Honda patentiert Kamera-Technik
Frontkamera für die Africa Twin

Technologie-Transfer aus dem Automobilbau: Bei Honda werden nicht nur Radarsysteme, sondern auch Kamerasysteme entwickelt. Für die Honda CRF 1100 Africa Twin liegen entsprechende Patentzeichnungen vor.

Honda Patent Front Camera Africa Twin Kamera (2022)
Foto: Honda

Radarsysteme sind bereits bei BMW, KTM und Ducati im Einsatz. Und bei Yamaha ab 2023 ebenfalls. Auch Honda hat sich entsprechende Systeme für die Gold Wing oder die Africa Twin bereits patentieren lassen. Obwohl noch keines der Honda-Systeme in Serie gegangen ist, hat Honda sich ein System zur Verkehrsüberwachung patentieren lassen, das per Kamera Informationen über den vorausfahrenden Verkehr sammelt und fahraktive Sicherheitssysteme mit Daten versorgt.

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Smartphone-Technik für Motorräder von Honda

Nun dürfen wir uns das Thema Kamera hier nicht vorstellen wie ein Gehäuse mit Linse und entsprechender Brennweite. Honda scheint viel mehr daran zu denken, Kameratechnik wie in Digitalkameras oder Smartphones zu nutzen, was je nach Systemvielfalt mehrere Sensoren mit unterschiedlichen Eigenschaften bedeuten kann, wobei CMOS, CCD und MOS-Bauweise die verbreiteten sind. Honda plant in diesem Patent wie gewohnt sehr ganzheitlich und bringt die Sensoren im oder am Scheinwerfergehäuse unter. Hier liegen sie geschützt hinter der Streuscheibe und sind zusätzlich von anderen Lichtquellen seitlich des Motorrads abgeschirmt.

Kamera-Halterung separat patentiert

Honda geht sogar so weit ins Detail, eine spezielle Halterung für die Frontkamera zu entwickeln und separat zu patentieren. Am Beispiel der CRF 1100 Africa Twin ist diese Halterung unter den LED-Scheinwerfern positioniert. An dieser Stelle ist die Kamera – hier bestehend aus zwei optischen Sensoren – ist die Kamera einigermaßen gegen Steinschläge oder andere Beschädigungen geschützt. Zudem ist die Kamera in der raffinierten Halterkonstruktion nicht starr, sondern schwingungsentkoppelt aufgehängt, um Stöße aus dem Fahrwerk und Vibrationen vom Antrieb zu dämpfen. Im Patent ist sie modellspezifisch an die Africa Twin angepasst, für andere Modelle wäre sie adaptierbar.

Radar vs. Kamera und Lidar

Es ist der Entwicklung im Automobil nicht unähnlich und neben einer technischen zeitgleich eine philosophische Frage: Radar, Lidar oder Kamera. Im besten Fall alle drei, da die unterschiedlichen Methoden unterschiedliche Stärken haben, die die Schwächen der anderen ausgleichen. Dem Radar ist das Wetter oder die Tageszeit herzlich egal, dafür kann es aber keine optischen Impulse wie Schilder oder Bremslichter erkennen. Das kann die Kamera umso besser, sie muss das Gesehene nicht erst noch interpretieren. Die Vorteile von Radar und Kamera verbindet das Lidar: quasi Detektion per Laser. Doch dessen Basissysteme haben bewegliche Bauteile, die viel Bauraum fordern und moderne Solid-State-Lidar sind selbst bei Autos eher noch Neuland als etabliert. Zusätzlich brauchen Lidar-Systeme, wie Radar, noch einen Prozessor zum Interpretieren des "Gesehenen".

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Fazit

Es überrascht nicht, dass Honda als weltgrößter Motorradhersteller und auch Autohersteller sich am Technologie-Transfer von den Automobilen hin zu den Motorrädern beteiligt. Parallel zu Radarsystemen entwickelt Honda auch Kamerasysteme für Motorräder. Und die scheinen weit fortgeschritten, bis ins Detail. Sogar eine spezielle Halterung für die Frontkamera hat Honda inzwischen patentieren lassen. MOTORRAD ist gespannt, was da wie und wann in die Serienproduktion einfließt.

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Erscheinungsdatum 26.04.2024