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Der Tesla-Plaid-Angreifer Taycan Turbo GT - bis dato stärkster Porsche startet

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Als Version mit dem Weissach-Paket gibt es zwingend den großen feststehenden Flügel. Die ebenfalls irre schnelle Basisversion des Porsche Taycan Turbo GT wirkt optisch schön schlicht.

Als Version mit dem Weissach-Paket gibt es zwingend den großen feststehenden Flügel. Die ebenfalls irre schnelle Basisversion des Porsche Taycan Turbo GT wirkt optisch schön schlicht.

(Foto: Porsche)

Als Tesla mit den Plaid-Modellen erstmals über 1000 PS zu vertretbaren Preisen einführte, war das eine Sensation. Porsche hat sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen und abgewartet. Nun startet der Taycan Turbo GT sogar mit über 1100 PS.

Irgendwie war es klar. Dass Tesla den ersten Stromer zum bürgerlichen Kurs (klar, die Rede ist immer noch von sechsstelligen Preisen, aber eben nicht von siebenstelligen) mit 1020 PS auf den Markt gebracht hatte, konnte Porsche nicht kaltlassen. Aber hektisch wirkten die Zuffenhausener jetzt nicht. Immerhin wurde der Plaid bereits im Jahr 2020 vorgestellt, so gingen mehrere Jahre ins Land.

Doch im Frühjahr 2024 ist es endlich so weit: Der Taycan Turbo GT ist da! Statisch wurde er ja bereits vorgestellt. Nun hat Porsche auch Externe hinter das Steuer gelassen. Allerdings vorerst noch nicht auf der öffentlichen Straße, sondern auf dem Track, wo sich die Schwaben ihre schnellste und stärkste elektrisch angetriebene Limousine durchaus vorstellen können. Ach was! Von wegen stärkste elektrisch angetriebene Limousine, der Taycan Turbo GT ist der bisher stärkste Porsche überhaupt mit 1108 PS!

Der große Sichtcarbon-Spoiler trägt das Logo des Weissach-Pakets. Der Athlet glänzt mit 220 Kilogramm Abtrieb.

Der große Sichtcarbon-Spoiler trägt das Logo des Weissach-Pakets. Der Athlet glänzt mit 220 Kilogramm Abtrieb.

(Foto: Porsche)

Dabei dürfte der Express-Stromer vermutlich häufiger als komfortables Reisetool genutzt werden statt als wilde Track-Sau. Die gewichtsreduzierte Extrem-Version mit sogenanntem Weissach-Paket und bloß zwei Sitzplätzen (die Rücksitze entfallen, damit der Schwabe leichter wird) plus markantem, feststehendem Spoiler wird wohl eher der Exot auf der Straße sein, würde man erwarten. Und im Vergleich zu Tesla ist Porsche mit bestimmten Werten etwas zurückhaltender. Das Unternehmen verspricht nicht wie die US-Amerikaner 322, sondern "nur" 305 km/h. Aber diese Höchstgeschwindigkeit gilt lediglich für die Variante mit dem Weissach-Paket.

Taycan Turbo GT macht bis zu 305 km/h

Ausgefallene Farbgebungen machen den an sich schlicht wirkenden Porsche Taycan spannender. Hunderte Töne sind erhältlich.

Ausgefallene Farbgebungen machen den an sich schlicht wirkenden Porsche Taycan spannender. Hunderte Töne sind erhältlich.

(Foto: Porsche)

Der konventionelle Turbo GT macht "schon" bei 290 km/h Schluss. Laut Porsche sei wegen der Reifensicherheit nicht mehr machbar angesichts eines Gewichts von rund 2,4 Tonnen. Was Rundenzeiten auf dem Track betrifft, endet Porsches Zurückhaltung indes. Und man spürt einen Hauch von Stolz, wenn die Stuttgarter kommunizieren, dass der Taycan Turbo GT den Rundenrekord als schnellstes elektrisch angetriebenes Serienauto auf dem 3,6 Kilometer langen Rennkurs Laguna Seca in Kalifornien aufgestellt hat (unter einer Minute und 28 Sekunden). Und auf der Nordschleife treibt der Turbo GT sein Unwesen freilich auch. Entwicklungsfahrer Lars Kern hat mit einer Vorserienversion des bisher stärksten Serienporsche bloß knapp sieben Minuten und acht Sekunden für rund 20 Kilometer Strecke benötigt. Das ist übrigens auch schneller als jeder bisherige Viertürer (antriebsartunabhängig). Klingt spannend.

Daher lässt Porsche die ersten Journalisten mit einem Turbo GT ebenfalls auf den Track. Allerdings handelt es sich diesmal um den etwas mehr als vier Kilometer langen Circuito Monteblanco in Andalusien. Man muss sagen, dass diese erste Fahraktivität bloß eine Kostprobe ist. Die zu einem späteren Zeitpunkt folgenden Fahrten auf der Straße werden dann noch einmal andere Eindrücke zutage fördern.

Auch die Turbo-GT-Varianten verfügen über ein rot beleuchtetes Markenemblem.

Auch die Turbo-GT-Varianten verfügen über ein rot beleuchtetes Markenemblem.

(Foto: Porsche)

Dass sich der Turbo GT unglaublich schnell anfühlt, ist klar. Allerdings hat er hier auf dem noch regenbedingt leicht feuchten Untergrund selbst trotz Allradantriebs Traktionsprobleme. Aktiviert man den sogenannten "Attack Mode", gibt der GT noch einen zusätzlichen Kick dank 163 Mehr-PS für zehn Sekunden. Dann geht es mit 1108 Pferden Richtung Horizont. Aber kaum spürst du den Druck im Rücken, musst du brutal in die Eisen, weil dir schon die nächste Kurve entgegenfliegt.

Taycan-Topmodell wird zum Racer

Leichte Sitze (wie hier zu sehen) gibt es auf Wunsch ebenso wie komfortablere Stühle.

Leichte Sitze (wie hier zu sehen) gibt es auf Wunsch ebenso wie komfortablere Stühle.

(Foto: Porsche)

Spannend zu wissen wäre jetzt, wann das sogenannte Derating einsetzen würde, wenn man lange am Rande der Volllast operiert. Also der Punkt, an dem die Leistung des elektrischen Antriebs nachlässt. Ein generelles Problem, mit dem elektrische Antriebe viel stärker zu kämpfen haben als Verbrenner. Ein paar Kilometer Track machen dem Strang jedenfalls nichts. Und die Techniker haben stark belastete Komponenten beim Topmodell leistungsfähiger ausgelegt. So arbeitet für den Hinterachsmotor des Turbo GT ein Pulswechselrichter mit 900 statt 600 Ampere Stromstärke. Und als Halbleitermaterial kommt Siliziumkarbid zum Einsatz, das die Wärme beispielsweise besser abführt als Silizium.

Für aktive Motorsportfans ist das Weissach-Paket natürlich unabdingbar. So sorgt der prägnante Sichtcarbon-Flügel mit aufgebrachtem Logo des Weissach-Pakets an den Seiten für 220 Kilogramm Gesamtabtrieb, um eine deutlich bessere Querperformance zu erzielen. Doch auch der simple Sprint auf Landstraßentempo gelingt mit dem um 70 Kilogramm gegenüber der Turbo-GT-Basisversion reduzierten Sportler fixer: in 2,2 statt 2,3 Sekunden. Von 0 auf 200 km/h verliert das konventionelle Turbo-GT-Modell zwei Zehntel. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass er diese Disziplin mit 6,6 Sekunden immer noch wahnsinnig schnell abhandelt. Kein Wunder, wüten im Boost doch ungeheure 1340 Newtonmeter an Drehmoment.

Kann der Taycan Turbo GT auch Alltag?

Bleibt die Frage, ob der Turbo GT mit seiner brachialen Leistung überhaupt noch ein geeigneter Alltagstourer sein kann. Allerdings: Man muss nicht die serienmäßigen Vollschalensitze aus CfK ertragen, sondern kann stattdessen die komfortablen "Adaptiven Sportsitze Plus" bekommen mit elektrischer 18-Wege-Verstellung. Ach ja, und natürlich verspricht der Hersteller auch für das Topmodell die außergewöhnliche Ladeperformance analog zu den schwächeren Ausführungen. Ein Blick auf die WLTP-Reichweite von bis zu 555 Kilometern lässt dann ebenfalls auf eine gewisse Alltagstauglichkeit schließen.

Umso mehr wäre der Turbo GT der ultraschnelle Universal-Reiseprofi. Zum Schluss noch einmal ein Wort zu vierstelligen PS-Werten: Neben dem Zuffenhausener sowie den Tesla-Plaid-Modellen mischt auch Lucid mit im 1000-PS-Club. Die Frage, ob der Wettbewerb jedoch auch eine Fahrwerkspräzision à la Porsche hinbekommt, ruft Skepsis hervor. Man muss allerdings auch in der Lage und willens sein, einen Listenpreis von mindestens 240.000 Euro zu akzeptieren. Richtig getippt, der Porsche Taycan Turbo GT ist bereits im Konfigurator gelistet und darf bestellt werden.

Quelle: ntv.de

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