäre diese Strecke kürzer, und zweites müsste keine Brücke über die Fulda gebaut werden. Der Nachteil: Diese Variante führt durch relativ dicht besiedeltes Gebiet.

Eine nördliche Umfahrung Kassels zur A7

Die Idee einer nördlichen Umfahrung Kassels war immer wieder ein Thema. 2009 wurde im Zusammenhang mit einer A7-Anschlussstelle zur Erschließung des Gewerbegebietes Sandershäuser Berg die Idee einer Straße über Calden zur A44 bei Breuna diskutiert. Die Machbarkeitsstudie des damaligen Verkehrsministers Dieter Posch (FDP) sah eine Straße durch Wolfsanger, Ihringshausen und Vellmar zur B 7/B 83 vor. 

SPD und CDU opponierten gegen diese Pläne wegen enormer Kosten und der hohen Siedlungsdichte entlang der Trasse. Nach langer Diskussion erklärte Posch dann im Juli 2013 die direkte Verbindung von der A7 zur A44 als erledigt, nachdem schon im Mai 2013 der Kreistag den Bau einer Nordspange abgelehnt hatte. Seither hat das Land die Planungen für eine Nordspange nicht wieder aufgenommen. 

Zwei Jahre später lieferte der Zweckverband Raum Kassel (ZRK) im Verkehrsentwicklungsplan Region Kassel 2030 dann eine Nordspangen-Variantenprüfung. Vorgestellt wurden eine kasselnahe Lösung im direkten Umfeld der nördlichen Kasseler Stadtgrenze, sowie eine kasselferne Lösung von der A7 bei Lutterberg bis zur B7/B 83 bei Obervellmar. Die Verbandsversammlung des ZRK beschloss jedoch im Juli 2015: Von der Umsetzung beider Varianten wird abgeraten. 

Die Gründe für die Umfahrung zur A7: 

• Es wären mehrere Brücken und zwei Tunnel notwendig. 

• Es käme zur Verlärmung von Siedlungsgebieten sowie landschaftlichen und naturschutzrechtlichen Belastungen. 

• Die Kosten einer solchen Strecke lägen bei 135 Mio. Euro. 

• Es ist unklar, wer das Projekt überhaupt zahlen könnte. 

• Relativ geringe Verkehrs- und Entlastungswirkung. CDU-Kreistagsmitglied Patrick Weilbach hält von diesen Ergebnissen nicht viel. Sie spiegelten lediglich eine schon von vornherein festgelegte politische Ablehnung gegenüber der Nordspange wieder. 

Nordspange: Kreis-SPD sagt ja

Zumindest im Ansatz scheint sich die beim Thema Nordspange bislang eher ablehnende SPD nun vorsichtig zu öffnen. „Falls sich bei den Planungen für die Güterschienenstrecke eine Chance für eine ortsferne und landschaftsschonende Straßen-Nordspange ergibt, sollte diese genutzt werden“, sagt Dieter Lengemann, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. 

Dieter Lengemann
Dieter Lengemann (SPD) © Privat/nh

Allerdings sei zu befürchten, dass für solch ein Straßenbauvorhaben keine Straßenbaumittel zur Verfügung stünden. Insofern sei die Nordtangente zunächst als „nicht realistisch“ einzustufen. Mit Blick auf das Gleisbauvorhaben Nordkurve Kassel werde die SPD alles daran setzen, „die weiteren Planungen der Bahn konstruktiv und kritisch zu begleiten“, sagt Lengemann. 

Einen entsprechenden Antrag werde die SPD im nächsten Kreistag am Montag, 3. Dezember, einbringen. Zunächst aber sehe die Kreis-SPD die bislang vorgestellten Varianten Mönchehof-Speele, Mönchehof-Ihringshausen und die Verbindungskurve Niedervellmar kritisch. 

Beim Bau der Nordkurve Kassel geht es darum, zwei Güterzug-strecken nördlich von Kassel so miteinander zu verbinden, dass Güterzüge nicht jedes Mal zum Rangierbahnhof nach Kassel fahren müssen, um dort die Lok zeitaufwendig umzukoppeln. Rund 40 Minuten Fahrzeit sollen dadurch gespart werden. Nach Fertigstellung sollen über die Nordkurve Kassel 40 Güterzüge pro Tag rollen. 

Die Nordkurve Kassel ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 als vordringliches Vorhaben eingestuft. Die Planung der Nordkurve Kassel steckt indessen noch in den Kinderschuhen. Seit März 2018 läuft das Raumordnungsverfahren (ROV). Im ROV wird geprüft, inwieweit Mensch, Umwelt und Natur durch das Vorhaben beeinträchtigt werden könnten. Auch die Öffentlichkeit wird hieran beteiligt. Der Startschuss für die Öffentlichkeitsbeteiligung fällt im Frühjahr 2019. 

Aktuell sind drei Varianten im Planungskorridor Immenhausen, Wilhelmshausen und Kassel im Gespräch, von denen die zweite von Espenau nach Ihringshausen die Wahrscheinlichste sein dürfte, weil hier die Siedlungsdichte schon geringer ist und weil keine Brücke über die Fulda gebaut werden muss. Die bestmögliche Variante wird erst mit Beendigung des ROV ausgewählt – wahrscheinlich im Jahr 2020. Ist eine Variante festgelegt, beginnt die Planfeststellung – ebenfalls mit öffentlicher Beteiligung. 

Dabei wird die dann ausgewählte Trassen-Variante detailliert bis zur Baugenehmigung (Planfeststellung) geplant. Im letzten Schritt folgen dann die Ausführungsplanung sowie der Bau der neuen Schienenstrecke. All das wird noch einmal vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. 

Die geplante Kasseler Kurve
Die geplante Kasseler Kurve © Grafik HNA

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