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Das Röntgenteleskop Chandra ermöglicht einzigartige Bilder aus dem All: wie von der Kleinen Magellanschen Wolke.

© NASA/CXC/JPL-Caltech/STScI

Keine „extrem scharfen Bilder“ mehr?: Röntgenteleskop „Chandra“ droht das Ende

Aufnahmen von Schwarzen Löchern, Galaxienhaufen oder Neutronensternen – das Chandra-Teleskop hat den Horizont der Menschheit erweitert. Jetzt wird das Budget gekürzt. Forscher protestieren.

Seit knapp 25 Jahren liefert das RöntgenteleskopChandra“ wertvolle Daten von hochenergetischen Prozessen, die etwa in der Umgebung Schwarzer Löcher, in Galaxienhaufen und auf Neutronensternen ablaufen. Doch nun droht der Wissenschaftsbetrieb erheblich eingeschränkt und in den kommenden Jahren nahezu eingestellt zu werden, berichtet das Fachmagazin „Science“. Grund sind Budgetkürzungen der Nasa.

Forscher sind entsetzt. Das Teleskop, benannt nach dem indisch-amerikanischen Astrophysiker Subrahmanyan Chandrasekhar, mache unerreicht scharfe Aufnahmen, sei weiter stark nachgefragt in der Community. Noch 2022 hat ein Expertengremium der Nasa Chandra neben dem Hubble-Weltraumteleskop auf Platz eins der wichtigsten Missionen gelistet. Ein adäquater Ersatz sei nicht in Sicht, klagen die Röntgenastronomen, Chandra sei technisch fit genug, um weitere zehn Jahre zu beobachten. Auf der Webseite „www.savechandra.org“ haben sie eine Kampagne gestartet, um für einen umfassenden Weiterbetrieb zu werben.

30 Millionen US-Dollar weniger

Denn noch ist der Nasa-Haushalt für 2025 nicht verabschiedet. Im aktuellen Entwurf musste die US-Raumfahrtagentur 2,3 Milliarden Dollar gegenüber früheren Projektionen einsparen, um auf nunmehr 25,4 Milliarden Dollar zu kommen. Chandra erhielt 2023 noch knapp 70 Millionen Dollar, die Jahresbudgets würden den Plänen zufolge auf rund 40 Millionen Dollar und später noch deutlicher sinken bis auf fünf Millionen 2029.

Mit Teleskopen wie dem Chandra-Röntgenteleskop sind einzigartige Bilder aus dem All und Untersuchungen des Universums möglich: hier eine Supernova, die Explosion eines Sterns.
Mit Teleskopen wie dem Chandra-Röntgenteleskop sind einzigartige Bilder aus dem All und Untersuchungen des Universums möglich: hier eine Supernova, die Explosion eines Sterns.

© dpa/dpaweb/-

„Das würde kaum mehr als Archivpflege ermöglichen“, sagt Axel Schwope vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam. Er und sein Team nutzen Chandra-Daten seit Jahren, um beispielsweise Neutronensterne zu erforschen. „Unvorstellbare Objekte, die so viel Masse haben wie die Sonne, aber nicht einmal so groß sind wie Berlin.“ Die Wissenschaftler ermittelten, wie schnell die Objekte rotieren, wie deren Drehung verlangsamt wurde, wie schnell sie sich in ihren Galaxien bewegen. Aus solchen Daten lässt sich mehr über die Entwicklung des Universums erfahren.

Chandra macht extrem scharfe Bilder, die nie zuvor erreicht wurden und die auf absehbare Zeit nicht wieder gelingen“, sagt Schwope. Neben den detailreichen Aufnahmen liege die Stärke darin, Beobachtungen anderer Röntgenteleskope zu bestätigen.

Bei denen sieht es nicht gut aus. Das europäische Instrument „XMM Newton“, ebenfalls 1999 gestartet, werde mit aller Kraft am Laufen gehalten. „Da werden Ingenieure aus dem Ruhestand geholt, um die letzten Treibstoffreserven für die Lageregelung verfügbar zu machen.“

Von eRosita, dem Hauptinstrument des russisch-deutschen Satelliten „Spektrum-Röntgen-Gamma“, waren noch präzisere Daten der ersten Beobachtungsphase erwartet worden, doch mit Beginn des Ukrainekriegs wurde eRosita in einen Ruhemodus versetzt. Seitdem misst das Röntgenteleskop nicht mehr.

Die ESA plant ein großes Röntgenteleskop namens „New Athena“. Das wird allerdings nicht vor 2037 ins All geschickt werden.

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