Diese Kleinwagen von heute: gutes Platzangebot, tolle Ausstattung, hoher Fahrkomfort und beruhigende Sicherheit. Kein Vergleich zu früher. Nur: Die aktuellen Kleinwagen sind gar nicht mehr so klein, meist nämlich größer als ein VW Golf III der 90er-Jahre. Wer vor 20 Jahren Golf gefahren ist, bekommt das Äquivalent dazu heute in der Kleinwagenklasse: den Polo. Die Reinkarnation eines Golf GTI der 90er wären jetzt beispielsweise der Polo-Bruder Seat Ibiza mit 1,5-Liter-Vierzylinder und 150 PS, der Ford Fiesta Ecoboost mit 140 PS aus einem wackeren Einliter-Dreizylinder oder der Suzuki Swift Sport, der ebenfalls mit 140 PS zum Vergleich antritt.

Suzuki nimmt das Wort Kleinwagen noch wörtlich

Suzuki Swift
Leichtgewicht: Nur der Swift Sport bleibt unter einer Tonne – und ist 200 Kilo leichter als die Konkurrenz.
Die Vollwertigkeit heutiger Kleinwagen hat natürlich auch eine Kehrseite: Unsere Plattenwaagen spucken für Fiesta 1.0 Ecoboost und Ibiza 1.5 TSI Evo (ja, Seat hängt dem 1500er wirklich das verheißungsvolle Kürzel "Evo" an) rund 1170 DIN-Kilogramm aus – fahrfertig, vollgetankt, ohne Insassen. Das sind für moderne Kleinwagen übliche Werte, weit weg von akuter SUV-Adipositas. Aber so richtig dolle ist das eben auch nicht. Dann rollt der Suzuki Swift Sport zur Gewichtskontrolle. Und wir staunen: nur 967 Kilogramm, ganze vier Säcke Zement weniger. Wir schleichen ungläubig ums Auto. Wo haben die Japaner das nur eingespart? Alle Räder und Türen sind dran, Scheiben, Sitze und Lenkrad drin. Und da er fährt, lenkt und bremst, gehen wir zudem davon aus, dass auch die Technik vollzählig und ordnungsgemäß installiert wurde. Was rein äußerlich natürlich auffällt, sind seine deutlich kompakteren Maße: Der Swift ist etwa 17 Zentimeter kürzer und fünf Zentimeter schmaler als die beiden Mitbewerber – fast schon ein Kleinwagen nach früherem Verständnis.

Im Swift wird der sportliche Fahrer glücklich

Suzuki Swift
Fahrspaß garantiert: In 7,4 Sekunden geht der kleine Japaner aus dem Stand auf Tempo 100.
Womit wir bei der wiederum anderen Kehrseite wären: Im Swift geht es subjektiv wie objektiv enger zu als im Fiesta und dem nochmals geräumigeren Ibiza, in dem problemlos vier Erwachsene samt leichtem Gepäck auf große Fahrt gehen können. Doch bei AUTO BILD SPORTSCARS stehen Dynamik und Fahrspaß im Vordergrund – und auf dem Papier markiert der Suzuki gleich mal das mit Abstand beste Leistungsgewicht. Ob er es auch auf die Straße bringt, messen wir auf dem Flugplatz Rothenburg ob der Tauber nach. Und der Swift Sport liefert: Sowohl in der schieren Beschleunigung wie auch beim eigentlich viel wichtigeren Durchzugsvermögen fährt er Ford und Seat recht deutlich davon. Fast ohne Turboloch tritt er an, zieht kraftvoll durch und knickt auch im oberen Drehzahlbereich nicht ein. Kurios ist allerdings, dass der rote Bereich des Drehzahlmessers bei 6200 Touren beginnt, der Begrenzer aber schon bei 6000 Umdrehungen pro Minute greift. Der Suzuki-Schalthebel saust flink, vielleicht etwas knochig, aber doch exakt und zielsicher durch die Gassen, insgesamt verdient sich die Schaltung das Fahrspaß-Gütesiegel "knackig".Objektiv arbeitet die Schaltung des Ford noch einen Tick besser: Das kurze Hebelchen flitzt überaus leichtgängig und dank klar definierter Gassen vollkommen narrensicher in die gewünschten Gassen. Bei der Beschleunigungsmessung wie auch bei flüssiger Landstraßenfahrt lässt sich die Ford-Schaltung am schnellsten durchreißen, wenngleich sie nicht so viel haptischen Genuss bereitet wie der Taktgeber im Suzuki.Auch die Handschaltung des Seat ist grundsätzlich sehr leichtgängig und dadurch im Alltag angenehm. Bei schnellem Schalten wirkt sie aber knorpelig, bisweilen hakelig, nicht immer ganz zielsicher. Es mangelt ihr ein wenig an exakter Führung, der Schalthebel gleitet etwas zu lax durch die Gassen.

Temperamentsausbrüche verkneift sich der Seat

Seat Ibiza
Linear: Der 1,5 Liter große Turbo-Vierzylinder im Seat schiebt in jeder Situation sehr gleichmäßig an.
Der Seat kann dem Suzuki längsdynamisch noch am ehesten folgen und ist viel schneller, als er sich anfühlt. Sein 1,5-Liter-Vierzylinder schiebt quasi ab Standgas vollkommen gleichmäßig, aber eben ohne Temperamentsausbrüche an. Ein braver, alltagsorientierter Zieher, dem sich eigentlich nichts vorwerfen lässt – außer dass er farblos wirkt und keinerlei sportliche Gefühle weckt. Auch nicht in Sachen Klang, aber damit ist er in der Kleinwagenklasse ja nicht allein. Das macht der Ecoboost besser, der als Einziger in diesem Trio einen erwähnenswerten Sound bietet. Das Dreizylinder-spezifische, leicht unrunde Trommeln klingt sympathisch, rauchig, im Prinzip wie ein halber Sechszylinder. Konzeptionell bedingt liegt seine Stärke eher im Durchzug und weniger in jubelnder Drehfreude. Tatsächlich zieht er turbolochfrei und tapfer aus dem Keller, drückt engagiert durch die Mitte und wird obenraus dann ein wenig zäher. Man kommt sich nie untermotorisiert vor, doch in diesem Vergleich fehlen dem Ecoboost wegen seines nicht unerheblichen Hubraumnachteils immerhin 50 bis 70 Nm zur Konkurrenz, was ihn in den Fahrleistungen entsprechend zurückwirft.
Weitere Details zu den drei sportlichen Köleinwagen finden Sie in der Bildergalerie.
Sein geringes Gewicht befähigt den Suzuki zu sehr munteren Fahrleistungen, auch Bremswege und Handling sind top. Der Ford Fiesta hält mit seinem hervorragenden Fahrwerk in Kurven locker mit, fährt wegen seines Hubraumdefizits aber längsdynamisch hinterher. Der Seat erlaubt sich keine Schwächen, bleibt aber blass.