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Rallye „Carbage Run“

Im schrottigen Vectra nach Spanien

Greven

Fünf Tage, sechs Länder, 2500 Kilometer - und das alles in einem Auto, das nur 400 Euro gekostet hat: Oliver Baumann und Frank Jankowsky starten in diesem Jahr bei der Rallye "Carbage Run". Ein Abenteuer. Doch es ist nicht die Technik, die ihnen Sorgen macht.

Gunnar A. Pier

Zwei Freunde und ihr altes Schätzchen: Oliver Baumann (links) und Frank Jankowsky wollen mit dem Vectra, Baujahr 1998, nach Spanien fahren.
Zwei Freunde und ihr altes Schätzchen: Oliver Baumann (links) und Frank Jankowsky wollen mit dem Vectra, Baujahr 1998, nach Spanien fahren. Foto: Gunnar A. Pier

Oliver Baumann und Frank Jankowsky wollen mit einem uralten 400-Euro-Auto an fünf Tagen 2500 Kilometer durch sechs Länder fahren. Doch zumindest Jankowsky hat keine Angst, tagsüber liegen zu bleiben, sondern fürchtet nur, morgens nicht lange liegen bleiben zu können. „Ich schlafe so gerne!“, gesteht der angehende Abenteurer, und er sei nicht sicher, ob er genug Schlaf bekommt, wenn über 300 Rallye-Teams um ihn herum zelten und vielleicht sogar jemand schnarcht. Das kann ja heiter werden!

In einer Lagerhalle im FMO-Gewerbegebiet steht ein Opel Vectra Kombi: Schmutziges Anthrazit, 1,6-Liter-Benziner mit 101 PS, Baujahr 1998, 212.000 Kilometer gelaufen. 400 Euro hat er gekostet, noch mal 300 Euro waren nötig, um ihn über den TÜV zu bringen. Jetzt kann’s losgehen. „Carbage Run“ heißt die Rallye, die die beiden Freizeit-Autofreaks Anfang August in fünf Tagen vom Schwarzwald über Schweiz, Italien, Frankreich und Andorra bis nach Spanien führt – und wieder zurück. „Dabei macht es den Reiz aus, dass das Auto relativ schrottig ist“, findet Frank Jankowsky.


Oliver Baumann (links) und Frank Jankowsky
Oliver Baumann (links) und Frank Jankowsky Foto: Gunnar A. Pier

Zwei Oldtimer-Freaks

Die Idee, an der Tour in den Süden teilzunehmen, lag für die beiden Freunde irgendwie auf der Hand. „Wir haben uns bei einem Oldtimer-Treffen in Glandorf kennengelernt“, erzählt Oliver Baumann aus Lengerich, der als Logistikmanager bei der IT-Firma CibX arbeitet. Beide fahren einen Opel Rekord P1 aus den 60ern – nicht nur das verbindet.

Vor sieben Jahren nahm Baumann schon einmal an einer Rallye teil, fuhr mit einem alten Auto von Rheine bis in den Senegal. Sowas wollte er noch einmal erleben. So kam er auf den „Carbage Run“ und fand mit Kumpel Jankowsky, Teilhaber eines Malerbetriebs in Diepholz, einen begeisterten Mitreisenden.

Kurz-vor-Schrott-Vectra

Also starten sie mit ihrem eigens angeschafften Kurz-vor-Schrott-Vectra am 30. Juli 2018 irgendwo im Schwarzwald Richtung Spanien. Wo genau es losgeht und langgeht, erfahren sie erst kurz vorher. Klar ist nur: Über 300 Teams werden sich auf den Patt machen, um die etwa 2500 Kilometer zurückzulegen. Unterwegs warten Aufgaben und Kontrollstellen. Zu gewinnen gibt es kaum mehr als Erfahrungen, Freundschaften, Abenteuer.

„Das ist Trecker-Technik“, beschreibt Frank Jankowsky das Innere des Vectras. Wie man so etwas repariert, hat er sich selbst beigebracht. „Ich habe ein ganz gutes technisches Verständnis“ – das reicht.


Immerhin: mit Dachbox. Oliver Baumann (links) und Frank Jankowsky nehmen mit einem Opel Vectra am "Carbage Run" teil.
Immerhin: mit Dachbox. Oliver Baumann (links) und Frank Jankowsky nehmen mit einem Opel Vectra am "Carbage Run" teil. Foto: Gunnar A. Pier

Der Carbage Run

Der Name der Rallye setzt sich zusammen aus „Car“ und „Garbage“, den englischen Worten für Auto und Müll. Zu den Regularien gehört, dass die Autos höchstens 500 Euro wert sein dürfen und älter als 15 Jahre sein müssen.

Vom 30. Juli bis 3. August 2018 fahren die über 300 angemeldeten Teams in Richtung Spanien. An Stationen unterwegs können die Teilnehmer Punkte sammeln, dem Sieger winken 1000 Euro, zudem gibt es eine 500-Euro-Prämie für das originellste Auto.

Oliver Baumann und Frank Jankowsky fahren als „Global-Checker-Team“ mit. Sie wollen anschließend mit dem Vectra zurück ins Münsterland fahren, um ihn zu Gunsten des Vereins Herzenswünsche zu verkaufen. Um die Kosten zu tragen, suchen sie neben Hauptsponsor CibX weitere Unterstützer.

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Ein Blick in den Vectra. So war das eben damals.
Ein Blick in den Vectra. So war das eben damals. Foto: Gunnar A. Pier

Wenig Schlaf

Und so sieht er die größte Herausforderung tatsächlich nicht in den Tücken, die den beiden Rallyefahrern die Technik spielen kann. Sorgen bereiten ihm die Nächte auf den Zeltplätzen. „Ich glaube, dass wir da sehr wenig Schlaf bekommen – und wenn du dann am nächsten Tag so viele Kilometer schrubben musst . . .“

„Wir möchten wirklich gerne ankommen!“

Klar ist für die beiden: „Wir möchten wirklich gerne ankommen!“ Denn das Auto wollen sie anschließend verkaufen und den Erlös für den Verein Herzenswünsche spenden.

Wirklich in Gefahr geraten können sie bei dieser Rallye kaum, es gibt bedrohlichere Szenarien als eine Panne mitten in Europa. Aber es wäre eine Schmach, sollte ihr schmutzfarbener Vectra auf dem Rücken einen leuchtend gelben Abschleppwagens heimkommen. Denn, ganz ehrlich, eins wollen sie eigentlich doch nicht: am Tag liegenbleiben.

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