Seitdem ChatGPT am Markt ist, ist nichts mehr so wie vorher: Künstliche Intelligenz (KI) gilt als das „nächste große Ding“, erobert mehr und mehr alle Bereiche unseres Lebens. Vor allem auf dem Technik-Sektor schießen die Innovationen gefühlt wie Pilze aus dem Boden. Auf Messen wie der CES (fand im Januar in Las Vegas statt) führten vor allem US-amerikanische und asiatische Unternehmen zuletzt ihre KI-Entwicklungen vor. Und machten mit ihren Produkten deutlich: Wer jetzt in Sachen KI nicht mitzieht, verliert womöglich für immer den Anschluss und fällt im internationalen Wettbewerb sehr weit zurück.

KI aus deutschen Landen

Je mehr KI-Erfindungen den Markt fluten, desto lauter wird deshalb der Ruf nach konkurrenzfähigen Entwicklungen „Made in Germany“. Skeptiker befürchten, dass wir das Rennen verlieren, wenn wir uns hierzulande weiterhin auf die traditionellen Exportschlager wie Automobile und Maschinenbau fokussieren. Dass Deutschland nicht den Anschluss in Sachen KI verliert, dafür sorgt unter anderem der Software-Campus. Das Förderprogramm ist darauf spezialisiert, Nachwuchsprojekte im Informatik-Umfeld zu koordinieren, und hat in den vergangenen Jahren im Auftrag von Unternehmen und Konsortien zahlreiche Projekte realisiert, unter anderem Gründer-Wettbewerbe, Innovationsnetzwerke und Scoutingprojekte. Unterstützt wird der Software-Campus unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Projekte auch mit finanziellen Mitteln ausstattet. Bei immer mehr der über den Software-Campus geförderten Erfindungen geht es auch um KI. Von klinischen Erfindungen bis hin zu Apps, die wir alle im Alltag verwenden können, ist alles dabei. COMPUTER BILD hat sich exemplarisch drei aktuelle KI-Projekte angeschaut. Sie zeigen nicht nur, wozu KI heute schon in der Lage ist. Sondern auch, dass sich auch in Deutschland vieles in die richtige Richtung bewegt.

KI-Innovationen, 'Made in Germany'
So erleben die Probanden die OP-Situation.
Foto: Mansi Sharma

Übung für Lebensretter

An der Uniklinik Homburg stehen 20 Menschen an Tischen, in voller Montur mit Kittel, Mundschutz und VR-Brille. Die jungen Leute machen seltsame Bewegungen, streichen durch die Luft, als würden sie etwas zerteilen, ziehen eine imaginäre Masse auseinander und schauen hinein. Was die angehenden Mediziner dort machen, ist keine Theater-Performance. Vielmehr führen sie eine virtuelle OP durch. Entwickelt hat das Ganze Mansi Sharma. Sie hat ein System erfunden, mit dessen Hilfe in Echtzeit Operationen geübt werden können.
KI-Innovationen, 'Made in Germany'
Mansi Sharma will mit ihrer KI-Entwicklung Chirurgen von morgen fit machen.
Foto: Mansi Sharma
Zum Einsatz kommen dabei VR-Brillen, die durchaus fürs Gaming geeignet wären. Die Software basiert auf Unity, einer Engine, die auch bei Computerspielen zum Einsatz kommt. Bei dem Experiment in Homburg messen Elektroden am Kopf der Medizinstudenten deren Gehirnaktivität. Zusammen mit Eye-Tracking geben sie Aufschluss über die Wahrnehmung der Studenten und den Grad ihrer Belastung. Mit ihrem Experiment erhofft sich Mansi Sharma Antworten auf essenzielle Fragen wie: Wie viele Informationen können Chirurgen verarbeiten? Welche Situationen stressen so sehr, dass sie belasten? Und wie viel Wissen brauchen die Mediziner, um präzise arbeiten und die richtigen Entscheidungen treffen zu können?

Die besten 5G-Smartphones bis 400 Euro

Platz 1
Testsieger
Xiaomi
Platz 2
Xiaomi
Platz 3
Samsung
Platz 4
Honor
Platz 5
Nothing
Platz 6
Motorola
Platz 7
HTC
Platz 8
Google
Platz 9
Xiaomi
Platz 10
Samsung
Komplette Liste: Die besten 5G-Smartphones bis 400 Euro

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Dank einer unterstützenden KI lassen sich Sehstörungen schon bei Kleinkindern feststellen.
Foto: Marius Gerdes/KIT - Karlsruhe Institute of Technology

Früherkennung in der Augenheilkunde

Oversee – so nennt Marius Gerdes sein KI-Projekt. Am Karlsruher Institut für Technologie entwickelt der Doktorand ein System, dass Sehschwäche sehr früh entdeckt. „Oft wird zu spät erkannt, dass Kleinkinder schlecht sehen. Sie können noch nicht in Worte fassen, wie gut sie Dinge erkennen“, so Gerdes. Dabei gebe es eine Möglichkeit, die Sehfähigkeit zu messen: über die Gehirnaktivität. Im Oversee-Projekt messen Gerdes und sein Team mit einem EEG (Elektroenzephalogramm) am Hinterkopf die Hirnströme, die beim Eintreffen des Reizes entstehen. „Wir verwenden für den Sehtest ein Schachbrettmuster, das blinkt. Solange die Testperson die Felder erkennt und blinken sieht, reagiert ein bestimmtes Hirnareal. Nun verändern wir die Größe der Schachbrettfelder. Reagiert das Gehirn nicht mehr auf das Blinken, empfindet die Testperson die Felder als so unscharf, dass sie ineinander verschwimmen und als „Grau“ erschienen. Das markiert den Punkt, an dem die Schwäche des Auges beginnt“, erklärt Gerdes.
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Marius Gerdes leitet das Oversee-Projekt.
Foto: Marius Gerdes/KIT - Karlsruhe Institute of Technology
Die eingesetzte KI kann dabei sehr viele Daten verarbeiten, Störungen besser ausblenden und wurde von neuronalen Netzen inspiriert. Diese Netze sind in der Lage, komplexe Signale, die das EEG liefert, zu analysieren und körperliche Befindlichkeiten wie Müdigkeit oder Verkehrslärm unbeachtet zu lassen. Der Test bringt so wesentlich genauere Ergebnisse als herkömmliche statistische Methoden.

KI-Innovationen, 'Made in Germany'
Die Point-App will Nachrichten aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Foto: Point

Neue Perspektiven dank KI

Bald kommt mit Point eine Smartphone-App, die News anders aufbereitet als herkömmliche Kanäle. Die gewohnten Suchmaschinen zeigen Nachrichten-Ergebnisse mithilfe eines Algorithmus an, der sich an den bisherigen Lesegewohnheiten des Konsumenten orientiert. „Wir wollen aus diesem Kreislauf ausbrechen und die Nachrichtenempfehlungen neu gestalten“, erklären Tanise Ceron und Amelie Wührl von Point. „Dabei priorisieren wir Nachrichtenartikel aus verschiedenen Quellen, die unterschiedliche Perspektiven auf dasselbe Ereignis anbieten. Dieser Prozess ist KI-gestützt: Wir trainieren und bewerten sorgfältig KI-Modelle, damit sie in der Lage sind, automatisch Perspektiven in Texten zu erkennen.“
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Tanise Ceron gehört zum Point-Team.
Foto: Point
Um diese Empfehlungen so transparent wie möglich zu machen, informiert die Point-App die Nutzer auch über die Perspektive, die ein Artikel abdeckt. Extremistische Kanäle soll die Anwendung dabei übrigens von vornherein erkennen und ausblenden. Wann die App kommt, steht noch nicht fest. Geplant ist aber eine Zusammenarbeit mit Nachrichtenagenturen und Verlagen. Ein Point-Abo-Modell soll etwaige Bezahlschranken aufheben.