Oldtimerliebhaber US-Car-Fans restaurieren Chrysler-Coupé in Rheinbach

Rheinbach · Vier US-Car-Fans restaurieren in einer Rheinbacher Garage ein Chrysler-Coupé Baujahr 1966 von Grund auf. Am Ende werden die Autofans wohl tausend Arbeitsstunden in den Straßenkreuzer investiert haben.

 Einen Straßenkreuzer vom Typ Chrysler New Yorker Coupé, Baujahr 1966, restaurieren vier US-Car-Freunde in einer Garage. Hier reinigt Gunnar Gras das Getriebe, Henning Kölsch schaut zu.

Einen Straßenkreuzer vom Typ Chrysler New Yorker Coupé, Baujahr 1966, restaurieren vier US-Car-Freunde in einer Garage. Hier reinigt Gunnar Gras das Getriebe, Henning Kölsch schaut zu.

Foto: Axel Vogel

Noch kann man sich nur mühsam vorstellen, wie das automobile „Schätzchen“ aussehen wird, wenn die aufwendige Restaurierung der US Car-Fans abgeschlossen ist. Denn derzeit steht das Chrysler New Yorker Coupé, Baujahr 1966, noch völlig entkernt in einer Garage in Rheinbach. Dabei haben die Rheinbacher Gunnar Gras (35), Henning Kölsch (44) und Alex Glössner (39) seit März 2017 bereits Hunderte Stunden in die Aufarbeitung des völlig heruntergekommenen Amis investiert.

Doch bei genauerem Hinsehen und beim Vergleich der Vorher-Nachher-Fotos lässt sich feststellen: Die Sanierung macht Fortschritte und es gibt eine Chance, dass passend zur Neuauflage der Rheinbach Classics im Sommer auch der alte New Yorker wieder in neuem Glanz erstrahlt. Dafür werden sich die Freunde, die sich „Seventyniners Car Club“ nennen, noch ins Zeug legen müssen.

Es sind die ausladenden Abmessungen, der üppige Platz im Innenraum, die opulente Ausstattung und die zumeist bullige und unüberhörbare Motorisierung, die US-Straßenkreuzer so unverwechselbar machen. Dass diese Autos auch hierzulande ihre eingefleischten Fans haben, liegt aber noch an etwas anderem: An dem Lebensgefühl, das US-Cars ausdrücken, am „American Way of Life“, den sie verströmen, wie es der Rheinbacher Henning Kölsch auf den Punkt bringt.

„Wenn man in einem solchen Auto unterwegs ist, gehört es fast schon dazu, dass man beispielsweise auch die entsprechende Musik hört und Tattoos mag“, betont der 44-Jährige mit der Elvis-mäßig hochgekämmten Frisur. Klar spiele auch die Show eine Rolle, in einem solchen Auto gesehen zu werden, ergänzen seine Mitstreiter.

Alle hatten bereits selbst ein US-Car, als sie sich zu dem Gemeinschaftsprojekt entschlossen. Gunnar Gras besitzt einen Chevrolet Chevy Van G20 von 1979, sein Nachbar Henning Kölsch nennt einen Chevrolet Malibu, Baujahr 1979, sein Eigen. Großzügig eingedeckt mit US-Cars hat sich vor allem Alex Glössner: Neben einem 62er Mercury Monterey Custrom Coupé und einem 81er Oldsmobile Cutlass Station gehört zu seinem Fuhrpark noch ein 77er G30 Chevrolet Wohnmobil, das Glössner 2017 bei einem Händler im Ruhrgebiet gekauft hatte, um mit seiner Familie eine Urlaubstour durch Schweden zu machen.

Mit dabei bei der Einkaufstour, nach einer gemeinsamen Ausfahrt zu einem Treffen eines anderen Car Clubs im 62er Mercury waren auch seine Gras und Kölsch. Während Glössner noch mit der Begutachtung des Wohnmobils befasst war, streifte Gunnar Gras neugierig auf dem Gelände des Händlers umher – und wurde fündig: Unter einer Plane entdeckte er das Chrysler New Yorker Coupé und war sofort elektrisiert.

„Das Auto ist ein echte Rarität“, erklärt er: „Von dem Coupé sind nur etwa 4000 Stück gebaut worden.“ Hinzu kommt für Henning Kölsch noch ein weiteres Argument: „Der New Yorker war seinerzeit mit das Beste, was die US-Autoindustrie produzierte.“ Gras, Kölsch und Glössner kauften das Auto im Paket mit dem Wohnmobil, und ließen sich auch nicht von dem Zustand des rosa lackierten Wagens abhalten. Zurück in Rheinbach war schnell der Entschluss gefasst, den ausgefallenen US-Oldie nicht nur einfach ein bisschen aufzuhübschen, sondern ihn wieder von Grund auf neu aufzubauen: Und zwar bis zur letzten Schraube.

Verstärkung bekam das Trio im vergangenen Frühjahr in Gestalt von Dirk Scharfen (44), der sich damals gerade seinen Oldsmobile Cutlass Calais angeschafft hatte. Im Internet wollte sich Scharfen über die Besonderheiten des Autos austauschen. Dabei kam er mit Hennig Kölsch ins Gespräch und bei den Rheinbach Classics im vergangenen Jahr lernte er die „Seventyniners“ kennen. Michael Kessel (31), schon seit Kindheitstagen mit Gunnar Gras befreundet, Besitzer eines 76er Buick Skylark und eines 91er Chevrolet C 1500 Pick-Ups ist inzwischen ebenso wie Axel Heck (40) mit seinem 83er Chevrolet G20 Lowtop ein Teil der Truppe.

Schwungrad ist dabei Gunner Gras, der bereits seit über zehn Jahren an alten Amis schraubt. Er gibt beim Wiederaufbau des Wagens den Takt vor und ist fast jeden Tag in der Garage. Soweit es geht, erledigen die Jungs die Wiederaufbereitung des Wagens in Handarbeit.

Der Ami ist inzwischen nicht nur komplett entkernt, sondern die 5,56 Meter lange und 2,02 Meter breite Karosserie auch komplett gespachtelt und grundiert. Überholt werden derzeit Fahrzeugteile wie das Getriebe und die Klimaanlage. Allein bei der Überholung des bulligen V8-Motors mit seinen 7,2 Litern Hubraum und 350 PS setzt Gras auf Fremdarbeit: Der Motor ist bei einer Fachfirma in Hennef.“

Chef-Schrauber Gras ist optimistisch: Wenn alles so gut weiterläuft, soll der New Yorker zur Neuauflage der Rheinbach Classics vom 20. bis 22. Juli fertig sein. Wie viele Stunden dann alle investiert haben werden? Gras lacht: „Mehr als 1000 Stunden werden es bis dahin bestimmt sein.“

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