Letzter Reaktor im AKW Saporischschja in Kaltzustand

Der letzte Reaktor des zuletzt mehrfach unter Beschuss geratenen Atomkraftwerks Saporischschja im Süden der Ukraine ist in den Kaltzustand versetzt worden. Damit seien nun alle sechs Reaktorblöcke im Kaltzustand, Radioaktivität sei bei der Prozedur nicht ausgetreten, teilte die von den russischen Besatzungstruppen eingesetzte Kraftwerksleitung heute mit.

Das mit einer Leistungsfähigkeit von knapp sechs Gigawatt potenziell größte Atomkraftwerk Europas wurde kurz nach dem Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine von russischen Truppen besetzt – und später vermint. Mehrfach geriet es unter Beschuss, worauf international die Sorge vor einem Atomunglück stieg. Beide Kriegsparteien werfen sich gegenseitig immer wieder vor, einen Vorfall am AKW provozieren zu wollen.

Wegen dieser Gefahr wurde das Kraftwerk bereits im September 2022 heruntergefahren. Allerdings befand sich dabei mehrfach wechselnd ein Block noch im Warmzustand. In diesem Zustand produziert der Reaktor keinen Strom, sondern Dampf, der für den Bedarf der Anlage verwendet wird. Der Kaltzustand gilt als der sicherste – dann sind die Blöcke auf niedrigen Druck heruntergefahren und werden durch kaltes Wasser gekühlt.

Ukraine baut neue Reaktoren

Im Westen der Ukraine wurde unterdessen zuletzt der Grundstein für zwei weitere Atommeiler gelegt. Im Beisein von Energieminister Herman Haluschtschenko und der US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, wurde damit der Bau für die Reaktorblöcke fünf und sechs des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj offiziell eröffnet, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraina. Die Zeremonie soll am Donnerstag stattgefunden haben, wurde aber aus Sicherheitsgründen erst jetzt bekannt.

Die Bauzeit für einen Reaktor wird auf vier bis fünf Jahre geschätzt. Eine schnelle Lösung für die Probleme bei der Energieversorgung der Ukraine stellen die neuen Reaktoren damit nicht dar.

Russland, das vor mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet hat, beschießt systematisch Anlagen der Energieversorgung des Gegners. Zuletzt nahm es speziell Wärme- und Wasserkraftwerke mit seinen Raketen unter Beschuss – die ukrainische Flugabwehr ist angesichts der Vielzahl von Attacken überlastet.