Markus Kühn: Wir sehen, dass Online-Audio sich zum Mega-Trend entwickelt

FLUXFMHört man sich um im Kosmos der deutschen Musikschaffenden, welche Radiosender jenseits der Hitformate für die Labels bei ihrer Promotionarbeit von hoher Bedeutung sind und sich bei der Durchsetzung neuer Künstler besonders hervortun, fallen meist die Namen der üblichen Verdächtigen, also Fritz, 1LIVE, radioeins, SWR3 – und FluxFM.

Letzteres Programm spielt bei den Reichweiten zwar nicht in der Premier League, dennoch scheint das Angebot so etwas wie der Hecht im Karpfenteich der nationalen Musikradios zu sein. Vor allem, weil FluxFM von Musikbranchen-erfahrenen Machern geleitet wird, die das Ziel interessante und neue Künstler zu präsentieren nie aus den Augen verloren haben.

Zur Erinnerung findet sich dieses Credo auf der Internetseite des Senders nochmals wie in Stein gemeißelt: „Überall auf der Welt entsteht in jeder Sekunde wunderbare neue Musik, die dank moderner Technologie schnell ihren Weg rund um den Globus findet. Berlin entwickelt sich dabei immer mehr zum Hotspot der globalen Musikszene. Flux ist Teil dieser Szene und versteht sich als Orientierungshilfe und Schaufenster. Neue Künstler hört man bei uns zuerst“. FluxFM ist auch nach über 12 Jahren nach Sendestart kein Hit-Maker, wohl aber eine der ersten Adressen im deutschen Hörfunk, wenn darum geht frische Musik und Künstler zu entdecken und anzuschieben. Dass dies im Radio erfolgreich möglich ist, belegt die ma 2018 Audio II: so konnte FluxFM bei der Tagesreichweite um ein eindrucksvolles Plus von 22 Prozent zulegen (Montag bis Sonntag).

FluxFM (Bild: José Gonzáles / original Catharina Tews)
FluxFM (Bild: José Gonzáles / original Catharina Tews)

FluxFM versteht sich selbst als „Radio, Onlinemedium, Community und Veranstalter: Ein Netzwerk und eine Plattform für vielfältige Aktivitäten und Szenen. Der Fokus liegt auf Popkultur, Netzkultur und urbanem Leben. Als Teil einer internationalen Radio-Allianz informiert FluxFM über das musikalische Geschehen und Trends in der Welt“.

Im Jahre 2013 wurde der Sender in der Kategorie „Medienpartner des Jahres“ mit dem Musikpreis „Echo“ ausgezeichnet. Am 9. April 2014 erhielt FluxFM auf der MUSEXPO 2014 den „International Music Industry Award“ als „Radiostation des Jahres“.

Mit eigener cloudbasierter Plattform in die digitale Zukunft

Stillstand war nie das Ding des umtriebigen FluxFM-Gründergespanns Mona Rübsamen und Markus Kühn. Immer möglichst weit über den Tellerrand blicken und zu neuen Ufern aufbrechen – ohne allerdings bewährte Senderstrukturen aufzugeben. Gerade haben die pfiffigen Berliner Radiomacher ihre eigenentwickelte Plattform radiosphere.io“ an den Start gebracht, die es ihren ermöglicht, „endlich zeitgemässes digitales Radio zu machen“. Eine Technik, auf die bereits andere Sender aufmerksam geworden sind und übernommen haben.

Mona Rübsamen und Markus-Kuehne (Bild: ©Katja Eichinger)
Mona Rübsamen und Markus-Kuehne (Bild: ©Katja Eichinger)

Über diese Innovation sowie über Musik, Programm und die Zukunft des Radios sprach  RADIOSZENE-Mitarbeiter Michael Schmich mit den Senderchefs Mona Rübsamen und Markus Kühn. 


RADIOSZENE: Die ma Audio 2018 bescheinigt FluxFM stabile Werte. Wie wächst der Sender auf analoger und digitaler Ebene?

Markus Kühn: Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden. Einerseits wachsen unsere digitalen Angebote, andererseits profitiert aber auch der „Hauptsender“ davon, dass UKW mehr und mehr in den Hintergrund rückt und digitale Endgeräte langsam Standard werden. FluxFM ist ein deutschlandweit einzigartiges Format und deshalb auch für musikinteressierte Hörer außerhalb Berlins spannend. Spätestens in zwei, drei Jahren sollte der Sender dank 5G auch in jedem Autoradio gut zu empfangen sein.

RADIOSZENE: Offenbar hatte der Rückzug aus den UKW-Enklaven Stuttgart und Bremen nur geringe Auswirkungen auf die Gesamtreichweite. Eine richtige Entscheidung – auch vor dem Hintergrund, dass der Verlust technischer Reichweite durch die digitale Expansion auf bundesweiter Ebene wieder aufgefangen werden konnte?

Markus Kühn: Die Entscheidung war in jedem Fall die richtige und wir sind froh, dass wir damals beschlossen haben, konsequent ins Digitale zu investieren. Das zahlt sich nun langsam aus. Letztlich wird Technologie es uns ermöglichen, unser Programm in Zukunft nicht nur für Stuttgart und Bremen lokal relevant zu machen, sondern auch für sämtliche anderen deutschsprachigen Regionen.

(Bild: ©FluxFM)
(Bild: ©FluxFM)

RADIOSZENE: Hat sich mit dieser Entwicklung auch Ihre Zielgruppe verändert?

Markus Kühn: Unsere Kernzielgruppe bei FluxFM ist immer noch die gleiche: neugierig, weltoffen, interessiert. Mit unseren rein digitalen Sendern erreichen wir nun allerdings auch Zielgruppen, für die wir bei FluxFM (fast) nichts im Angebot haben, wie zum Beispiel Metal- oder Jazzfans.

RADIOSZENE: Wie hoch schätzen Sie den Anteil der Hörer außerhalb des UKW-Sendegebietes?

Markus Kühn: Unsere Digitalangebote werden zu zwei Drittel von Hörern ausserhalb unseres UKW-Sendegebiets genutzt. Bei UKW verhält es sich genau andersherum.

 

„Technologie ist plötzlich ein großer Teil unseres Geschäfts geworden“

 

RADIOSZENE: Wie intensiv und mit welchen Möglichkeiten werden Sie Ihre digitale Offensive fortsetzen? Sie verzichten ja bewusst auf DAB+ …

Markus Kühn: Wir haben in den letzten beiden Jahren die cloudbasierte technische Plattform „radiosphere.io“ gebaut, die es uns endlich ermöglicht, zeitgemäss Radio zu machen. Wichtige Themen dabei sind Nutzerqualifizierung und Targeting für Werbung, Subscription und gute Frontends, die mit YouTube und den Streamingdiensten konkurrieren können. Schon die Entwickung einer vernünftigen App ist eine große Herausforderung. Viele denken, dass man die einmal baut und dann „fertig“ ist. Tatsächlich ist eine App allerdings – wie alles im Internet – ein lebender Organismus, der andauernde Pflege und Weiterentwicklung benötigt. Ebenfalls braucht es ein hohes Maß an Integration in die Backend-Systeme, denn schließlich wollen wir unseren Hörern unsere Angebote nicht nur auf dem Smartphone sondern auf allen möglichen Endgeräten komfortabel anbieten. Smart-Speaker und TV-Geräte spielen da eine wichtige Rolle, aber auch der gesamte In-Car-Bereich. Wir entwickeln „radiosphere.io“ permanent weiter und integrieren neue Endgeräte und Services. Technologie ist plötzlich ein großer Teil unseres Geschäfts geworden.

(Bild: ©FLUX FM)
(Bild: ©FLUX FM)

Ursprünglich haben wir die Plattform für unser Digitalangebot „FluxMusix – Next Level Radio“ entwickelt. Architektonisch ist „radiosphere.io“ aber  für Millionen von gleichzeitigen Nutzern ausgelegt, weshalb wir aktuell beginnen, die Plattform auch anderen Sendern zur Verfügung zu stellen, die sich auf ihre Kernkompetenz, ein gutes Programm zu machen, konzentrieren, aber dennoch bei der Digitalisierung vorne dabei möchten. Hierfür bieten wir eine hochintegrierte Alles-aus-einer-Hand-Lösung an, die neben dem Nutzermanagement auch Apps, Webplayer und Frontends für weitere Endgeräte sowie Big Data für die Programmplanung umfasst. Erste Sender, die die Plattform schon nutzen, sind der Berliner Rundfunk, 94,3 rs2 und KISS FM.

„radiosphere.io“ ist allerdings kein geschlossenes System sondern eine offene Plattform, an die jeder und alles andocken kann. So lassen sich zum Beispiel auch alle Services per API ansprechen, so dass ein Sender, der lieber eine eigene App oder Webseite programmieren möchte, die Services dennoch nutzen kann.

Wir sehen aktuell, dass Online-Audio sich zu einem Mega-Trend entwickelt, getrieben maßgeblich von Onlineradio und Podcasts. Davon wird Radio erheblich profitieren, wenn die technologische Grundlage stimmt. Denn: Radioleute wissen am besten, wie man Audio spannend gestaltet und ein großes Publikum anspricht. Hält man sich weiterhin vor Augen, dass Radio in fast jedem Land der Erde eine Reichweite von 98 Prozent in der Bevölkerung hat, und macht sich bewusst, dass kein soziales Netzwerk auf ähnliche Werte kommt, liegt die Chance für das Medium auf der Hand. Mit unserer Plattform „radiosphere.io“ wird sich Werbung zukünftig so einfach und gezielt planen lassen, wie mit dem Businessmanager von Facebook.

DAB+ hingegen ist eine Übergangstechnologie – auch wenn einige Nischenprogramme im Moment davon profitieren. Es schwer vorstellbar, dass Hörer, die es gewohnt sind, die ganze Welt in ihrem Smartphone zu haben, in ein Gerät investieren, mit dem sich 30 Programme empfangen lassen, die man sich noch nicht mal aussuchen kann. Die Zukunft wird auf jeden Fall im Streaming liegen und wir sind zuversichtlich, dass die Verfügbarkeit schneller mobiler Daten schnell zulegen wird.

 

„Wir sehen doch, dass die Streamingdienste versuchen Radio-ähnlicher zu werden, indem sie Playlisten und den ‚Mix der Woche‘ eingeführt haben“

 

RADIOSZENE: Ein sehr wirkungsvolles Instrument neben Ihrem moderierten Hautprogramm scheinen die rund 35 kuratierten Musikstreams zu sein mit denen Sie qualitativ und quantitativ im bundesweiten Vergleich weit vorne mit dabei sind. Liegt hier auch ein entscheidender Schlüssel zur Zukunftssicherung gegenüber Mitbewerbern wie Streaming-Diensten?

Markus Kühn: Streamingdienste werden sicherlich in Bälde jede Plattensammlung der Welt ersetzt haben, allerdings nicht das Radio. Denn die meisten Nutzer möchten sich überhaupt nicht immer selbst das Musikprogramm zusammenstellen. Vielmehr sehen wir doch, dass die Streamingdienste versuchen Radio-ähnlicher zu werden, indem sie Playlisten und den „Mix der Woche“ eingeführt haben. Vom Radio möchte der Hörer allerdings noch mehr als nur Musik: vertraute Stimmen, lokale Servicemeldungen, die Taktung des Tagesablaufs. Radio ist der Tagesbegleiter, den ich morgens mit der Kaffeemaschine zusammen anstelle. Während Streamingdienste einen aktiven Nutzer brauchen, der sich immer wieder neue Musik sucht und zusammenstellt, ist Radionutzung „lean back“. Ich drücke einen Knopf und werde den ganzen Tag abwechslungsreich unterhalten. Genau dieses Bedürfnis bedienen wir mit unseren Streams.

Ich empfehle unbedingt, unsere kostenlose App „FluxMusic – Next Level Radio“ einmal auszuprobieren. So einfach war das Musikhören und – entdecken noch nie.

Insofern sehe ich uns so wenig in Konkurrenz mit Streamingdiensten, wie Radio und Plattensammlung in Konkurrenz standen. Das eine beflügelte vielmehr stets das andere. So nutzen Radiohörer sogar länger Streamingdienste als Nicht-Hörer.

(Bild: ©FluxFM)
(Bild: ©FluxFM)

RADIOSZENE: Nach welchen Kriterien stellen Sie diese Musikangebote zusammen?

Markus Kühn: Für alle unsere Musikangebote gelten die gleichen Kriterien wie für FluxFM. Wir möchten unseren Hörern die beste Musik im spannendsten Mix anbieten. Dafür beschäftigen wir leidenschaftliche Experten, DJs und Redakteure, die täglich das globale Angebot auf dem Schirm haben und das Interessanteste daraus zusammenstellen.

RADIOSZENE: Klassik Radio hat gerade ein Pay-Modell mit rund 150 Angeboten gestartet. Könnten Sie mit einem vergleichbaren Modell nicht zusätzliche Einnahmen generieren … schließlich sind Sie im Segment „Musik außerhalb des Mainstream“ und „Musikneuentdecker“ so etwas wie die oberste Instanz im Markt privater Musikradios?

Markus Kühn: Danke für das Kompliment!  Und ja. Ich denke auch, dass sich generell mit Subscription zukünftig Einnahmen generieren lassen. Ein solches Angebot sollte allerdings wohlüberlegt sein, denn wir dürfen auch nicht vergessen, dass speziell die deutschen Nutzer es nicht gewöhnt sind, für Medienangebote zu zahlen. Das sieht in anderen Ländern, beispielsweise den USA, ganz anders aus.

RADIOSZENE: Wie gestaltet sich aus Ihrer Sicht derzeit die Entwicklung am deutschen Radiowerbemarkt?

Markus Kühn: Radio hat weiterhin eine große Reichweite in der Bevölkerung und der Radiowerbemarkt ist sehr stabil. Für die Zukunft bin ich sehr optimistisch, dass sich die Situation für die Gattung Radio weiter verbessern wird. Zum einen werden mehr Werbetreibende die vielfältigen und effektiven Möglichkeiten von Audio entdecken, um sich in einer Welt voller Screens Alleinstellung zu verschaffen. Zum anderen werden sowohl Sender als auch Hörer vom Targeting der Werbung profitieren. Die Sender werden ihr Inventar besser nutzen und höhere TKPs erzielen können, während die Hörer für sie relevantere Werbung bekommen. Es profitieren also alle, Win-win sagt man dazu wohl heute.

RADIOSZENE: FluxFM hat hier ja frühzeitig alternative Quelle erschlossen und betreibt in seinem „Fluxbau“ sogar einen eigenen Gastronomiebereich.Wird die Rolle der Einnahmen über die reine Werbespotvermarktung heute möglicherweise überschätzt?

Markus Kühn: Werbung ist für private Medien schon bei Weitem die wichtigste Finanzierungsquelle. Trotzdem macht es sicherlich Sinn zu überlegen, was kann ich mit meiner Marke noch anstellen, wofür stehe ich mit meinem guten Namen und was kann ich gut aktivieren. Aktivitäten im boomenden Veranstaltungsbereich sind für Radiosender sicherlich naheliegend. Die Bedeutung von werbefreien Subscription-Modellen wird allerdings auch zunehmen.

 

„Die Wortredaktion von FluxFM ist bereits deutlich grösser als die vergleichbarer Privatsender“

 

RADIOSZENE: Der Trend innerhalb der Bevölkerung zu seriöser Information wird unter anderem durch wachsende Reichweitenergebnisse bei den Kultur- und Informationssendungen der ARD und Deutschlandfunk belegt. Aber auch durch eine verstärkte  Nutzung von Podcasts. In wie weit trägt FluxFM dieser Entwicklung Rechnung?

Mona Rübsamen: Die Wortredaktion von FluxFM ist bereits deutlich grösser als die vergleichbarer Privatsender. Die On-Demand-Nutzung der FluxFM Audio-Features und die Produktion von Podcasts spielen eine große Rolle. Um den Gesetzen der Aufmerksamkeits-Ökonomie Rechnung zu tragen sind unsere Inhalte ergänzend zu unserer eigenen Plattform auf allen gängigen Streaming-Plattformen zu finden. Highlights sind unsere wöchentlichen Podcasts „FluxFM Podcast“, der alle Playlist-Neuheiten vorstellt und „Das große Ganze“, bei dem ein herausragendes Album der Musikgeschichte besprochen wird. Wir arbeiten derzeit an einem werktäglichen Podcast, der die tagesaktuellen Themen von FluxFM on-demand hörbar macht.

(Bild: ©FluxFM)
(Bild: ©FluxFM)

RADIOSZENE: Wo liegen die Schwerpunkte der redaktionellen Berichterstattung im FluxFM Programm?

Mona Rübsamen: Das Themenspektrum umfasst ergänzend zu tagesaktuellen, transmedial aufbereiteten Inhalten der Popkultur die Themen,  die die „GenerationFlux“ – darunter verstehen wir all diejenigen Menschen, die den gesellschaftspolitischen Wandel mitgestalten –  beschäftigen: Stadtleben, Gesellschaft, Wertewandel, Politik, Digitalisierung von Medien und Wirtschaft.

RADIOSZENE: Zum Kernsendegeschäft dürften aber weiterhin die Musikspecials und musikredaktionellen Inhalte zählen. Wichtiger denn je vor dem Hintergrund eines boomenden Streaming-Marktes?

Mona Rübsamen: Die Kuration von Musik, popkulturelle Einordnung und die Nähe zu Musikern und Musikbranche sind explizite, mit Preisen ausgezeichnete Stärken von FluxFM.

Die musikinteressierte Hörerschaft wünscht sich kompetent aufbereitete und glaubwürdig präsentierte Information aus dem aktuellen Musikgeschehen. Die Kunst, gute Geschichten zu erzählen und diese mit Musik zu verbinden war von je her die Stärke des Radios und der Fokus von FluxFM und ist nach wie vor ein starker Einschaltgrund für unsere Hörerschaft.

Mona Rübsamen (Bild: ©FluxFM)
Mona Rübsamen (Bild: ©FluxFM)

RADIOSZENE: Wie bewerten Sie überhaupt die Situation im aktuellen Musikgeschäft?

Markus Kühn: Die Situation im Musikgeschäft ist nach dem Einbruch in 2001 wieder recht gut. Und glaubt man den Prognosen, steuert die Musikwirtschaft auf ein neues Allzeit-Hoch zu. Fakt ist, dass so viel Musik gehört wird, wie noch nie zuvor. Dies ist maßgeblich der gestiegenen Verfügbarkeit geschuldet. Es gibt ja fast keinen Ort mehr auf der Erde und bald auch auf dem Mond – Brandenburg ist da leider eine Ausnahme -, wo kein mobiles schnelles Internet zur Verfügung steht. Weiterhin ist die Musikpiraterie – auch vor dem Hintergrund, dass immer weniger Menschen Musik überhaupt besitzen möchten – stark zu zurückgegangen, während die neuen Medienangebote – werbe- oder Subscription-basiert – zulegen.

 

„Die Kunst, gute Geschichten zu erzählen und diese mit Musik zu verbinden war von je her die Stärke des Radios und der Fokus von FluxFM“

 

RADIOSZENE: Wie sehr hat Ihnen beim Senderaufbau eigentlich Ihre Vergangenheit und enge Bindung mit der Musikwirtschaft geholfen?

Mona Rübsamen: Ich verantwortete den Programmaufbau von MTV Deutschland, Markus, nach seiner Zeit beim ZDF, den Aufbau der New Media Abteilung von Universal Records. Insofern war der Musikbranchen-Background sicher ein Vorteil, um das Medium Radio neu, mit digitalem Verständnis und mit Querblick innovativ, crossmedial zu denken. Sowohl die Bedürfnisse von Musikern und der assoziierten Wertschöpfungskette als auch die Wünsche der an Popkultur interessierten Menschen an das Programm – authentische Persönlichkeiten, kreative Programmaufbereitung und dialogische Mitgestaltung – wurden von Tag 1 des Sendestarts berücksichtigt, unsere Team-Struktur erlaubte es, sich im Lauf der letzten Jahre agil mitzuentwickeln und bei dem Aufbau von FluxMusic können wir aus einem noch viel grösserem Netzwerk- und Erfahrungsschatz schöpfen.

RADIOSZENE: Wohin steuern Radio beziehungsweise Audio generell in den nächsten Jahren – und welchen Rolle wird FluxFM dabei spielen?

Markus Kühn: Audio wird in Zukunft – wie schon immer – eine wesentliche Rolle im Leben der Menschen spielen. Und ob der höheren Verfügbarkeit wird diese Rolle noch an Wichtigkeit zunehmen. Radioleute sind Experten für Audio und wissen, wie man Menschen unterhält und begeistert. Sprachassistenten befördern die Audionutzung noch zusätzlich. Ich denke, dass wir künftig deutlich weniger Zeit auf Bildschirme blicken werden. Insofern sehe ich ein goldenes Zeitalter für Radio anbrechen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Branche auch die technologischen Herausforderungen meistert. Aber da sind wir mit unserer Plattform „radiosphere.io“ auf einem sehr guten Weg.

FluxFM wird weiterhin der Sender für Musikliebhaber und -entdecker sein, wird Experimentierfeld und Innovationsmotor sein. Ich denke, dass unser Programm mit seiner individuellen Positionierung im deutschen Markt davon profitieren wird, dass alles digital wird und die Beschränkungen von UKW endlich fallen.