Jever - „Jugendliche sollten lebensnahe und positive Erfahrung mit Kirche machen und bestenfalls diese auch mitgestalten’ können“, erklärt Diakon Fredo Eilts das Konzept der Konfirmandenzeit statt Konfirmandenunterricht. Viele Gemeinden haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, so Eilts. Die Verbindung von theologisch-pädagogischer Arbeit, gemeinsamer Freizeit und Aktionen sieht er als eine Chance persönlichen Glauben zu erleben und greifbar zu machen und damit die Tür zur einer offenen und lebensnahen Kirche zu öffnen. Denn Glaube kann man nicht lernen, Glaube ist ein starkes und existenzielles Gefühl, das man erleben und erfahren muss. Diesen Weg geht auch Diakon Fredo Eilts mit den Konfirmanden aus den Kirchengemeinden Cleverns-Sandel und Jever.
Moderner Kreuzweg
Mit einer didaktischen Mischung aus Kunst, Werken, Theologie und Spiritualität fand Eilts den Zugang zu den Konfirmanden über viele Jahre. Dafür wurde am Wochenende das Passionsgeschehen in sechs Workshops im Pfarrhaus Cleverns mit rund 30 Konfirmanden durchgeführt. Dazu gehörte „Die Sache mit dem Kreuz“ als Kreuzgestaltung auf Holz und Airbrushbildern zu Passionssymbolen. Am Beispiel Hahn des Petrus wurde die Thematik Verrat und Vertrauen diskutiert. Die 14 Kreuzwegstationen wurden erklärt und mit Tüchern der Einzug Jesu in Jerusalem nachempfunden. Eilts berichtete auch, dass es keine Prüfung mehr gibt, so wie früher. Ein Bildertisch wird ermöglicht, mit 40 Fotos zum Thema Religion und Glaube. Daraus suchen sich die Konfirmanden ein Bild aus, zu dem ein Übertragungsgespräch mit dem Thema Glaube geführt wird. Resümiert wurde darüber, was die Jugendlichen in den zwei Jahren der Konfirmandenzeit zum Glauben erfuhren, was fehlte, oder was sie nicht verstanden haben. Denn, so Eilts: „Jugendliche müssen gerade hier sehr ernst genommen werden“.
„Es geht um Begeisterung für die Sache mit Gott und Glaube. Und das kann man nun mal eben auch nur in einer lebendigen Gemeinschaft erfahren. Nur so wird Kirche möglich und auch anders ermöglicht, sonst wären wir absolut stehen geblieben. Nicht Glauben rezitieren, sondern verstehen können ist das Ziel. Learning by doing (deutsch: Lernen durch Handeln)“, sei ein gutes Rezept in einer Welt der Entfremdung, in der alles per Taste geregelt wird. Die Konfirmandenzeit ist dabei kein Religionsunterricht, so wie viele ihn aus ihrer Konfirmandenzeit aus den 70ern und 80ern kennen. Konfirmandenzeit ist auf keinen Fall leistungsbezogen, so der Seelsorger und Religionspädagoge, der auch mit halber Stelle am Schulzentrum in Hohenkirchen als Fachlehrer für Religion und als Schulseelsorger arbeitet und mit der anderen Hälfte vor kurzem das Pfarramt Jever drei in Cleverns übernommen hat.
Das Team
„Die ev.- luth. Kirche in Oldenburg ist vor 15 Jahren einen neuen Weg gegangen: ,Konfizeit – da kannst du was erleben’. Dieses Konzept ist auf erlebnis- und vermittlungsorientierte Konfirmandenarbeit ausgerichtet“, so Eilts. „Wichtig ist es, die Jugendlichen da hinzuführen, was sie selber Glauben können und wollen.“ Auswendig gelernt werden heute meist nur noch das Vater Unser, das Glaubensbekenntnis, Psalm 23 und die Zehn Gebote. Das bestätigen auch die Teamer, die selbst in solchen Konfirmandenmodellen groß geworden sind und sich jetzt selber wertvoll einbringen. Monika Eilts-Janßen und Bettina Heyne sind im Hintergrund als erwachsene und lebenserfahrene Personen dabei, junge Menschen wie Emma Behr, Ellena Bill und Sophie Niemand bringen sich inhaltlich und spielerisch ein und planen auch die Treffen und Aktionen mit. Sie sind auf Seminaren dafür vorbereitet worden.