Lörrach Durch Bildung Flucht unnötig machen

Die Oberbadische
Armin Schuster kam an die FES, um den pakistanischen Schulleiter Sajjad Masih kennenzulernen. Dieser bedankte sich mit einer Kopfbedeckung für die Unterstützung bei der Visavergabe (v. l.): Nathanael Pantli, Wolfgang Zschämisch, Sajjad Masih, Armin Schuster, Farhat Sajjad, Najma Parveen und Reeta Maqbool. Foto: zVg/Claudia Schäfer Foto: Die Oberbadische

Austausch: Armin Schuster trifft pakistanischen Schulleiter und Lehrerinnen an der FES Lörrach

„Wir sind hier, um Segen zu teilen“, sagt Sajja Masih. Bereits zum vierten Mal ist der Schulleiter der pakistanischen Schule „Shining Light“ aus Gilgit im Norden des Landes kürzlich nach Lörrach gereist, um der Freien Evangelischen Schule (FES) einen Besuch abzustatten. Eine seltene Besonderheit: Dieses Mal kamen mit ihm seine Frau und zwei Lehrerinnen.

Lörrach. Dass der Besuch überhaupt möglich wurde, daran haben der deutsche Botschafter in Pakistan, Bernhard Schlagheck, sowie der Bundestagsabgeordnete Armin Schuster (CDU) einen erheblichen Anteil, so eine Mitteilung der Schule. Im Sommer besuchte Schuster gemeinsam mit Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die FES und lernte das Partnerschaftsprogramm von FES und Shining Light kennen. Ohne ihre Unterstützung wären die vier jetzt nicht hier.

Und so war es eine schöne Gelegenheit, Schuster und Sajjad Masih zusammenzubringen, um persönlich Danke zu sagen. „Das ist unser schönstes Weihnachtsgeschenk“, freute sich Sebastian Engelhardt, Abteilungsleiter Akademie, der 2018 gemeinsam mit Grundschulleiter Nathanael Pantli und Lehrer Samuel Baumann Gilgit besuchte und tief beeindruckt zurückkam.

Ziel der 2015 unterzeichneten Partnerschaft ist es, die Verbindung zwischen beiden Schulen zu vertiefen. Dies soll vor allem auf der Ebene des Lehreraustauschs geschehen. „Unsere Lehrer sind ausgestattet mit gutem Wissen, verfügen über hohe Abschlüsse“, erklärt Sajjad Masih. „Jedoch wollen wir westliche Methoden kennenlernen. Und manchen unserer Lehrer fehlt das Herz, die Passion. Das haben wir hier an der FES gesehen.“

Armin Schuster wollte wissen, welche Eindrücke die Lehrerinnen gesammelt haben. Reeta Maqbool sagte, sie habe moderne Unterrichtsmethoden und Materialien kennengelernt, die sie in ihren Unterricht integrieren möchte. Aufgefallen sei ihr vor allem der freundliche Umgang der Lehrer mit ihren Schülern.

Sie selbst gehört zu den ersten Schülerinnen, die über das Stipendienprogramm von Shining Light ihren Schulabschluss erwerben konnte und danach ihren Master in Bildung gemacht hat. Nun ist sie selbst Lehrerin und will vor allem Kinder aus benachteiligten Familien fördern.

Interessant fand Schuster, dass bei Shining Light sogar mehr Frauen als Männer unterrichten. Das sei keine Selbstverständlichkeit in dem muslimisch geprägten Land, in dem Mädchen oft gar keine Schulbildung erhalten. Sajjad Masih berichtet ihm, wie er es geschafft hat, mittlerweile fünf weitere Schulen in schwer zugänglichen Bergregionen zu gründen – zunächst gegen die Widerstände der Dorfältesten. Inzwischen habe er sie von seinen Ideen überzeugt, sodass dort sogar Mädchen unterrichtet werden können.

Mädchen und Frauen zu stärken sei auch das große Anliegen seiner Frau Farhat Sajjad, die als Erste in ihrer Familie einen Collegeabschluss hat. Für ihre Arbeit im Women‘s Vocational Training & Manufacturing Center wurde sie mit dem international anerkannten Preis „n-peace-award“ ausgezeichnet. In einer Nähschule werden Frauen unterrichtet, mit ihrer eigenen Hände Arbeit selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können.

Der Schlüssel für Frieden und Wohlstand eines Landes liege in einer Jugend, die gut ausgebildet ist, so Schuster. So könnten Ursachen von Flucht ausgeräumt werden, damit Länder wie Pakistan, Afghanistan oder afrikanische Staaten nicht ausgeblutet werden.

Während des Deutschland-Aufenthalts stehen vor allem die Grundschulen der FES auf dem Besuchsprogramm, denn die beiden Lehrerinnen sind im Primarschulbereich tätig. „Theorie ist das eine, aber das praktische Erleben ist durch nichts zu ersetzen“, sagt Direktor Wolfgang Zschämisch. Schuster betont: „Die Investition in die Förderung von Kindern und Frauen ist die einzige Chance auf Sicherung der Zukunft eines Landes.“

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