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Sarah Heuberger

Tech Update N26 vs. Trade Republic – Inside-Recherchen zum Duell der Fintechgrößen

Sarah Heuberger
Ein Newsletter von Sarah Heuberger
Unser Newsletter „Tech Update“ liefert wöchentlich exklusive Recherchen, Analysen und News zu spannenden Start-ups und Innovationen. Diesmal: N26 gegen Trade Republic, Flix auf dem Weg zur Börse, Ärger für Temu, Apple und Nvidia.

Liebe Leserin, lieber Leser.

Aufgrund des langen Osterwochenendes melden wir uns schon am Donnerstag bei Ihnen. Weil Sie hoffentlich in den kommenden Tagen etwas abschalten und genießen können, schicken wir Ihnen hier gern ein paar Anregungen für spannende Lektüre. Und wie passend: Auch hier geht es oft um Anfang und Ende und teils wundersame Comebacks (wenn auch ohne Kreuz und Auferstehung).

Das sind unsere Topthemen diese Woche:

  • N26 vs. Trade Republic – wie sich die Fintechs attackieren

  • Flix an die Börse – Innenansichten des Bus-Start-ups

  • Täuschungsvorwürfe gegen Temu

Inside-Report: Duell ums Geld

Verteidiger und Angreifer: N26-Mitgründer Maximilian Tayenthal (l.) und Trade-Republic-CEO Christian Hecker machen sich in neuen Geschäftsfeldern breit

Verteidiger und Angreifer: N26-Mitgründer Maximilian Tayenthal (l.) und Trade-Republic-CEO Christian Hecker machen sich in neuen Geschäftsfeldern breit

Fotos: Mag. Sebastian Reich / Verlagsgruppe News / picturedesk.com / picture alliance; Liesa Johannssen / Trade Republic

Die beiden Berliner Unternehmen Trade Republic und N26 gehören zu Deutschlands größten und am höchsten bewerteten Start-ups. Der Neobroker und die Smartphonebank haben mit unterschiedlichen Produkten losgelegt und damit die etablierte Bankenwelt aufgeschreckt. Jetzt drängen sie ins Geschäftsfeld des jeweils anderen. Langsam, aber unaufhaltsam. Meine Kollegin Katharina Slodczyk hat ausführlich mit Trade-Boss Christian Hecker (34) und N26-Co-CEO Maximilian Tayenthal (43) gesprochen, dazu mit etlichen ihrer Investoren, aktuellen und früheren Mitarbeitern sowie Regulierern. Sie beschreibt, auch mit ein paar frischen Zahlen zum Geschäft, das Duell, das die digitale Finanzwelt bewegt . Und dessen Protagonisten unterschiedlicher kaum sein könnten.

Köpfe: Donald Trump ++ Emad Mostaque ++ Robin Rombach ++ Adam Neumann ++ Stephan von Erffa

Geht up: Kursentwicklung der Trump-Aktie Truth am ersten Handelstag in New York

Geht up: Kursentwicklung der Trump-Aktie Truth am ersten Handelstag in New York

Foto: Brendan McDermid / REUTERS
  • Donald Trump (77), Ex-US-Präsident, hat seine Social-Media-Plattform Truth Social per Spac an die Börse gebracht (Börsenkürzel sind seine Initialen DJT). Auf dem Papier ist der zuvor angeblich etwas klamme Trump nun mehrfacher Milliardär. Angesichts der Miniumsätze der Firma wird die Aktie indes schon als perfekte Short-Wette bezeichnet. Aber Achtung! Um es mit der Tech-Ikone Kara Swisher (61) zu sagen: Hier werden Social Media, Donald Trump und TikTok mit dem Meme-Stock-Phänomen gemixt . „Der Typ hat noch immer einen Ausweg gefunden - he is the luckiest fuck in America.“

  • Emad Mostaque (40) legt seinen CEO-Posten bei Stability AI nieder . Damit wird auch das nächste einst hochgelobte KI-Start-up durchgeschüttelt. Nach schon länger erhobenen Missmanagementvorwürfen bleibt kaum mehr als eine Hülle. Schließlich sind zentrale Entwickler wie der Deutsche Robin Rombach (31) auch schon gegangen . Vorschlag für einen neuen Firmennamen: Instability AI.

  • Adam Neumann (44), der spektakulär gescheiterte Gründer (geschasst mit einem Abschiedspaket von angeblich 1,7 Milliarden Dollar) des einstigen Mega-Start-ups WeWork (bekanntlich pleite), will es noch mal wissen. Er bietet rund 600 Millionen Dollar für Reste seiner einstigen Firma.

  • Stephan von Erffa (49), einst Chefbuchhalter von Wirecard, will nun offenbar doch auspacken. Bislang hatte er im Münchener Prozess um die Milliardenpleite geschwiegen, jetzt erwägt er wohl als zweiter von drei Angeklagten, ein Geständnis abzulegen, als Teil eines Deals, versteht sich. Wir warten gespannt auf seinen Auftritt, der für Mitte April angesetzt ist.

Was macht eigentlich Marissa Mayer?

  • Marissa Mayer (48) war in ihrer Zeit als Yahoo-CEO mal einer der Superstars der Techwelt. Dann gründete die Managerin ein Start-up namens Sunshine. Und mit genau dem bietet sie seit Neuestem  Apps zum Foto- oder Terminteilen an. Nun, nicht gerade Cutting-edge-AI-Kram, weiß auch Mayer. Sie zielt mit dem Nostalgie-Ansatz explizit auf ältere Zielgruppen. So ähnlich also wie früher schon bei Yahoo.

Round-up: Flix ++ Temu ++ Nvidia ++ Apple ++ Anthropic ++ FTX

Drive to Börsenparkett: Flix-Mitgründer und -Chef André Schwämmlein

Drive to Börsenparkett: Flix-Mitgründer und -Chef André Schwämmlein

Foto:

Florian Generotzky / DER SPIEGEL

  • Mit dem Bus- und Bahnbetreiber Flix strebt eines der deutschen Vorzeige-Start-ups an die Börse. Zwar schweigen die drei Gründer um CEO André Schwämmlein (42) eisern zu möglichen Details. Insider berichteten meinem Kollegen Michael Machatschke jedoch: Die Vorbereitungen für einen IPO seien quasi abgeschlossen, im Frühsommer könnte es losgehen. Machatschke hat für seine Recherche unter anderem mit Flix-Investoren und auch mit Schwämmlein selbst gesprochen, der ihm etliche „Proof-Points“ (O-Ton) präsentierte, warum Flix so besonders sei. Kostprobe: „Was uns ausmacht, ist unser Asset-light-Modell und wie wir künstliche Intelligenz und unsere eigenen Technologien nutzen.“ Die Frage ist: Reicht die Story für ein Uber in Grün? 

  • Der chinesische Billighändler Temu bekommt Ärger mit Deutschlands obersten Verbraucherschützern. Nach einer Abmahnung steht sogar eine Klage gegen die Shopping-App im Raum. „Temu verunsichert und übervorteilt die Verbraucherinnen und Verbraucher mit willkürlich erscheinenden Rabatten, fragwürdigen Bewertungen und manipulativen Designs, das muss aufhören“, erklärte Verbandschefin Ramona Pop (46).

  • Noch mehr Ärger bekommen Apple, Google und Meta. Auf Basis des Digital Markets Acts wittern die EU-Beamten Vergehen und haben ein Verfahren eröffnet.

  • Nvidia-Boss Jensen Huang (61) indes bekommt Ärger mit neuen Rivalen. Ein Konsortium aus Google, Intel, Qualcomm und anderen will das Quasi-Monopol des KI-Superstars angreifen.

  • Die Resteverwerter der Kryptobörse FTX (bekanntlich pleite) können sich über frisches Geld freuen. Sie verkaufen einen Großteil der Anteile, die Sam Bankman-Fried (32) einst für 500 Millionen Dollar an der KI-Wunderfirma Anthropic erworben hatte. 884 Millionen Dollar zahlt ein Konsortium , das vom Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi angeführt wird.

  • Apropos Sam Bankman-Fried: Das Strafmaß soll am heutigen Donnerstag in New York verkündet werden.

Chart der Woche:

Foto: manager magazin

Wer die Macht über die KI hat, kann auch die reale Welt beherrschen, lautet die gängige These. Insofern ist es schon spannend zu wissen, wo die meisten der absoluten KI-Cracks arbeiten. Es wird niemanden wundern: vor allem in den USA. 57 Prozent der globalen Forschungselite arbeiten dort (die mit Abstand meisten übrigens bei Google), obwohl nur 28 Prozent ursprünglich aus den USA stammen. Das geht aus einer aktuellen Studie eines US-Thinktanks des Paulson Institute  hervor. In Deutschland arbeiten immerhin 4 Prozent der weltbesten KI-Forscherinnen und -Forscher.

Skilling me softly: Prompten mit Gefühl

Kann künstliche Intelligenz Ehrgeiz oder Stolz auf ihre Arbeit entwickeln und sich so mehr Mühe bei den Ergebnissen geben? Eine neue Studie aus China, Hongkong und den USA zeigt, was schon länger vermutet wurde: Das ist nicht so abwegig, wie es klingt. Mit den richtigen EmotionPrompts lassen sich die Ergebnisse um bis zu 115 Prozent verbessern. Meine Kollegin Britta Domke hat die Studie ausgewertet und liefert auch ein paar konkrete Beispiele .

Error 404 – das hat noch gefehlt: KI beim Zähneputzen

Es ist erst rund zehn Monate her, da jubelte Salesforce-Boss Marc Benioff (59) vor Investoren zum Hypethema KI: „The coming wave of generative AI will be more revolutionary than any technology innovation that’s come before in our lifetime, or maybe any lifetime.“ Inzwischen scheint das innere Feuer erloschen zu sein. Als er durch einen US-Supermarkt streifte (wie oft er einkaufen geht, ist nicht überliefert), entdeckte er einen Stapel elektrischer Zahnbürsten von Oral-B. Und oben prangte groß drauf „with AI“, mit KI also. Benioff kommentierte trocken via X : „How will we know we have hit the top of the AI hype cycle?“

In diesem Sinne: Wir wünschen Ihnen ein schönes und sonniges Osterwochenende mit nicht zu viel Screentime – und das Zähneputzen nicht vergessen. Wir melden uns nach Ostern wieder, dann wieder wie gewohnt am Freitag.

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Fragen, Anmerkungen oder Kritik wie immer gern an: tech-update@manager-magazin.de .

Viele Grüße
Sarah Heuberger