WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Bilanz
  4. Werktage der Chefs: Was machen Spitzenmanager eigentlich?

Bilanz Werktage der Chefs

Was machen Spitzenmanager eigentlich?

Ganz normale Werktage: Im Vorstand von Porsche, Mercedes Cars und Scholz & Friends Ganz normale Werktage: Im Vorstand von Porsche, Mercedes Cars und Scholz & Friends
Ganz normale Werktage: Im Vorstand von Porsche, Mercedes Cars und Scholz & Friends
Quelle: PR, Porsche, Reuters
Wie sehen eigentlich so die Arbeitsage von Spitzenmanagern aus? Die Produktvorstände von Porsche und Mercedes-Benz Cars und der Chef der Werbeagentur Scholz & Friends haben mal einen Blick hinein werfen lassen .

Albrecht Reimold, Produktionsvorstand bei Porsche: Den Elektro-Porsche bauen und testen

Jeder Tag beginnt für Albrecht Reimold (56) mit der „Bhujangasana“, einer Yoga-Übung: Bauchlage, Hände in Schulterhöhe flach auf den Boden, Oberkörper hochdrücken – Schulterblätter nach hinten, Kopf in den Nacken legen, Gesäß anspannen, ruhig atmen. Die „Kobra“ stärkt den Rücken und öffnet das Herz, und dem Po schadet sie auch nicht.

Ich erreiche den Manager in seinem Büro in der Stuttgarter Porsche-Zentrale. Der Ingenieur und Produktionstechniker steht für Steuerung der Fertigung gerade, für Quantität und Qualität, für Termintreue und Effizienz. Gestern wurden in den Werken 1130 Porsches fabriziert. „Wir haben alle Vorgaben erfüllt.“ Die Herausforderung, die er als Produktionschef bewältigen muss, ist jedoch nicht das Tagesgeschäft, sondern der technische Wandel in der Autobranche überhaupt: Digitalisierung, alternative Antriebe, Internet der Dinge.

Albrecht Reimold, Produktionsvostand bei Porsche
Albrecht Reimold, Produktionsvostand bei Porsche
Quelle: Porsche

Mit Vorstandschef Oliver Blume (49) hat er am Vormittag über den „Porsche 911“ beraten, der 2019 auf den Markt kommen soll: Ist die Karosserie optimal? Welche Werkzeuge und Maschinen brauchen wir? Gleich im Anschluss folgte dann ein Gespräch mit den Entwicklern des „Mission E“, des ersten reinen Elektro-Porsches, der Ende 2019 in Serie gehen soll. Für über eine Milliarde Euro werde im Stammwerk Zuffenhausen sozusagen „ein Werk im Werk“ errichtet, wie Reimold formuliert. Es sei „eine Jahrhundert-Entscheidung für diesen Standort“.

Demnächst will Reimold (vierfacher Vater, Hobby-Baritonhornist) mit Vorständen und Bereichsleitern nach Apulien: test- und probefahren. „Auch ein ,Mission E‘ wird dabei sein.“

Termine:

06.50 Dienstbeginn für Albrecht Reimold07.15 Besprechung I: der neue „Porsche 911“08.00 Besprechung II: der Elektro-Porsche „Mission E“11.45 – 12.15 Telefonat mit BILANZ13.00 Besprechung III: Testfahrt Italien15.00 Termin mit Lieferanten19.00 Verabschiedung für mehrere Kollegen21.30 Feierabend. Dauerlauf im Rosensteinpark

Markus Schäfer, Produktionsvorstand bei Mercedes-Benz Cars: Mehr Handarbeit für Elektroautos

Schade … Da hatte sich Markus Schäfer (52) zum Zwecke des Probierens und Genießens am Vortag ein S-Klasse-Cabriolet („S 65“, 300 Stundenkilometer) ausgeliehen – und dann das: Stau, Stockung und Stillestehen auf dem Weg zur Arbeit. 630 PS im Schritttempo. Berufsverkehr. Aber, sagt er, das Auto sei „fantastisch“, denn wenn der Mercedes langsam fährt, nur zockelt und zuckelt, dann tut er dies von selbst, ganz autonom.

2,2 Millionen Fahrzeuge produzieren Schäfers Mannschaften im Jahr; mit 50 Millionen Teilen von 1500 Lieferanten werden die 90.000 Leute in den 32 Mercedes-Werken versorgt, Tag für Tag. Nach der Morgenrunde mit den Werksleitern weiß Schäfer Bescheid: „Aktuell keine Störungen, die Produktion läuft gut.“ Im Anschluss an das Kantinenessen – es gab Linsen mit Spätzle und Saitenwürschtle („Das esse ich unheimlich gerne“) – findet eine Vorstandssitzung statt. Thema u. a.: „Elektromobilität.“ Viele Fertigungsprozesse können nicht von Robotern erledigt werden. Folge: weniger Automatisierung, mehr Handarbeit. „Der Mensch ist extrem flexibel. Das kann man nicht in einer Maschine abbilden.“

Nach unserem Telefonat will er seine Bürotür öffnen – jeder, der etwas auf dem Herzen hat, egal ob Fließbandarbeiter oder Werksleiter, darf dann gern hereinschneien. Das „kommt gut an – aber wir sind in Deutschland, und da ist so was für die deutsche und schwäbische Mentalität noch ungewohnt“. Nach Feierabend warten daheim, im Schwarzwald, seine Frau und die beiden Söhne (13 und 16) mit dem Abendessen. Vielleicht muss er seinen Kindern noch bei den Hausaufgaben helfen.

Anzeige

Termine:

07.50  Schäfer kommt im Büro an08.00 – 09.00 Besprechung mit Werksleitern10.00 – 11.00 Besprechung über 3-D-Druck in der Produktion14.00 – 16.00 Vorstandssitzung16.45 – 17.15 Telefonat mit BILANZ17.30 – 18.00 Gespräche mit Mitarbeitern18.00 – 19.00 Besprechung mit Betriebsräten19.30 Feierabend

Frank-Michael Schmidt, Chef der Werbeagentur: Vom Vatikan nach Rüsselsheim

Frank-Michael Schmidt (55), von Kollegen nur „FM“ genannt und einer der ganz Großen seiner Gilde, sagt, er sei „im Intercity zwischen Hamburg und Berlin zu Hause“. Denn sein Arbeitgeber, die außerordentlich erfolgreiche Werbefirma Scholz & Friends (Kunden: Vodafone, Tchibo, „FAZ“), hat sozusagen zwei Zentralen: Pro Monat sei er eine Woche in Berlin, den Rest in Hamburg.

An diesem Tag aber fliegt Schmidt von Hamburg nach Frankfurt (zu seinem Bedauern nicht mit dem pleitegegangenen S & F-Kunden Air Berlin, sondern mit Lufthansa): Er muss nach Rüsselsheim. Mit dem Taxi. Hier führt er stets Telefonate („Wenn ich meine Mutter anrufe, fragt sie als Erstes: Sitzt du wieder im Taxi?“). In Rüsselsheim trifft er den Opel-Vertriebschef Peter Küspert.

Frank-Michael Schmidt, Chef der Werbeagentur Scholz & Friends
Frank-Michael Schmidt, Chef der Werbeagentur Scholz & Friends
Quelle: Gabo

Opel ist FMs größter Kunde, und heute steigt „das erste Meeting in neuer Konstellation“. Marketingleiterin Tina Müller ist zu Douglas gewechselt. Jetzt muss man mal gucken, was geht und was nicht. Aber das Gespräch war „gut und zukunftsweisend“.

Schmidts letztes Treffen mit Küspert hatte übrigens im Petersdom stattgefunden: Ende Mai war er mit einer Opel- Delegation im Vatikan gewesen, um dem Papst das Elektroauto „Ampera E“ zu schenken. Nun denn.

Zurück in Hamburg trifft sich Schmidt mit dem Schweizer S & F-Chef sowie dem Finanzboss im peruanisch-japanischen Restaurant „Izakaya“ am Hamburger Nikolaifleet („eine Empfehlung“). Thema: „Die strategische Neuausrichtung von Scholz & Friends in der Schweiz.“ Um 23.30 Uhr fährt er nach Hause in die Hafencity. Die Tochter (fünf Jahre) schläft längst.

Anzeige

Termine:

07.00 – 07.30 Frühsport mit persönlichem Trainer08.30 – 09.30 Telefonkonferenz aller S & F-Partner09.30 – 11.00 Vorbereitung einer Präsentation11.30 – 13.00  Gespräch mit Chef des Hamburger S & F-Büros14.00 – 15.00 Flug von Hamburg nach Frankfurt (LH 021)16.00 – 17.30 Treffen mit Opel-Marketing- und Vertriebschef19.00 – 20.05 Rückflug nach Hamburg (LH 030)20.45 – 23.30 Abendessen im „Izakaya“ (Beef tenderloin)

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant