VW setzt künftig verstärkt auf E-Autos und das beliebte SUV-Segment. Die aus der Zeit gefallene Passat Limousine bekommt deshalb keinen Nachfolger mehr.
Da im ehemaligen Passat-Werk Emden zukünftig vor allem der ID.4 und ein Elektro-Kombi gebaut werden, wird die Fertigung des Traditionsmodells in die Slowakei ausgelagert. VW investiert eine Milliarde Euro in die Elektro-Umrüstung der ostfriesischen Fabrik.
Die neunte Generation des Passat Variant soll derweil etwas wachsen und noch praktischer werden.
Während die Kombiversion der etablierte Liebling der hiesigen Handelsreisenden ist, fristet die etwas biedere Passant Limousine in Deutschland seit Jahren ein eher trauriges Dasein. Mehr als 90 Prozent der Käufer entscheiden sich hierzulande für den deutlich praktischeren Variant. In einigen wenigen anderen Ländern ist jedoch genau das Gegenteil der Fall: In der Türkei liegt das klassische Stufenheck beispielsweise deutlich vorn. Den US-Kunden bietet VW unter dem gleichen Namen ein technisch und optisch komplett anderes Auto an – das aber ausschließlich in Form einer klassischen Mittelklasse-Limousine produziert wird. Doch auch jenseits des Atlantiks sinken die Verkaufszahlen des Passat seit geraumer Zeit.
Der Passat wird von den SUVs verdrängt
Auch deshalb hat Volkswagen im vergangenen November angekündigt, dass der US-Passat 2023 eingestellt wird. Zudem benötigt der Autobauer die frei werdenden Produktionskapazitäten im Werk Chattanooga (Tennessee) für die beiden SUV-Modelle Atlas und ID.4. Der europäische Passat befindet sich in einer ähnlichen Lage. Angesichts ihres sehr niedrigen Anteils an den Verkaufszahlen wird die Limousine auch hier höchstwahrscheinlich in zwei Jahren ohne Nachfolger auslaufen, pünktlich zum 50. Jubiläum der Baureihe. Der nach wie vor beliebte Passat Variant wird jedoch überleben, auch wenn er sein angestammtes Werk im ostfriesischen Emden der europäischen Version des ID.4 und VWs zukünftigem Elektro-Kombi überlassen muss. Auf letzteren gab die Studie ID Space Vision bereits Ende 2019 einen ersten Ausblick.
Emden wird komplett auf Elektro umgestellt
Volkswagen selbst ist mit dem Fortschritt bei der Umstellung der niedersächsischen Fabrik auf die Produktion reiner Elektroautos zufrieden. „Wir sind bei der Transformation zum Elektro-Standort gut auf Kurs“, sagte der Werksleiter Uwe Schwartz bei einem Pressegespräch. Insgesamt steckt der Autobauer über eine Milliarde Euro in die Transformation des traditionellen Passat-Standorts. Dafür werden sechs komplett neue Hallen und eine Logistik-Zentrale errichtet.
Schon nächste Woche soll in Emden die erste Handvoll ID.4 gefertigt werden, im ersten Quartal 2022 soll die Produktion nach Plan dann richtig anlaufen. Das kompakte Elektro-SUV wird hierzulande bereits seit Anfang des Jahres ausgeliefert. Bisher wurden die europäischen Exemplare aber ausschließlich im sächsischen Zwickau gefertigt. In Emden werden derweil die 8000 Mitarbeiter für die Produktion von Elektroautos geschult.
Der VW-Konzern hat eine Beschäftigungsgarantie bis 2029 ausgesprochen, weitere Infos zu einer zukünftigen Personalentwicklung an dem Standort wurden noch nicht veröffentlicht. Falls das Werk mit drei Schichten voll ausgelastet werde, sei laut dem Autobauer eine Jahresproduktion von 260.000 Autos drin. Den gewohnten Passat-Schriftzug werden diese aber nicht mehr tragen.
Der neue Variant verspätet sich etwas
Wie die „Auto Bild“ bereits berichtete, wird die neunte Generation des Passat Variant in Zusammenarbeit mit Skoda entwickelt und ab 2024 gemeinsam mit dem Superb im slowakischen Bratislava vom Band laufen. Das Automagazin vermutet, dass der Neue etwa fünf Zentimeter länger werden soll und sich so auf 4,85 Meter strecken könnte. Optisch übernimmt er wahrscheinlich das vom aktuellen Golf 8 bekannte Markengesicht. Er soll sich insgesamt zum Designer-Kombi wandeln und mit seiner am Heck steil abfallenden Dachlinie deutlich dynamischer wirken. Trotzdem könnte das Fassungsvermögen des Kofferraums dank des längeren Radstands leicht steigen. Beim aktuellen Modell beträgt das Volumen des Gepäckabteils 650 Liter, beziehungsweise 1780 wenn man die Rückbank umklappt. Bei den Motoren bleiben die Wolfsburger im Großen und Ganzen den Verbrennern treu. Neben den modernen Dieseln mit doppeltem SCR-Kat soll es Benziner mit etwa 150 bis 220 PS geben. Außerdem dürfte der kommende Passat Variant wie sein Vorgänger auch Plug-in-Hybridantriebe erhalten.