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Gutes Essen in Wiesbadener Schulen

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Maja (14), Melanie (14) und Katharina (14) kochen gemeinsam mit Sternekoch Kammermeier.
Maja (14), Melanie (14) und Katharina (14) kochen gemeinsam mit Sternekoch Kammermeier. © Michael Schick

Am Tag der Schulverpflegung wird auch in Wiesbaden die Ernährung in den Fokus gerückt. Ziel ist es, die Wünsche der Schüler für ein leckeres Mensaessen aufzugreifen und Caterer zur Nachahmung zu animieren.

In der Lehrküche der Hermann-Ehlers-Schule herrscht Hochbetrieb. Drei Jugendliche stehen an der hinteren Theke und preisen Linseneintopf mit Merguez an. Am Tisch gegenüber schneiden Mädchen aus der Dieltheyschule kleine Brötchen auf und belegen sie mit selbst gebratenen Fischfrikadellen und Tomatenscheiben. An vier Stationen präsentieren Schüler der Hermann-Ehlers-, Dilthey- und Werner-von-Siemens-Schule unterschiedliche Gerichte. Neben den Linsen und den Fischburgern gibt es Couscous mit Lammragout und Kaiserschmarrn mit frischem Pflaumenkompott.

Zahlreiche Gäste schlendern durch die Küche, nehmen sich hier und dort einen Teller voll. Vertreter des Landes, der Landeshauptstadt und des Staatlichen Schulamts sind erschienen. Die Speisen scheinen zu munden, es wird gut zugegriffen.

Der gestrige bundesweite Tag der Schulverpflegung ist für die Landeshauptstadt Anlass, das Thema Mensaessen in den Blick zu rücken. Der Wiesbadener Sternekoch Michael Kammermeier vom Restaurant „Die Ente“ ist engagiert, um mit den Schülern die vier Speisen zuzubereiten, die diese zuvor selbst im Rahmen eines Wettbewerbs vorgeschlagen hatten. Mit dem Wettbewerb möchten die Initiatoren die Wünsche der Schüler für ein leckeres Mensaessen aufgreifen und die Caterer zur Nachahmung animieren. Gerade schneidet Kammermeier den verbrannten Teil eines Pfannkuchens ab. Es kann ja mal etwas schiefgehen. Dann streut er braunen Zucker in eine Pfanne, legt ein gutes Stück Butter dazu und zeigt einigen Mädchen, wie man die Pfannkuchenstücke karamellisiert.

Seit zehn Jahren unterstützt die Stadt das Projekt „Besser essen – Besser lernen – Besser drauf“, das zur Qualitätssicherung der Schulessen ins Leben gerufen wurde. „Das funktioniert gut“, sagt Reinhild Link, eine der beiden Ernährungswissenschaftlerinnen, die das Projekt begleiten. Standards für ausgewogene Ernährung seien festgelegt, die Lebensmittelauswahl um die Kriterien Frische und regionale Produkte erweitert und Salatbars eingeführt worden. Jeden Tag gebe es frisches Obst und vegetarische Gerichte; nur zwei mal in der Woche Fleisch und einmal Fisch, zu trinken nur Wasser. „Ziel ist, dass die Kinder Ausgewogenheit lernen und mehr als Pizza und Pommes kennen“, sagt Link. Oft dürfen sie mitwirken.

Dass es in Wiesbaden solchen Streit um das Mensaessen geben könnte wie kürzlich in Frankfurt, wo die Stadt über die Köpfe der Eltern hinweg sich für einen neuen Caterer entschied, hält Link für ausgeschlossen. An den 20 am Projekt teilnehmenden Schulen sind Mensakreise tätig, in denen Vertreter des Schulträgers, der Schulleitung, der Eltern, des Caterers und die Koordinatorinnen über Qualität und Probleme beraten. „Dass der Schulträger uns Verpflegungsbeauftragte zahlt, ist einmalig in Hessen“, sagt Link.

Die Verpflegungsbeauftragten sind es auch, die darauf achten, dass die Ernährungsziele eingehalten werden. Verkauft der Schulkiosk zu viel Schokoriegel, werde der Betreiber beraten, wie er belegte Brötchen oder andere gesunde Sachen anbieten könne, berichtet Verena Stoll, Fachberaterin für Schule und Gesundheit am Staatlichen Schulamt. Martina Meckel, beim Amt für soziale Arbeit für das Mensaessen zuständig, sagt sogar, dass das Projekt auch das Essen in den nicht teilnehmenden Schulen verbessere. „Wir erreichen dadurch alle Caterer in Wiesbaden, die Qualitätsstandards wurden angehoben.“ Die Schulen würden sich mit der Ernährung beschäftigen.

Die Schüler sind mit Freude bei der Arbeit. Die Kräuterbutter als besondere Geschmacksnote zum Würstchen hätten sie selbst angerührt, erzählen die Jungen der Ehlers-Schule stolz. Einer möchte Koch werden.

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