Gebaut wird das Prinz-Max-Palais, das ursprünglich Villa Schmieder heißt, im Stil der Gründerzeit zwischen 1881 und 1884 vom Karlsruher Architekten Josef Durm an der Karlstraße. Bauherr ist der Unternehmer August Schmieder, der die Villa als Altersruhesitz bauen lässt.

1824 wird Schmieder als Sohn eines Delikatessenladen-Besitzers und Stadtrats in Karlsruhe geboren. Als junger Mann übernimmt er zuerst die Brauerei seines Schwiegervaters in der Lange Straße (heute Kaiserstraße), muss aber bald Konkurs anmelden. Danach geht er für 30 Jahre nach Breslau, wo er ein enormes Vermögen, vermutlich im Bergbau und als Bankier, macht.

Ein prunkvoller Altersruhesitz

Als Schmieder nach Karlsruhe zurückkehrt, entscheidet er sich, einen monumentalen Wohnsitz zu bauen. Mit Glück kann er das Baugrundstück 1880 in der Karlstraße erwerben. Ursprünglich war das Grundstück Teil eines Areals, das Großherzog Ludwig I von Baden gehörte.

Nach dem Tod des Großherzogs Ludwig I und seines Sohns wird in einer Erbteilung das Anwesen an die "Rheinische Baugesellschaft" verkauft. August Schmieder bekommt einen der 81 Bauplätze. Er beauftragt den Architekten Durm mit der Bebauung seiner Villa.

Josef Durm, Architekt des Prinz-Max-Palais.
Josef Durm, Architekt des Prinz-Max-Palais. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 282

Heute steht das Palais umgeben von anderen schönen Gebäuden im ähnlichen Baustil, wie das ehemalige Bankhaus Veit Homburger oder der Brauerei Moninger. Zur Zeit ihrer Erbauung ist die Villa jedoch der erste Monumentalbau in der Gegend, umgeben von bescheidenen Bürgerhäusern und nicht weit vom Hardtwald entfernt.

Josef Durm ist zu dieser Zeit der bedeutendste Baumeister der Karlsruher Gründerarchitektur. Die Zusammenarbeit zwischen dem Architekten und dem Geschäftsmann Schmieder verläuft offensichtlich ausgezeichnet und Durm interpretiert Schmieders Bauideen genau so, wie dieser sich das vorstellt. Von Anfang an hat der Bauherr klare architektonische Konzepte entwickelt, auch für die innere Struktur der Villa.

Stadtvilla oder doch Herrscherpalast?

Das reine Wohnhaus weist jedoch Merkmale eines Herrscherpalasts auf - das wurde durch die Tatsache, dass ringsum einfache Häuser standen, noch auffälliger. Die monumentalen Steinfiguren in der Außenfassade, geschaffen vom Bildhauer Adolf Heer, verdeutlichen die ehrgeizigen Ziele von Schmieder – denn zu jener Zeit waren derartige Fassaden nur an Kirchen, Herrscherhäusern und öffentlichen Gebäuden zu finden.

Prinz-Max-Palais, Ansicht um 1900.
Prinz-Max-Palais, Ansicht um 1900. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 727

Für die Inneneinrichtung engagiert Schmieder die renommiertesten Karlsruher Künstler der Zeit, wie Ernst Schurth, Rudolf Gleichauf und Wilhelm Klose. Die Innenausstattung ist luxuriös, Türrahmen und Treppen sind aus schwarzem Marmor.

Bis zum Obergeschoss führt eine weiße Marmortreppe mit farbigen Marmorbalustraden und Postamenten mit Marmorvasen. Die Wände zieren lebensgroße weibliche Figuren auf Goldgrund gemalt, die Kunst und Wissenschaft, Poesie und Musik, Religion und Freiheit darstellen.

Schmieder lässt die Möbel und die Stoffausstattung nicht in Karlsruhe, sondern in Breslau fertigen. Alleine für die "Gesellschaftsräume" sollen über 100.000 Goldmark ausgegeben worden sein - umgerechnet heute über eine Million Euro.

Palais wird im Zweiten Weltkrieg zerstört

August Schmieder und seine Frau sterben beide 1897. Zwei Jahre später erwirbt Prinz Max von Baden, der letzte Kanzler des Deutschen Kaiserreichs, die Villa Schmieder von dessen Sohn. Der Name ändert sich daraufhin im Volksmund in Prinz-Max-Palais und das bleibt auch so, nachdem Prinz Max ab 1918 nicht mehr alleiniger Bewohner ist.

Prinz Max von Baden mit Familie.
Prinz Max von Baden mit Familie. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oI 233 (Foto: Hofatelier Gebr. Hirsch)

Er zieht sich zurück und vermietet das Haus teilweise an zahlreiche Bewohner, beispielsweise die Museumsgesellschaft, die Handelskammer und verschiedene industrielle Firmen. Der Prinz stirbt 1929, ab 1930 ist die Industrie- und Handelskammer Eigentümerin des Hauses.

Doch in der Nacht vom 26. auf den 27. September 1944 wird das Prinz-Max-Palais von einer Brandbombe getroffen. Das dadurch ausgelöste Feuer zerstört weitgehend die ganze Inneneinrichtung und tragende Teile, sodass auch die Wandmalereien im Innern zum Großteil zerstört werden.

Das Rennen um die Gerichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg verliert Karlsruhe die Eigenschaft einer Landeshauptstadt an Stuttgart. Bereits im August 1949 fängt die Stadtverwaltung Karlsruhe unter Oberbürgermeister Friedrich Töpper an, sich für die Ansiedlung von neuen Bundesbehörden zu bewerben. Dafür wird im Dezember 1949 eine Liste mit Gebäuden für die Unterbringung eines Gerichtshofs vorgelegt: das Erbgroßherzogliche Palais, das alte Rathaus und das ehemalige Finanzministerium.

Die Konkurrenz ist groß: Insgesamt zwölf Städte bewerben sich und der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer favorisiert zuerst die Stadt Köln, doch einige Kriterien wie ausreichend beziehbare Wohnungen, Verkehrsanschlüsse und Nähe zur Universität müssen erfüllt werden. Außerdem muss die Möglichkeit gegeben sein, andere obere Bundesgerichte unterzubringen.

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Am 20. Juni 1950 fällt die Entscheidung daher für Karlsruhe als Sitz des Bundesgerichtshofs, der im Erbgroßherzoglichen Palais untergebracht wird. Nach dieser Entscheidung beschließt das Bundeskabinett im Dezember, auch für den Sitz des Bundesverfassungsgerichts die Fächerstadt vorzuschlagen.

Trotz heftiger Proteste aus Berlin wird dies schließlich auch so bestimmt. Zur Unterbringung des Gerichts wird das Prinz-Max-Palais gewählt. Das Haus wird wieder aufgebaut und für die Bedürfnisse des Bundesverfassungsgerichts fertiggestellt.

Vom Gerichtssitz zum Kulturzentrum

Im September 1951, vor 70 Jahren, wird das Bundesverfassungsgericht feierlich eröffnet und das Palais bleibt bis 1969 der erste Amtssitz. Nach dem Umzug in das neue Gebäude des Berliner Architekten Paul Baumgarten auf dem Gelände des ehemaligen Hoftheaters im westlichen Schlossbezirk erwirbt die Stadt Karlsruhe das Prinz-Max-Palais, in dem bis 1975 die Pädagogische Hochschule Karlsruhe untergebracht wird.

Prinz-Max-Palais
Bild: Lukas Hiegle

Seit 1981 ist das Stadtschlösschen ein städtisches Kulturzentrum, das auch das Stadtmuseum Karlsruhe, die Jugendbibliothek der Stadtbibliothek, das Museum für Literatur am Oberrhein und die Literarische Gesellschaft Karlsruhe beherbergt.

Die Statue "Greif".
Die Statue "Greif" im Garten des Prinz-Max-Palais. | Bild: Privatbesitz Karl Leis

Seit 2014 steht in einer Ecke des Palais-Gartens zudem eine besondere Skulptur: Es ist die Greif-Bronze des Leibgrenadier-Denkmals. Diese wurde 2010 im Zuge der Kombilösungs-Bauarbeiten am Stadtbahntunnel abgebaut, soll aber nach Abschluss der Arbeiten wieder seinen endgültigen Platz vor der Postgalerie am nahegelegenen Europaplatz einnehmen.

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