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Kalzium zur Entspannung der Bronchien Neue Asthma-Therapie

Kinder beim Lungefunktionstest in einer Asthma-Klinik.

Kinder beim Lungefunktionstest in einer Asthma-Klinik.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Wissenschaftler aus London haben eine neue Möglichkeit entdeckt, wie man chronisches Asthma künftig besser als bisher behandeln könnte. Das berichten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) unter Berufung auf eine aktuelle Veröffentlichung in der Fachzeitschrift PNAS. „Bei Patienten mit chronischem Asthma bronchiale kommt es zu langsam voranschreitenden, aber nicht mehr umkehrbaren Umbauprozessen in den Atemwegen, dem so genannten remodeling“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Dabei vermehren sich diejenigen Muskelzellen übermäßig, die die Bronchien ringförmig umschließen und die für Asthma typischen, krampfartigen Verengungen der Atemwege hervorrufen, sobald sie sich zusammenziehen. Solche Asthma-Anfälle können wir bisher nur symptomatisch mit Bronchien erweiternden und entzündungshemmenden Medikamenten behandeln.

Jetzt haben Forscher vom King’s College in London entdeckt, dass eine defekte Kalzium-Pumpe eine der Ursachen für die genannten Umbauprozesse bei Asthmatikern ist. Bei Gesunden sorgt diese Pumpe dafür, dass Kalzium-Ionen aus dem Zellplasma in einen speziellen Speicher innerhalb der Zelle (Sarkoplasmatisches Retikulum) abtransportiert werden. Das geschieht über bestimmte Proteine (SERCA2), die spezielle Porenkanäle in den Zellmembranen bilden, über die Kalzium-Ionen gezielt durchgeschleust werden können. Aus elektrophysiologischen Gründen können sich die Muskelzellen in den Bronchien nur entspannen, wenn das Kalzium aus dem Zellplasma herausgepumpt wird.“

Fortscheitende Umbauprozesse möglichst verhindern

Die Forscher um Tak Lee haben außerdem experimentell zeigen können, dass es in Zellkulturen nach einer molekularbiologischen Blockade der Kalzium-Pumpe zu einem verstärkten Wachstum der Muskelzellen in den Bronchien kommt und diese dann auch vermehrt entzündungsfördernde Substanzen freisetzen – also ganz ähnlich wie bei Asthmatikern. „Theoretisch müsste eine Instandsetzung der defekten Kalzium-Pumpe bei Asthmatikern durch die Gabe des ihnen fehlenden SERCA2-Proteins zu bewerkstelligen sein“, erklärt Köhler. „Auf diesem Wege hoffen die Wissenschaftler künftig nicht nur die gesundheitlichen Beschwerden von Asthmatikern lindern zu können, sondern auch die entzündlichen remodeling-Umbauprozesse in ihren Atemwegen aufhalten zu können.“

Quelle: ntv.de, DGP

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